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Dark Patterns. UX-Design mit gesellschaftlichen Nebenwirkungen

In einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft wird der physische Kontakt zwischen Verbraucher und Unternehmen immer häufiger durch digitale Benutzeroberflächen ersetzt. Jeden Tag bewegen sich allein in Deutschland Millionen von Menschen auf Websites oder in Apps von Online-Händlern, Streamingdiensten, Social Media-Unternehmen oder anderen Anbietern. Gut gemachte Websites und Anwendungen sorgen für Aufmerksamkeit und binden Nutzer an Produkte und Marken. Lässt sich auf der Website eines Händlers schnell und reibungslos finden und bestellen, was man sucht? Ist der Karten- oder Navigationsdienst intuitiv nutzbar? Wie aufwendig ist es, einen Kunden-Account einzurichten? Seit den 1990er-Jahren erforschen UX-Designer, wie Menschen mit Computern interagieren und optimieren auf Grundlage psychologischer und verhaltensökonomischer Erkenntnisse die eigenen Dienste. Unter dem Titel „Dark Patterns: digitales Design mit gesellschaftlichen Nebenwirkungen“ warnen Sebastian Rieger und Caroline Sinders nun in einer Analyse der Stiftung Neue Verantwortung, Ziel der Optimierung sei dabei meistens nicht das Wohl der Nutzer, sondern der wirtschaftliche Vorteil des Unternehmens. Das Stichwort „Dark Patterns“ bezeichnet dabei alles, was ein bestimmtes Verhalten fördert, das zum Nachteil für Nutzer führen kann. Dazu gehören Tricks wie farblich hervorgehobene Buttons für kostenpflichtige Optionen, wichtige Details in zu kleinen Schriften und versteckte Regler für Datenschutzoptionen. Jeder kennt irreführende Warnhinweise oder Countdowns wie „Nur noch 2 Zimmer verfügbar!“, mit denen Buchungsportale oder Onlineshops Nutzer unter Druck setzen, Preisvergleiche erschweren oder zu Impulskäufen verleiten. Um das zu verhindern und gegen manipulatives Design vorzugehen, müssten nach Auffassung der Autoren nicht zwangsläufig neue Gesetze diskutiert, sondern bestehendes Recht konsequenter als bisher angewendet werden.