Ihre Designs und ihr Gespür für große visuelle Gesten haben die Londoner Bühnendesignerin Es Devlin längst zur Legende werden lassen. Sie hat Bühnenspektakel für Bands und Künstler*innen wie die Rolling Stones, U2, Beyoncé, Kanye West, Jay-Z, Billie Eilish und Adele entworfen, Farbe, Licht, Musik, Symbole und Zeichen dem Image der Stars gleichsam auf den Leib geschneidert. Darüber hinaus war Devlin 2012 für die Gestaltung der Schlussfeier der Olympischen Sommerspiele in London, 2016 für die Eröffnungsfeier in Rio de Janeiro verantwortlich. Zudem war sie 2021 künstlerische Direktorin der London Design Biennale. Um eine Show zu kreieren, die überraschend und einzigartig ist, setzt Devlin auf Großprojektionen und Videowände, auf ausladende Bühnenelemente, wechselndes farbiges Licht, Überblendungen der Performer mit ihrem eigenen Bild und einiges mehr. Nicht zu vergessen die temporären partizipatorischen Skulpturen, die sie in der Tate Modern, in der Serpentine Gallery, dem Victoria &Albert Museum und am Trafalgar Square choreografiert hat. Wie geschickt sie das Publikum zu aktivieren versteht, belegt etwa „Come Home Again“, ihre 16 Meter hohe monumentale Chorskulptur vor der Tate Modern, die im September 2022 täglich mehr als 7.000 Besucher*innen anzog, die sich zum Singen mit verschiedenen Londoner Chören zusammenschlossen.
Nun gewährt die gefeierte Künstlerin und Designerin erstmals in einer monografischen Museumsausstellung Einblicke in ihren Schaffensprozess und ihr in über 30 Jahre aufgebautes Archiv. Unter dem Titel „An Atlas of Es Devlin” sind im Cooper Hewitt, Smithsonian Design Museum in New York mehr als 300 Skizzen, Gemälde, beleuchtete Papierschnitte und rotierende Miniaturskulpturen zu bestaunen, die Ausgangspunkt und Basis für Devlins bildmächtige Symbiosen aus Musik, Poesie, Kunst und Performance waren. Erstmals gezeigt werden kleine Arbeiten, die zu großen öffentlichen Skulpturen und Installationen geführt haben, die sich mit Biodiversität, sprachlicher Vielfalt und durch KI erzeugter Poesie befassen, sowie bewegliche Bühnenbilder für das Royal Opera House, das Royal Ballet und das National Theatre in London. Zu sehen sind auch Skizzen, Gemälde und Pappmodelle, aus denen die Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele 2012 in London, die Halbzeitshow des NFL Super Bowl 2022 mit Dr. Dre und Kendrick Lamar sowie monumentale, beleuchtete Bühnenskulpturen, die für Beyoncé, U2, Rosalía und The Weeknd entstanden sind. Frühe Skizzenbücher, Gemälde, Collagen, Tagebücher und Drucke, die Devlin während ihres Studiums und zu Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit anfertigte, runden das Panorama ab. Das Ausstellungsdesign, wie könnte es anders sein, wurde vom Es Devlin Studio in Zusammenarbeit mit Pink Sparrow entworfen.
„Ich habe“, so Devlin, „30 Jahre damit verbracht, Worte in Bilder und Räume zu übersetzen – Texte in kinetische Skulpturen zu verwandeln, die den Betrachter mit Licht und Gesang umgeben und seine Perspektive durch Magie verändern. Mein Handwerk besteht darin, mir Welten vorzustellen, die es noch nicht gibt, das Publikum einzuladen, sich in psychologischen Architekturen zu bewegen, die es bisher noch nicht bewohnt hat, und die Betrachter daran zu erinnern, dass sie nicht getrennt, sondern miteinander und mit der Biosphäre verbunden sind. Für diese Ausstellung habe ich die Zeichnungen, zerbrechlichen Papierskulpturen und kleinen, drehbaren Kartonmodelle zusammengestellt, die ich und mein Atelierteam in den letzten drei Jahrzehnten angefertigt haben – eine parallele Miniaturwelt, die den groß angelegten öffentlichen Performance- und Installationsarbeiten zugrunde liegt.“
Das anlässlich der Ausstellung von Thames & Hudson herausgegebene Buch „An Atlas of Es Devlin“ enthält auf über 900 Seiten (mit Ausfaltungen, Ausschnitten, Spiegelungen und lichtdurchlässigen Seiten) mehr als 700 Farbabbildungen, die 120 Projekte aus vier Jahrzehnten dokumentieren. Ein Text mit Devlins persönlichen Kommentaren zu jedem Werk sowie Interviews mit Bono, Benedict Cumberbatch, Brian Eno, Sam Mendes, Hans Ulrich Obrist, Alice Rawsthorn, Carlo Rovelli, Abel „The Weeknd“ Tesfaye, Lyndsey Turner und Pharrell Williams.
„An Atlas of Es Devlin“
18. November 2023 bis 11. August 2024
Cooper Hewitt, Smithsonian Design Museum
2 East 91st St
New York, NY, 10128, USA
www.cooperhewitt.org
Mehr auf ndion
Entdecken Sie weitere Beiträge zum Thema Design sowie aktuelle Ausstellungen.
Diese Seite auf Social Media teilen: