Was Bauhaus und die deutsche Moderne für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeuteten, war die Gruppe Alchimia für die zweite: eine radikale Abkehr von Funktionalismus und industrieller Norm. Gegründet 1976 von Alessandro und Adriana Guerriero, formierte sich Alchimia aus dem Geist des Protests – nicht gegen etwas, sondern für eine andere Vorstellung von Gestaltung. Design sollte nicht länger bloß funktionieren, sondern berühren, überraschen, verführen.

Mit poppigen Farben, günstigen Materialien und einem spielerischen Ernst stellte das Mailänder Kollektiv ab Mitte der 1970er Jahre die Regeln des Designs auf den Kopf – und schuf Objekte, die mehr Manifest als Möbel sind. Damit verband Alchimia eine fundamentale Kritik an der seelenlosen Massenproduktion mit einer ästhetischen Utopie: das ganze Leben als Gesamtkunstwerk.

Die Ausstellung im Berliner Bröhan Museum – kuratiert von Dr. Tobias Hoffmann und Prof. François Burkhardt – ist die erste große Retrospektive der legendären Bewegung in Deutschland. „Alchimia“ beleuchtet den epochalen Bruch mit traditionellen Gestaltungsvorstellungen und die daraus resultierenden kulturellen wie gestalterischen Impulse. Gezeigt werden Werke von Gestalter*innen wie Alessandro Mendini, Ettore Sottsass und Andrea Branzi; dokumentiert werden Denkprozesse, Kontexte und die subversive Kraft von Ironie und Imagination. Ergänzt wird die Ausstellung durch ein umfangreiches Begleitprogramm sowie einen opulent gestalteten Katalog, erschienen im Hirmer Verlag.

Die Ausstellung steht unter der gemeinsamen Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und demdes Präsidenten der Italienischen Republik, Sergio Mattarella.