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Die Mailänder Galleria d’Arte Moderne widmet dem Designer Cari Joe Colombo eine umfassende Ausstellung.
© Ignazia Favata – Studio Joe Colombo

Cesare Colombo, der sich Joe nannte, zählt ohne Zweifel zu den anregendsten Designern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In einer Fernsehsendung der RAI wurde er im Jahr 2000 als „Prophet des Designs“ bezeichnet. Colombos Karriere war kurz: 1930 in Mailand geboren, starb er mit 41 Jahren an einem Herzinfarkt. Er fuhr professionell Ski, liebte Jazz, gutes Essen, schicke Kleidung und schnelle Autos. Er gab sich dandyhaft, posierte gern mit Tabackspfeife und prägte einen optimistischen Lebensstil, der von der Formbarkeit der Zukunft kündete. Dabei war Colombo, der an der Brera Malerei und Bildhauerei studiert und am Polytechnikum ein Architekturstudium angeschlossen hatte, als Künstler gestartet. Neben Enrico Baj und Sergio Dangelo war er Mitglied der Künstlergruppe „Movimento Nucleare“, die sich 1950 als Reaktion auf die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki und das Wettrüsten der Supermächte USA und UdSSR gebildet hatte. Colombo hat nicht nur Desigklassiker wie den Sessel „Elda“, den „Multichair“, die Leuchte „acrilica“, den Stuhl „Universale“ und den Rollcontainer „Boby“ entworfen. Beflügelt von der Formbarkeit von Kunststoff und fasziniert von multifunktionalen Einheiten, schuf er auch Container und Miniküchen. Sein visionäres Design kulminierte in dem für Bayer entwickelten experimentellen Interieur „Visiona I“, das 1969 auf der Kölner Möbelmesse präsentiert wurde, und in der für die Ausstellung „Italy. The New Domestic Landscape“ im MoMA entwickelte „Total Furnishing Unit“, die alles, was man zum Wohnen und Leben braucht, in Einheiten packt, die sich frei anordnen lassen.

Die von Ignazia Favata kuratierte und von Suazes in Zusammenarbeit mit der Galleria d‘Arte Moderna in Mailand und dem Archiv von Joe Colombo organisierte Ausstellung „Cari Joe Colombo, ci hai insegnato il future(Lieber Joe Colombo, Du hast uns die Zukunft gelehrt), ist denn auch nicht zufällig der visionären Fantasie des Gestalters gewidmet. Die Schau, die noch bis zum 4. September 2022 läuft, beginnt mit Colombos frühen Experimenten der 1950er-Jahre im Rahmen der Bewegung für nukleare Kunst, etwa dem Entwurf einer unterirdischen Stadt mit Autos, Versorgungseinrichtungen, Lagerhäusern und einer Eisenbahn. Thematisiert werden seine Liebe zur Mechanik, sein Drang, sich von architektonischen Zwängen zu befreien, sowie seine Studien zur Ergonomie und und zur Psychologie, die dazu führten, dass Colombo radikal innovative Ideen und Projekte für das Leben der Zukunft entwickelte. Im Rahmen der Ausstellung ist unter dem Titel „Joe Colombo. Designer. Catalogo Ragionato 1962 – 2020“ zudem ein von Silvana Editoriale herausgegebenens Werkverzeichnis entstanden.


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