Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind in Sachen Marketing und Branding recht umtriebig. Neuster Coup: Die BVG gehen unter die Modedesigner. Wer sich passend zum neuen Sitzmusterdesign (ndion vom 21. Dezember 2021 und vom 18. Juli 2022) kleiden – und bei der Fahrt optisch mehr oder weniger mit dem Sitzmuster verschmelzen möchte –, der kann das nun tun: „Das neue Muster“, so die BVG, „hat nicht nur in Berlin für positive Schlagzeilen gesorgt, auch deutschlandweit waren wir mit unserer Botschaft präsent. Davon inspiriert hat das bekannte Fashionlabel QS by s.Oliver, Mode für die BVG produziert. So entstand eine eigene Streetwear-Kollektion, bei der in jedes einzelne Kleidungsstück das neue, bunte Muster eingearbeitet wurde“. Es versteht sich von selbst, dass die Pullover, T-Shirts und Jacken nicht das Würmchen-Muster aus den 1980er-Jahren ziert, das die BVG nicht länger verwenden darf, nachdem sie in einem Rechtsstreit mit dem Designer des Musters unterlegen ist.
Passend zu der Kollektion wurden eine Plakatkampagne und ein ironischer Spot gelauncht, in dem schräge Partykinder im Grünstreifengebüsch posieren, in der U-Bahn geknutscht wird, eine Mülltüte herumfliegt und jede Menge Strass funkelt. „High Fashion aus der U-Bahn. Wenn die BVG Mode macht, dann typisch BVG – typisch Berlin“, sagt Dörte Spengler-Ahrens, Kreativgeschäftsführerin Jung von Matt SAGA. „Und darum zeigt die Kampagne ikonische Szenen aus der Modewelt, die dann humoristisch zu ,Streetwear‘ werden, indem sie auf das ungeschönte, echte Berlin treffen.“
„Womöglich“, kommentiert das designtagebuch die Aktion, „wird sich der ein oder die andere fragen, weshalb ein städtischer Verkehrsbetrieb eine Streetwear-Kollektion auf den Markt bringt. Was verspricht sich die BVG davon? Nun – es geht in diesem Fall nicht darum, in den Wettbewerb mit anderen Modelabels zu treten oder gar diesen den Rang abzulaufen. Diese Art der Erweiterung der Markenwelt, Brand-Stretching genannt, dient vor allem dazu, die Attraktivität der BVG zu erhöhen und die Kundenloyalität zu stärken. Die Hoffnung auf Seiten der Verantwortlichen bei derlei Marketing-Aktivitäten ist es, etwas vom Glanz aus der Modewelt möge auf die eigene Marke abfärben.“ Erhältlich ist die limitierte Kollektion bei Zalando und in einem Pop-up-Store neben dem BVG-Kundenzentrum im U-Bahnhof Alexanderplatz. Solange der Vorrat reicht.
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