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Jakob Berndt, Mitgründer der Tomorrow GmbH, erzählt uns, wie man mit Purpose Geld verdienen kann, was Zebras mit Kooperation zu tun haben und wie man ein partizipatives Unternehmen baut.

Interview von Rebecca Espenschied

Warum haben Sie Tomorrow gegründet?

Wir haben Tomorrow im Jahr 2018 mit der Motivation gegründet, Geld als Hebel für positiven Wandel einzusetzen. Wir, das sind meine beiden Co-Gründer Inas und Michael und ich. Es gab zwar bereits vor Tomorrow nachhaltige Banking-Anbieter, aber das Thema war und ist immer noch ein Nischenthema und wenig nutzer*innenfreundlich. Bei Tomorrow denken wir nachhaltiges Banking neu und kombinieren Nachhaltigkeit mit State-of-the-art-Technologie, um den Tomorrow Kund*innen den Komfort modernen Bankings zu bieten — ohne Abstriche bei ihren Werten machen zu müssen.

Jakob Berndt © Michi Schunck

Sie sprechen von Geld als Teil des Klimaproblems. Was machen Sie anders als andere Banken, um etwas gegen den Klimawandel zu tun?

Bei Tomorrow schützt das Geld unserer Kund*innen den Planeten und kämpft für eine gerechtere Welt: Es unterstützt zum Beispiel den Wiederaufbau von Ökosystemen, erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft und bezahlbaren Wohnraum. Damit unterscheiden wir uns im Kern von den meisten anderen Banken, denn die investieren in Industrien, die alles andere als nachhaltig sind: Rüstung, Massentierhaltung oder Kohlekraft.

Welche Rolle spielen ESG-Standards bei Ihnen?

Eine große! Für uns bedeutet Nachhaltigkeit ganz klar nicht nur, aktiv gegen die Klimakrise vorzugehen, sondern auch für eine gerechtere Welt einzustehen. Denn neben der ökologischen Nachhaltigkeit — also dem “E” in ESG — sind es insbesondere auch die sozialen Faktoren, die auf eine lebenswerte Zukunft für uns alle einzahlen. Nur, wenn wir den Dreiklang von ökologischen, sozialen und Governance-Faktoren von Unternehmen auf Mensch und Planet anerkennen, können wir auch deren Auswirkungen richtig angehen.

Ein besonderes Herzensthema ist für uns beispielsweise das Thema „Klimagerechtigkeit“ — denn während der globale Norden für den Großteil der Emissionen verantwortlich ist, sind es die Menschen im globalen Süden, die am stärksten von den Auswirkungen betroffen sind.


„Bei Tomorrow schützt das Geld unserer Kund*innen den Planeten und kämpft für eine gerechtere Welt.“

Jakob Berndt


Positiver Wandel ist eines Ihrer Kernthemen. Dabei verbinden Sie Nachhaltigkeit mit neuen Technologien. Erzählen Sie uns etwas darüber!

Während unsere Kund*innen mit ihrem Geld für eine bessere Zukunft einstehen, bieten wir ihnen allen Komfort von digitalem, mobilem Banking. Über die Tomorrow App können unsere Kund*innen von überall und ganz einfach ihre Finanzen organisieren, ihr Girokonto und ihre Investments verwalten. Wir haben ein tolles Team, das die App konstant nach den neuesten Entwicklungen weiterentwickelt und so gestaltet, dass sie echten Mehrwert für unsere Kund*innen bietet.

Das heißt, Banking spielt sich bei Ihnen auch rein digital ab? Auf welchen Wegen erreichen Sie Ihre Zielgruppen?

Ein wichtiger Kommunikationskanal ist für uns Social Media — insbesondere Instagram, LinkedIn und TikTok. Hier geben wir Einblicke hinter die Kulissen, geben Tipps und Anregungen für den Umgang mit den eigenen Finanzen und klären um die Bedeutung von Nachhaltigkeit auf. Wer auf unseren Profilen den erhobenen Zeigefinger, Pessimismus und öde Werbephrasen sucht, wird nicht fündig. Bei uns gibt es bunte Memes, ehrliche Einblicke und konstruktive Lösungsansätze. 

Zudem stellen wir uns in Meet-Ups den Fragen der Community, tauschen uns bei Social Media in den Kommentarspalten und über DMs mit Followern aus und finden spannende Anregungen in unserem Forum.

Wer etwas tiefer in Themen einsteigen möchte, findet in unserem Magazin zahlreiche Artikel zu wichtigen Themen rund um Finanzen, Nachhaltigkeit und das Investitionsgeschäft. Was muss ich eigentlich bei einer Steuererklärung beachten? Was sind vermögenswirksame Leistungen? Und was hat es mit dieser viel diskutierten EU-Taxonomie auf sich?

Wenn Kund*innen uns kontaktieren wollen, können sie das aus ihrem Alltag heraus auch per Chat, Telefon oder Mail.

Was alle Kanäle eint: Wir setzen auf ehrliche, transparente und hoffnungsvolle Inhalte, die unsere Kund*innen in ihrem Alltag abholt und Mehrwert bietet.

Tomorrow Holzkarte

Das Thema Community Building spielt sicherlich eine große Rolle dabei…

Auf jeden Fall! Wir sehen uns als partizipatives Unternehmen und sind im engen Austausch mit unserer Community. Um unsere Community auch am wirtschaftlichen Erfolg von Tomorrow zu beteiligen, haben wir im Rahmen von drei “Crowdinvestings” unseren Kund*innen die Möglichkeit gegeben, Mikro-Investor*innen zu werden. Seit Herbst letzten Jahres ist die Crowd damit die größte Shareholderin von Tomorrow und hat gerade erst eine Vertreterin gewählt, die sie in unserem wichtigsten Kontrollorgan, dem Advisory Board, vertritt.

Auch Partnerschaften können echte Hebel, vor allem für junge Unternehmen sein. Wie gehen Sie mit Kooperationen um?

Wir sehen uns selbst als Zebra. So werden Sozialunternehmen genannt, die — anders als die sogenannten “Einhörner” — nicht allein auf Wachstum und Profit aus sind, sondern eine gesellschaftspolitische Problemstellung adressieren und diese mittels eines innovativen Geschäftsmodells zu lösen versuchen. Zebras setzen auf nachhaltiges Wachstum, auf Kooperation statt auf Konfrontation und sind in der Herde stark, nicht als Einzelkämpfer.

Um die Frage konkret zu beantworten: Wir haben ein partnerschaftliches Verhältnis zu vielen anderen nachhaltigen Unternehmen. Einige davon spiegeln sich auch in Geschäftsbeziehungen, wie z.B. als Partner in unserem “Benefits-Programm” wider, mit anderen tauschen wir uns zu Herausforderungen, Möglichkeiten und Wegen aus, wie wir beispielsweise noch mehr Menschen oder Marken von einer nachhaltigen Wirtschaftsweise überzeugen können und auch selbst noch nachhaltiger werden können.

Welche Rolle spielt interdisziplinärer Austausch dabei für Sie?

Einer unserer Werte bei Tomorrow ist “We dare to think big” und das geht meiner Meinung nach nur, wenn wir auch über unseren eigenen Tellerrand hinausblicken und interdisziplinär arbeiten.

Die von Ihnen unterstützen Klimaschutzprojekte setzen Sie ebenfalls in einer Zusammenarbeit mit ClimatePartner um. Wie funktioniert die Partnerschaft genau?

ClimatePartner ist unser Partner für Klimaschutzprojekte. Aktuell arbeiten wir beispielsweise eng mit ClimatePartner im Rahmen des Projekts zur Renaturierung des Spekbooms am Ostkap Südafrikas zusammen, das wir alleinig mit unserer Community finanzieren. ClimatePartner übernimmt die Auswahl des Projektentwicklers, die Einrichtung des Projekts, die Zertifizierung und Auditierung und auch die Berichterstattung und Kontrolle der Projektdurchführung. Zudem unterstützt ClimatePartner uns auch bei der Berechnung unseres CO2-Fußabdrucks, den wir als Unternehmen verursachen.

Die Klimaschutzprojekte gibt es ja weltweit. Wie steht es denn bei Ihnen mit der Internationalität – haben Sie Bestrebungen, Tomorrow auch im Ausland bekannt zu machen und noch mehr Menschen für einen positiven Wandel zu begeistern?

Langfristig wollen wir uns internationalisieren, das steht außer Frage. Auch außerhalb Deutschlands sehen wir großen Bedarf an digitalen, nachhaltigen Banking-Lösungen. Schon heute ist Tomorrow der europa-weit führende Akteur in diesem Feld, dieser Rolle wollen wir perspektivisch noch mehr Ausdruck verleihen. Aber aktuell haben wir unsere Weichen klar auf Profitabilität gestellt. Vor diesem Hintergrund ist die geographische Expansion zumindest für dieses Jahr kein Thema.

Informationen zur Tomorrow Bank: https://www.tomorrow.one/de-DE/

Benchmark Brands: Wer und was steckt hinter preisgekrönten Marken?
In dieser Interview-Reihe stellt ndion vier Ehrenpreisträger*innen des German Brand Award 2023 und ihre Geschichten vor. Der Auftakt: Jakob Berndt, Mitgründer der Tomorrow GmbH, ausgezeichnet als „Start up of the Year”.


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