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Die aktuelle Situation führt in allen Lebensbereichen zu neuen Prozessen, Denkweisen, Entwicklungen. Anlässlich der Jurysitzung des German Design Award 2021 sprach der Rat für Formgebung mit Jurymitgliedern über die Auswirkungen im Design: Wie verändert sich der Gestaltungsprozess? Werden vielleicht Entwicklungen möglich, die vorher undenkbar waren? Bedeutet das neue Normal neue Anforderungen an unsere Produkte und Lebensraumgestaltung?


Lutz Dietzold, Geschäftsführer Rat für Formgebung, über die Juryarbeit des German Design Award 2021

Lutz Dietzold, Geschäftsführer Rat für Formgebung © Daniel Banner

Das „neue Normal“ ist das alte Normal in der Juryarbeit. Es geht am Ende darum, Produkte zu diskutieren, verschiedene Aspekte herauszuarbeiten und zu beurteilen, ist das hier ein Produkt, das eine außergewöhnliche Leistung darstellt? Das Neue ist in diesem Jahr natürlich der Rahmen, in dem das Ganze stattfindet, weil wir den Prozess in den digitalen Raum verlegt haben. Aber dieser Diskurs ist dort genauso möglich mit dem Fachwissen und der Expertise der Jurymitglieder.

Lutz Dietzold, Geschäftsführer Rat für Formgebung

Lukas Cottrell, Managing Partner Peter Schmidt Group GmbH, über Markenführung

Wir beobachten natürlich verstärkt, dass Unternehmen ihre Marken digital ausrichten, dass dies der Fokus der Markenarbeit ist. Nichtsdestotrotz darf man in der Kommunikation nicht vernachlässigen, dass es auch um Menschen geht. Es geht also vor allem in diesen Zeiten darum, Nähe herzustellen und die Empathie der Marke spürbar werden zu lassen.

Lukas Cottrell, Managing Partner Peter Schmidt Group GmbH

Päivi Tahkokallio, CEO Tahkokallio Design+ und President BEDA, über Nachhaltigkeit

Ein Trend wird stärker, und das ist Nachhaltigkeit. Es gibt immer mehr Einreichungen, bei denen Nachhaltigkeit ein relevanter Aspekt ist. Und was aktuell meiner Meinung nach passiert ist, dass die Interpretationen tiefgründiger werden. Ich glaube, dass die Pandemie die Design-Szene auf grundlegende Weise verändern wird. Plötzlich haben wir alle eine Unsicherheit erlebt, wie es sie zuvor niemals auf der Welt gegeben hat – und sie ist ein globales Phänomen. Eine Folge könnte sein, dass wir akzeptieren müssen, dass diese Unsicherheiten für immer bleiben werden. Das wird die gesamte Designwelt beeinflussen.


Päivi Tahkokallio, CEO Tahkokallio Design+ und President BEDA

Katrin Menne, Head of Brand Management, Merck über Digitalisierung

Das Digitale hat noch mal einen Push bekommen. In dem Zusammenhang sind die Gestaltung digitaler Kanäle, digitaler Kommunikation und Interaktion noch mal viel stärker geworden, als sie es ohnehin schon waren. Inzwischen kommt endgültig niemand mehr drum herum.

Katrin Menne, Head of Brand Management, Merck

Christian Zanzotti, Gründer, ZANZOTTI INDUSTRIAL DESIGN, über Anforderungen an Gestalter

Ich glaube, dass sich die Einstellung von Unternehmen geändert hat. Was früher für den Gestalter ein Re-Design war, ist heute die komplette Neukonzeption eines Produktes. Der Hersteller versucht zu überleben, indem er sich auf relevante Produkte fokussiert. Es gilt also jetzt eine starke Relevanz zu entwickeln, die dem Hersteller eine Überlebenschance auf dem Markt gibt.

Christian Zanzotti, Gründer, ZANZOTTI INDUSTRIAL DESIGN

Mark Braun, Studio Mark Braun und Dozent an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, über neue Fragilitäten

Die Fragilitäten einer Pandemie – seien es soziale oder politische – sind herausfordernd. Es gibt Unternehmer, die dabei vorangehen, die neue Strategien entwickeln müssen – neue Raumkonzepte für Restaurants oder Entwicklungen im Bereich der Hygienekonzepte sind nur der Anfang. Auf solche Fragilitäten positiv zu reagieren, ist eine Qualität von Gestaltern. Davon werden wir noch profitieren können.

Mark Braun, Studio Mark Braun und Dozent an der Hochschule der Bildenden Künste Saar

Virginia Lung, Gründerin, One Plus Partnership, über Folgen für das Interior Design

Ich glaube, im Interior Design gibt es viele Veränderungen. Gut zu reinigende Materialien werden eine Rolle spielen sowie kontaktlose Lösungsansätze. Wir müssen mehr Aufwand und Zeit für Dinge wie Temperaturscanner und wartungsfreie Räume aufwenden.

Virginia Lung, Gründerin, One Plus Partnership

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