Rasch etwas notieren, was einem aufgefallen ist oder was man auf keinen Fall vergessen möchte: Notizbücher, Bullet Journals und Tagebücher helfen, etwas von all dem Flüchtigen festzuhalten, was sonst im Dunkel des gelebten Augenblicks zu verschwinden droht. Zumal solch analoge Kladden und Notizbücher schneller zur Hand sind und sich einfacher nutzen lassen als ihre elektronischen Nachahmer. Schon deshalb nehmen die Stück für Stück mit Erlebtem, Beobachtetem und allerlei Memos angefüllten Notationshilfen im Leben vieler Menschen eine wichtige Funktion als strukturierendes Medium ein. Tagebücher können zudem zu Zeitdokumenten werden – stammen sie von Schriftsteller* innen oder Künstler*innen, sogar Kunstwerke.
Das Klingspor Museum in Offenbach am Main hat eindrucksvolle Beispiele in seiner Sammlung. Der Bogen spannt sich von Arbeiten des Konzeptkünstlers Dieter Roth über Barbara Fahrners Aufzeichnung aus New York während des islamistischen Terroranschlags im September 2001 bis zum zeitgenössischen „Lockdown Diary“ von Malte Spindler. Ein besonderer Schatz sind die „Skizzbücher“ von Paul Stein, eine Mischung aus Tagebuch, Skizzenbuch und literarischen Aufzeichnungen.
Die in Kooperation mit „nuuna by brandbook“ und Studierenden der Justus-Liebig-Universität Gießen entstandene Ausstellung „Achtung: enthält Leben. Notizbuch, Bullet Journal, Tagebuch“ fragt vom 15. Juli bis zum 29.Oktober nach Motiven und Herangehensweisen, ein leeres Buch zu füllen. Dabei sind zahlreiche Menschen dem Aufruf des Museums gefolgt und haben ihre eigenen Arbeiten zur Verfügung gestellt. Interviews mit Tagebuchschreiber*innen geben zudem Aufschluss über individuelle Beweggründe und Arbeitsweisen. Und weil die Gestaltung auch eines leeren Buches Einfluss auf den Prozess des Schreibens hat, wird diese ebenfalls thematisiert. Ein vielfältiges Begleitprogramm ermöglichst darüber hinaus Blicke hinter die Kulissen oder lädt zu eigener Kreativität ein. Auf Instagram soll es zusätzlich einen virtuellen Ausstellungsraum geben.
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