Nach einem Sommer voller virtueller Veranstaltungen wird der Design Networking Hub zum ersten Mal für alle Beteiligten auch physisch erlebbar. Ein initialer Workshop beim Get Together in Nairobi sorgt für ein Portfolio erster Ideen und Konzepte.
Von Jan Hellstern.
Ein Workshopleiter, zehn Teilnehmende und zwei Kontinente – das waren die Hauptdarsteller/innen im Auftakttreffen der Pilotgruppe des Design Networking Hub s in Nairobi. Die Spannung und die Vorfreude auf dieses erste persönliche Kennenlernen waren immens groß, denn zwischenmenschliche Ebenen lassen sich auf digitalen Wegen nur eingeschränkt entwickeln.
Interkulturelle Kommunikation ist vor allem dann erfolgreich, wenn die Menschen hinter den Projekten die beruflichen Stärken und Schwächen des anderen ebenso gut kennen, wie seine charakterlichen Besonderheiten. Kann das Potential jedes Einzelnen voll entfaltet werden, erhöht sich automatisch auch das Potential der Gruppe.
Diesem Ansatz folgend bereitete der kenianische Designer und Dozent am Buru Buru Institute of Fine Art, Michael Muiya, in seiner Rolle als Mitglied und Organisator der Design Kenya Society, die Kooperationspartner des Projektes ist, einen Workshop für die internationale Gruppe vor.
Neben einem ersten Abtasten von Interessen, Synergien und Sympathien würde Muiya die Teilnehmenden des Arbeitskreises vor konkrete Herausforderungen zu den Themenfeldern Mobilität, Wohnen und Digitalisierung stellen, zu denen sie im Folgenden erste Ansätze erarbeiten sollten.
Tag eins der bilateralen Zusammenkunft stand jedoch zunächst im Zeichen der Freundschaft und des Gastgeberlandes. Geführt von den kenianischen Teilnehmer/innen erlebten die deutschen Designer/innen eine spannende Exkursion durch eine der faszinierendsten Metropolen Afrikas. Neben dem allzeit pulsierenden Rhythmus Nairobis und der omnipräsenten Freundlichkeit der Menschen dort konnten die deutschen Teilnehmenden auch erste Eindrücke eines Landes gewinnen, dessen Struktur und Vitalität schon bald die Grundlage für konkrete Projektideen sein könnte.
Ganz in diesem Sinne lud die Stiftung Deutsches Design Museum am zweiten Abend zu einem internationalen Networking Event. Mit dabei waren nicht nur Delegierte der Deutschen Botschaft in Kenia, Somalia und auf den Seychellen, sondern auch zahlreiche Vertreter/innen aus der kenianischen Design- und Architekturszene, der University of Nairobi, der Design Kenya Society und des Goethe-Instituts Kenia.
Eine Zusammenkunft, deren Atmosphäre von Freundschaft, Umsicht und gegenseitiger Neugier geprägt war und auf ein vielversprechendes Miteinander hindeutete. Tatsächlich schienen die Unterschiede in Kultur und Herkunft der Teilnehmenden weit weniger eine Rolle zu spielen, als ihr gemeinsamer Blick auf unsere Welt und deren Herausforderungen bezüglich einer nachhaltigen und progressiven Zukunft.
Diese agile Stimmung hielt auch am nächsten Morgen vor. „Von Anfang an war ein großer Hunger auf interkulturellen Austausch spürbar“, erinnert sich Michael Muiya.
WOHNEN
Im Team WOHNEN trafen die kenianische Kommunikationsdesignerin Julita Afande, der Architekt William Otuke, sowie die Servicedesignerin Betty Mwema auf die Produktdesignerin Hanna Weirich aus Offenbach. Sie beschäftigten sich mit einer der Folgen der Covid-Pandemie: Wie können die durch Arbeit im Homeoffice entstehenden, zunehmenden Büro-Leerstände künftig sinnvoll genutzt werden?
DIGITALISIERUNG
Die Arbeitsgruppe DIGITALISIERUNG, bestehend aus der kenianischen Produktdesignerin Stephanie Nyairo und den deutschen Produktdesigner/innen Madita Morgenstern-Antao und Philip Kohlbecher beschäftigte sich zeitgleich mit der Frage, wie Digitalität und Technologien unsere künftigen Lebenssysteme unterstützen könnten.
MOBILITÄT
Stadtplanung ist sicherlich eines der spannendsten Crossover-Felder zwischen Architektur und Design. Rund um dieses Thema gestaltete sich die Aufgabe der Gruppe MOBILITÄT mit dem kenianischen Architekten George Wekesa und den deutschen Produktdesignern Marvin Kasper und Timm Donke:
Was brauchen Fußgänger/innen an städteplanerischen Veränderungen, um sich sicher durch ein zunehmendes Chaos an Verkehr und Mobilität zu bewegen? Mit welchen Mitteln könnte man das Laufen innerhalb von Städten als gesunde und nachhaltige Alternative zu mechanischer Fortbewegung propagieren?
„Natürlich sind wir jetzt alle sehr gespannt auf die ersten Ansätze der drei Teams“, sagt Julia Kostial von der Stiftung Deutsches Design Museum. „Da die Gruppen ja keine konkreten Auftraggeber/innen haben, müssen sie Herausforderungen selbst identifizieren und lösen. Da liegen jetzt sehr aufregende Wochen vor uns. Bislang kann man auf jeden Fall festhalten, dass wir hier eine sehr heterogene, aber harmonische Gruppe ins Leben gerufen haben, die gerade durch die Kombination ihrer unterschiedlichen Fähigkeiten auf Großes hoffen lässt.“
Mit jedem Tag wachsen die Projekte weiter, werden konkreter und machen anhaltend neugierig auf das, was entsteht. Entsprechend darf man mit Vorfreude auf ein baldiges Update hoffen, in dem die Pilotgruppe des Design Networking Hub s ein wenig mehr über ihre Projekte und Ideen verraten wird.
Teilnehmende des Networking Events in Nairobi
Über den Design Networking Hub
Der Design Networking Hub ist eine von der Stiftung Deutsches Design Museum ins Leben gerufene digitale Wissens- und Netzwerkplattform zur Unterstützung deutsch-kenianischer Kooperationsprojekte im Bereich Design.
Gefördert vom Auswärtigen Amt, ist es die Aufgabe dieses in seiner Entstehung befindlichen Design-Brückenkopfes, initiative Projekte aus den Bereichen Architektur und Design anzustoßen sowie Kreative beider Länder und Kontinente durch konkrete Unternehmungen nachhaltig miteinander zu vernetzen.
Um das Informationsangebot des Hubs maximal nutzer/innenorientiert zu gestalten, entwickelt zunächst eine Pilotgruppe aus fünf deutschen und fünf kenianischen Jungdesigner/innen und -architekt/innen in kleinen Teams neue Produkt-, und Geschäftsideen sowie gemeinnützige Konzepte in den Bereichen Mobilität, Wohnen und Digitalisierung.