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Mit der Ausstellung „Das Fahrrad – Kultobjekt – Designobjekt“ stellt die Neue Sammlung erstmals das Design des Fahrrads in den Mittelpunkt.
Straßenrennrad, 1989, Entwurf: Togashi Engineering, Herst.: Togashi Engineering, Japan. Leihgabe Reiner Balke. Foto: Die Neue Sammlung (Kai Mewes)

Lange schien es, als sei das Fahrrad ein Verkehrsmittel der Vergangenheit, das – jenseits des Sports – vor allem jene benutzten, die sich keinen motorisierten Untersatz leisten konnten. Das hat sich unter den Konditionen des Klimawandels, aber auch unter Aspekten der Ökonomie, der Mobilität und der Fitness von Grund auf verändert. Wachsendes Prestige, neue Materialien und die Entwicklung von E-Bikes haben vollends dazu geführt, dass Fahrräder sowohl zu einem begehrten Kultobjekt, als auch zu einem Designthema ersten Ranges avancieren konnten. Der aktuelle Fahrradboom ist also nicht nur vor dem Hintergrund eines wachsenden Bewusstseins für Gesundheit, Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu sehen; er ist auch Ausdruck eines neuen Lebensgefühls.

Mit der Ausstellung „Das Fahrrad – Kultobjekt – Designobjekt“ stellt die Neue Sammlung – The Design Museum in München vom 11. November bis zum 22. September 2024 erstmals das Design des Fahrrads in den Mittelpunkt. Bewusst wurde der Schwerpunkt der Schau nicht auf die Kulturgeschichte des millionenfach bewährten Fortbewegungsmittels gelegt, sondern auf dessen Gestaltung. Gleichwohl werden die Anfänge des Fahrrads gestreift: 1817 erfand Karl Drais das Laufrad. Damit habe er den Startschuss gegeben „für eine rasante Entwicklung – von der Tretkurbel über den Kettenantrieb, vom Vollgummireifen bis zum Luftreifen, vom Hoch- zum Niederrad, vom Klapp- und Liegerad bis zum Rennrad und Elektrobike. Ob schnell, ob langsam, ob mit Muskelkraft oder Elektromotor“, so heißt in der Ankündigung, „das Fahrrad bietet Lösungsmöglichkeiten für die Verkehrs- und Mobilitätsprobleme unserer Städte, das Fahrrad verändert unser Freizeitverhalten. Fahrrad ist jedoch nicht gleich Fahrrad, nicht nur reines Gebrauchsobjekt, nicht nur das am weitesten verbreitete Verkehrsmittel der Welt, sondern auch Design- und Kultobjekt, bei dem Technik, Funktion und Ästhetik Hand in Hand gehen“.

Gezeigt werden 70 Beispiele, die zu den ungewöhnlichsten und spannendsten Fahrrädern der Designgeschichte gehören. Die Verbindung mit technischen Innovationen war stets eng – vom Antrieb über die Federung bis hin zu Bremsen, Schaltwerken und anderen Komponenten. Was die Gestaltung des Rahmens, das Gewicht oder die Aerodynamik angeht, so spielt das Material mit seinen unterschiedlichen Eigenschaften eine entscheidende Rolle. Dasselbe gilt für die Herstellungstechnik, die vom klassischen Rahmenbau aus geschweißten, gelöteten, geschraubten, gesteckten oder verklebten Rohren über in Form gegossene oder gepresste Rahmen aus Metall oder Kunststoff bis zu 3D-gedruckten Konstruktionenb reicht. Dass Fahrraddesign „nicht nur Handwerks- und Rahmenbauerkunst, nicht nur das Werk von genialen Erfindern, Tüftlern, Besessenen und Enthusiasten“ ist, belegen die zahlreichen Entwürfe von Flugzeug- und Automobilingenieuren wie Paul Jaray, Hermann Klaue oder Alex Moulton sowie von Industriedesignern wie Luigi Colani, Richard Sapper, Michael Conrad, Giorgetto Giugiaro, Marc Newson, Christian Zanzotti oder Ross Lovegrove. Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog.


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