Die klassische italienische Caffetiera von Bialetti ist längst weit über die Grenzen Italiens hinaus zum Volksgut geworden. 2023 feierte die achteckige Moka-Kanne aus Aluminium ihren neunzigsten Geburtstag. Die Brüder Camillo, Cezaro und Alfonso Bialetti hatten in den 1920er Jahren in ihren Werkstätten in Norditalien Haushaltsgegenstände aus Aluminium hergestellt. Alfonsos Sohn Renato übernahm den Familienbetrieb, und nachdem die technischen Probleme bei der Herstellung der nach dem Perkolator-Prinzip arbeiteten Kanne gelöst waren, brachte Bialetti 1933 die vollkommen aus Aluminium gefertigte „Moka Express“ auf den Markt. Von der fast überall einsetzbaren Caffetiera wurden bis heute weltweit rund 300 Millionen Exemplare verkauft. Um die Konkurrenz zu übertrumpfen stellte der umstrittene Unternehmer immer neue Varianten und Kopien seines Produkts her, wobei er wenig Interesse zeigte, Aufzeichnungen, Prototypen und weiteres Archivmaterial aufzubewahren.
Um die so entstandene designhistorische Lücke zu füllen, begann der in Athen und Brüssel lebende Künstler David Bergé, Bialetti-Maschinen in Ruinen in der Nähe der Fabrik, auf Second-Hand-Märkten und in Flagship-Stores zu sammeln. Unter dem Titel „A Bialetti Catalogue“ zeigt das Leipziger Grassimuseum noch bis zum 18. Februar eine Auswahl seiner Funde in einer kleinen Foyer-Ausstellung. In Buchform hat Bergé zudem seine Vorstellung eines möglichen Bialetti-Katalogs vorgelegt. Die im Leipziger Verlag Spector books erschienene Publikation gibt Einblick in die feinmechanischen Herstellungsprozesse, wobei sie sich auf Aussagen der Industriellenfamilie, früherer Fabrikarbeiter*innen, Sekretärinnen und Gewerkschaftsvertreter*innen stützt.
A Bialetti Catalogue – Sammlung David Bergé
02.11.23 – 18.02.24
GRASSI Museum für Angewandte Kunst
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