Es begann mit einer Strickmaschinenmanufaktur in Riedlingen an der Donau. Nach dem Umzug nach Neckarsulm folgten erst Fahrräder, dann Motorräder – und 1906 schließlich der Start des eigenen Automobilbaus mit dem „Original Neckarsulmer Motorwagen“. Zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der teilweisen Zerstörung der Produktionsanlagen, waren die NSU Werke die größte Zweiradfabrik der Welt. 1958 wurde mit dem NSU Prinz auch die Autoproduktion wiederaufgenommen. 1969 fusionierte NSU mit der Auto Union GmbH Ingolstadt zur Audi NSU Auto Union AG.
Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums am Audi‑Standort Neckarsulm haben zwölf Auszubildende aus den Bereichen Kfz-Mechatronik, Karosserie- und Fahrzeugbaumechanik sowie Lackierung einen Neckarsulmer Oldtimer elektrifiziert und dabei kräftig umgestaltet. Grundlage dieses „Restomods“, wie man solche Mischformen aus Restaurierung und Modifikation nennt, bildete ein NSU Prinz 4L des Baujahrs 1971. Herausgekommen ist der „EP4“ (das „E“ steht für den Elektromotor, „P4“ für den von 1961 bis 1973 in Neckarsulm gebauten „Prinz 4“). Um eine solide Basis für die späteren Umbauten zu schaffen, wurde (der 4L war viele Jahre stillgelegt gewesen) zunächst die Karosserie in Ordnung gebracht. Während sich die angehenden Karosserie- und Lack-Fachleute um das Chassis und die Außenhaut des Klassikers kümmerten, nahmen sich die künftigen Kfz-Mechatroniker des Antriebs, der Batterie und des Fahrwerks an.
Arbeitete im Heck des „Prinzen“ früher ein Zweizylinder-Benziner mit 30 PS Leistung, befindet sich dort nun eine E-Maschine mit 240 PS aus einem Audi e-tron von 2020. Gespeist wird sie von einer unter der Fronthaube untergebrachten Batterie aus dem Plug-In-Hybrid Audi Q7 TFSI e quattro. Kühlende Luft strömt durch einen breiten Lufteinlass in der Stoßstange ein und durch eine üppig dimensionierte Öffnung in der Fronthaube wieder aus. Die Heckklappe lässt sich in halbgeöffneter Position befestigen und verbessert die Kühlung zusätzlich, was nebenbei an Rennfahrzeuge auf Basis des sportlichen NSU Prinz 1000 erinnert. Der EP 4 hat nicht nur an Leistung gewonnen; das ehemals brave Alltagsmodell wirkt auch in seiner äußeren Gestalt, als hätte der Prinz jede Menge Bodybuilding betrieben. Die Karosserie wurde verbreitert und mit „muskulösen Kotflügeln“ versehen; der modifizierte Unterbau stammt aus einem Audi A1 inklusive Bremsen und Achsen. Auch das Interieur zeigt sich rennsportmäßig reduziert; einen Akzent setzt der Überrollkäfig in Signalgelb. „Das Auge fährt mit! Wir wollten daher, dass man dem EP4 seine Performance aus jedem Blickwinkel ansieht“, erläutert Cynthia Huster, Auszubildende zur Lackiererin.
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