Wer hat es geprägt und was steckt dahinter? Das Projekt „Das Neue Frankfurt“ feiert 2025 sein 100-jähriges Bestehen. Ab dem 10. Mai lädt es mit einer Vielzahl von Ausstellungen und Veranstaltungen dazu ein, über die Gestaltung von Gesellschaft gestern, heute und morgen nachzudenken.

Eine Stadt denkt sich neu
Unter dem programmatischen Titel „Das Neue Frankfurt“ wurde die Stadt ab 1925 unter Oberbürgermeister Ludwig Landmann zu einem Laboratorium für einen umfassenden gesellschaftlichen und gestalterischen Aufbruch. Das interdisziplinäre Projekt vereinte Architektur, Design, Kunst und Kommunikation mit dem Ziel, sämtliche Lebensbereiche zu durchdringen und – im Einklang mit industriellen Entwicklungen – eine neue urbane Gesellschaft zu gestalten. Im Mittelpunkt stand der Anspruch, Gestaltung und soziales Engagement als untrennbare Einheit zu denken: lösungsorientiert, am konkreten Bedarf ausgerichtet und frei von dogmatischen Prinzipien. In diesem Jahr feiert „Das Neue Frankfurt“ sein 100-jähriges Bestehen. Zahlreiche Museen und Kultureinrichtungen der Stadt würdigen das Jubiläum mit Ausstellungen, Veranstaltungen und einem vielfältigen Begleitprogramm, das die Ideen, Wirkungen und die Aktualität dieses visionären Projekts neu erfahrbar macht.
Zwischen Erinnerung und Aufbruch
In seiner Kernausstellung „Was war das Neue Frankfurt?” fragt das Museum Angewandte Kunst ab 10. Mai nach den Grundideen, Protagonist*innen und der gesellschaftlichen Relevanz des Neuen Frankfurt – damals wie heute. Ebenfalls am 10. Mai startet die Ausstellung „Yes, we care“, die sich der Gemeinwohlorientierung als zentrales Leitmotiv von Stadtgestaltung widmet und Parallelen zur heutigen Care-Krise zieht. Mit „Jazzklub Frankfurt 2025“ richtet das Museum ab 25. September den Fokus auf Jazz als klangvolle Ausdrucksform der Moderne und lebendigen Bestandteil städtischer Identität. Die Ausstellung „Aufbruch zur modernen Stadt“ beleuchtet ab 10. Oktober im internationalen Vergleich mit Wien und Hamburg, wie unterschiedlich die städtebaulichen Reformbewegungen der 1920er Jahre ausfielen – und was wir heute aus ihnen lernen können.
Das Jüdische Museum in Frankfurt am Main wiederum beleuchtet ab 20. Mai die Rolle jüdischer Akteure im Modernisierungsprozess. Namen wie Landmann, Asch oder Flesch stehen für eine kosmopolitische, offene Stadtgesellschaft, deren Werte heute neu befragt werden müssen. Das Historische Museum richtet vom 18. Juni 2025 bis 1. Februar 2026 im Stadtlabor den Blick auf die „Wohnungsfrage“ und schlägt mit drei exemplarischen Siedlungen eine Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart. Auch das Deutsche Architekturmuseum fragt vom 28. Juni bis zum 2. November unter dem Titel „Stadt Bauen Heute?“, wie die Prinzipien von damals heutigen Stadtquartieren Impulse geben können.
Doch es bleibt nicht bei musealen Reflexionen: Lampionfeste in den historischen Siedlungen lassen das soziale Miteinander der 1930er-Jahre neu aufleben, das mayhaus wird mit einem temporär neu eingerichteten Musterhaus zum Experimentierraum für zukunftsfähiges Wohnen, und digitale Formate wie die Frankfurt History App laden zur architektonischen Spurensuche ein.
Das Jubiläum ist mehr als ein Rückblick. Es ist ein Auftakt: Denn mit dem Titel World Design Capital 2026 steht die Region RheinMain bereits im kommenden Jahr erneut im Zeichen gestalterischer Visionen. „Design for Democracy – Atmospheres for a better life“ knüpft an das Neue Frankfurt an und führt dessen Anliegen ins 21. Jahrhundert.
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