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Der Ferienflieger Condor präsentiert sich im Ringel-Streifen-Look und mit neuem Claim.
© Condor

Das traditionelle Logo, ein stilisierter Kondor im Kreis, geht auf Otl Aicher zurück; auch mit dem Claim „Wir lieben Fliegen“, hat die Fluggesellschaft Condor viele Jahre geworben. Nun hat das Unternehmen eine neuen Markenauftritt vorgestellt, der den Leitspruch „Leidenschaft ist unser Kompass“ mit einem auffälligen Look kombiniert: Künftig sollen Ringel-Streifen in den Corporate-Leitfarben Gelb und Blau, aber auch in Grün, Rot und Beige auf den Flugzeugen zu sehen sein. Das neue Design wurde unter Leitung von Remo Masala, Inhaber der Berliner Kreativagentur Vision Alphabet, entwickelt. Laut Unternehmen sei der Look inspiriert von Sonnenschirmen, Badetüchern und Strandliegen und solle die Positionierung von Condor als Ferienflieger unterstreichen. Die fünf Streifen-Farben sollen ferner für die Vielfalt der Fluggäste und Mitarbeitenden sowie die Vielzahl an Möglichkeiten stehen, mit Condor die Welt zu entdecken. „Wir wollen“, so Ralf Teckentrup, CEO von Condor, „über unseren neuen Auftritt unmissverständlich zum Ausdruck bringen: Condor ist Urlaub und Condor ist unverwechselbar – wie unser neues Design, mit dem wir jetzt in die Zukunft starten“. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ergänzte Teckentrup: „Condor hatte lange einen klaren Markenauftritt. Ab 1997 waren wir dann Teil eines Touristikkonzerns, jeder Thomas-Cook-Vorstandschef hat ein bisschen am Aussehen herumverbessert. Die Zeit war reif für einen neuen konsistenten Auftritt. Wer sich etwas mit Flugzeugen auskennt, erkennt nun sofort: Das ist Condor. Und wer sich nicht so gut auskennt, schaut aufmerksamer hin. Wir haben in jedem Fall das erreicht, was wir wollen“.

Condor war nach der Pleite des Mutterkonzerns Thomas Cook in Turbulenzen geraten. Nach einem anschließenden eigenen Schutzschirmverfahren hat sich die Lage zuletzt stabilisiert. Das Unternehmen befindet sich aktuell im Mehrheitsbesitz des Finanzinvestors Attestor, der 51 % der Anteile hält. Die restlichen 49 % liegen über die KfW beim Bund sowie beim Land Hessen. Sobald der Kredit an die KfW zurückgezahlt ist, gehen auch die Restanteile an Attestor über.

Im Rahmen des Relaunchs wurde auch das Logo überarbeitet. Etwas feiner gezeichnet erscheint es nun in kontraststarkem Schwarz auf dem Rumpf der Flugzeuge. Der Schriftzug „Condor“ wurde ebenfalls angepasst und wird nun klein geschrieben. Das Ringel-Streifen-Design, das sich auch auf Halstüchern, Krawatten und Pins, an Bord der Flugzeuge, in den Flughäfen, auf der Website und in den sozialen Medien erscheinen soll, wird seit seiner Vorstellung heftig diskutiert. In einem Horizont-Expertencheck hat der neue Markenauftritt denn auch recht gegensätzliche Reaktionen hervorgerufen. Positiv hervorgehoben wird vor allem der Mut von Condor, ein Design umzusetzen, das voraussehbar polarisieren würde. Gelobt wird die Aufmerkamkeitsstärke des Brandings sowie der emotionale und farbenfrohe Auftritt, der zur Positionierung der Tourismusmarke passe. Mutabor-Gründer Heinrich Paravicini etwa ist „froh über jedes Rebranding, das einen mutigen Schritt geht und sich bewusst entscheidet, den Mainstream der Design-Convenience zu verlassen“. Die Condor habe diesen Mut bewiesen und dafür gebühre ihr „höchste Anerkennung“. „Endlich traut sich mal eine Airline weg vom üblichen weiß-grauen Look und setzt das Thema Urlaub im eigenen Branding plakativ und mutig um“, sagt Martina Hausel, Co-Owner & Managing Director Element C.

Deutliche Kritik hingegen formuliert Ruediger Goetz, Managing Director bei der Peter Schmidt Group. Er räumt zwar ein, dass das neue Design auffällt. Wahrnehmungspsychologisch aber gehe der Look in die völlig falsche Richtung. „Streifen als Zitat von Strandhandtüchern und Sonnenschirmen? Ich musste laut lachen! Ein tolles Beispiel dafür, wie sich Designer in eine visuelle Idee verlieben und sie sich postrationalisierend zurechtlügen“, sagt Goetz, den laut Horizont die Streifen auch nicht an Urlaubsfreude denken lassen. „Im besten Fall wecken sie Assoziationen mit Ringelsocken, im schlimmsten Fall jedoch mit Warnhinweisen und Gefahr: Wespen, Militär, Sträflingsuniformen. Ein Gefangenentransport nach Mallorca? Gute Reise!“, spottet Goetz.


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