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 Le Corbusier, Le Modulor, Lithografie, 1950/1956, Steindruckerei Wolfensberger, Zürich, © FLC/2022, ProLitteris, Zürich
Le Corbusier arbeitet an der Collage „Le Modulor“ im Atelierraum seines Appartement-Ateliers in der Rue Nungesser et Coli, Paris, Foto: Lucien Hervé, 1950, Fondation Le Corbusier, Paris, Getty Research Institute, Los Angeles
Le Corbusier illustriert seinen Vortrag „Proportions et temps modernes“ auf dem Kongress „La divina proporzione“ (Die göttliche Proportion) auf der Nona Triennale, Mailand, IT, 28. September 1951, © Fondation Le Corbusier, Paris

Der Mensch als Maß der Dinge hat eine lange zurückreichende Tradition. Nicht nur Leonardo da Vincis „vitruvianischer Mensch“, auch das aus Körpermaßen entwickelte System von Le Corbusier ist weltberühmt und fasziniert nach wie vor nicht nur Architekt*innen, sondern auch Designer*innen und Künstler*innen. Die Suche nach Idealmaßen und einem universell anwendbaren Proportionssystem beschäftigte Le Corbusier (1887 bis 1965) sein Leben lang. Die noch bis zum 26. November im Zürcher Pavillon Le Corbusier zu besichtigende Ausstellung „Der Modulor – Maß und Proportion“ illustriert, wie leidenschaftlich er sich der Sache gewidmet hat und zeigt Vorbilder aus der Natur wie die Gehäuse von Schnecken oder Mineralien, aber auch Referenzen aus der Kunstgeschichte von der Gotik bis heute.

Den Höhepunkt von Corbusiers Suche nach dem richtigen Maß bildet der „Modulor“. Entwickelt hat er sein eigenes Proportionssystem zwischen 1943 und 1945 in der Hoffnung auf ein Ende des Zweiten Weltkriegs und den damit verbundenen Wiederaufbau. Corbusier gelingt es, die Proportionen des Menschen und den Goldenen Schnitt in eine geometrische Beziehung zu setzen und davon zwei Progressionen mit Maßen abzuleiten. Die Maße ergänzen sich und decken sämtliche für den Entwurf wichtigen Abmessungen des menschlichen Körpers ab. Mithilfe seiner Maßreihen hat Corbusier dann zahlreiche Entwürfe realisiert – in der Typografie, im Möbeldesign, im Städtebau und in der Architektur, darunter auch den Zürcher Pavillon. Von 1946 an setzt Le Corbusier den Modulor konsequent in allen seinen Bauten ein, ob für die Fassaden der Fabrik Duval in Saint-Dié, beim Kloster La Tourette oder bei seinem legendärem Ferienhäuschen „Cabanon“ am Mittelmeer. Selbst den Grundriss des indischen Chandigarh entwickelt er in den Maßen des Modulor.

Im Untergeschoss des Pavillons werden die wichtigsten Stationen in der Entwicklung des Modulors und seinen Anwendungen in Bildern, Publikationen, Installationen und Modellen nachvollzogen. Im Obergeschoss ist die Rekonstruktion des Paneels für die „Mostra di Studi sulle proporzioni“ anlässlich der Mailänder Triennale 1951 und die Neuauflage der Lithografie „Modulor“ in all ihren Druckstufen zu sehen. Aufnahmen des Zürcher Magnum-Fotografen René Burri als „visueller Chronist Le Corbusiers“ runden die Schau ab.


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