Von Jasmin Jouhar.
Wie gründet man eine Möbelfirma? Der Berliner Moritz Bannach jedenfalls fing vor fünf Jahren mit einem echten Statement an und lässt seine Marke Bannach seitdem organisch wachsen.
Die Reaktion kommt ohne Zögern: „Never!“, antwortet Moritz Bannach auf die Frage, ob er es jemals bereut habe, eine eigene Möbelmarke gegründet zu haben. Und strahlt dabei so überzeugend übers ganze Gesicht, dass sich weiteres Nachfragen von selbst verbietet. „Ich bin dankbar und glücklich, wie sich alles gefügt hat“, ergänzt der 37-jährige. Seit 2018 gibt es seine Marke Bannach jetzt, und ganz ohne Investorengeld hat sich der Berliner seinen Platz im Markt erobert – mit ungewöhnlichen, durchaus kostspieligen Möbelstücken, die er in Deutschland und Italien fertigen lässt. Erstes Produkt und gleich ein Signature Piece war ein großer, aus Platten zusammengefügter Esstisch. Von Bannach unter anderem in der Farbkombination Rosa-Grün-Orange-Bordeaux lanciert, tauchte der Tisch schnell in zahlreichen Medien und bald auch in Architekturprojekten auf. Es gibt die beiden Varianten des Tischs, „Abbondio“ und „Elio“, zwar auch in monochrom Schwarz und Grau, aber davon hat Bannach noch nicht viele verkauft. Tatsächlich entscheiden sich die meisten für eine mehrfarbige Version. Im vergangenen Jahr brachte der studierte Landschaftsarchitekt dann weitere Möbel auf den Markt, etwa den Beistelltisch „Arco“ und die Konsole „Agatha“, ein Entwurf von Designer Julius Heinzl. Auch bei den neuen Produkten blieb Bannach seiner Linie treu und setzte auf starke Farben und klaren Formen, er nennt es die Kombination aus „Memphis mit Bauhaus“. Ganz Memphis-mäßig bietet er den aus zwei Kuben bestehenden „Arco“ auch in den expressiven Furnieren von Ettore Sottsass und in dem Gitter-Laminat von Superstudio an.
„Ich bin Unternehmer, ich muss verkaufen“
So freundlich und entspannt Moritz Bannach im Gespräch auch wirken mag: Der Berliner weiß ganz genau, was er will. „Ich möchte eine eigene Welt aufbauen, eine Ästhetik kreieren, ein Design, das bleibt“, lautet seine Antwort auf die Frage, warum er überhaupt eine Möbelmarke gegründet habe: „Lenken, kuratieren, Wiedererkennungswert schaffen.“ Deshalb überlässt er nichts dem Zufall, hat beispielsweise eine eigene Farb- und Materialbibliothek für seine Möbel zusammengestellt. Mit einem Fotoshooting in der Berliner Kunstkommune „Fahrbereitschaft“ setzte Bannach die erste Kollektion cool in Szene. Zur Anschubfinanzierung musste ein Bankkredit genügen, auf aktive Investorensuche hat sich Bannach bislang nicht begeben. Denn, so sein Sorge, wenn zu viele Leute mitreden, könnte das Konzept verwässern, das Design „nicht mehr wiedererkennbar“ sein. Lieber lässt er sich Zeit und die Marke organisch wachsen. Auf manche Marketingmaßnahme verzichtet der 37-jährige aus Kostengründen eben einfach. Der große Tisch jedenfalls hat sich auch ohne Werbung zu einem Dauerbrenner entwickelt, mehrere Jahre nach Markteinführung steigen die Verkaufszahlen immer noch. Dabei landet der Tisch nicht nur, wie ursprünglich geplant, in Esszimmern – Architekt*innen bestellen „Abbondio“ auch als Konferenz- und Arbeitstisch für Büroprojekte. Entsprechend hat Bannach nun ein unsichtbares Kabelmanagement dafür entwickelt. Schließlich, so der Berliner, sei er „Unternehmer. Ich muss verkaufen und Geld verdienen. Es ist ein abwägender Prozess. Mir ist die Designästhetik am wichtigsten. Aber es bringt ja nichts, wenn man ein schönes Produkt hat, aber keiner kauft es.“
Das nächste Ziel: der eigene Showroom
Überhaupt das Unternehmertum: Eine eigene Möbelmarke zu führen, bringt viele vertriebliche und logistische Aufgaben mit sich, wie Moritz Bannach sagt. Das sei ihm bei der Gründung auch bewusst gewesen. „Ich würde mich manchmal gerne etwas mehr um das Design kümmern.“ Dennoch mache ihm das unternehmerische Denken viel Spaß. Als hilfreich dabei erwies sich seine Zeit im Team des Berliner Möbelhändlers Dopo Domani. Dort hatte er noch während seines Studiums begonnen, zu arbeiten. Bis heute holt er sich bei seinen ehemaligen Kolleg*innen Rat, etwa wenn es um die Preisgestaltung geht. Und bis heute hat er neben seiner Marke noch einen Zweitjob bei einem Immobilienprojekt. Allerdings verlagert sich der Schwerpunkt seiner Arbeitszeit zunehmend ins eigene Unternehmen, dem er mittlerweile etwa vier Tage pro Woche widmet. Im Moment entwickelt er die nächste Kollektion, die noch im Laufe dieses Jahres herauskommen soll. Auch dieses Mal wieder eine Mischung aus eigenen Entwürfen und Beiträgen anderer Gestalter. Sein Ziel ist es, die Bandbreite der Produktpalette zu vergrößern und weitere Materialien wie Naturstein und Glas zu verwenden. Und wenn Geld für einen Moment keine Rolle spielte, welchen Traum würde er sich dann erfüllen? Auch auf diese Frage kommt die Reaktion prompt und ohne Zögern: „Ein Showroom in Berlin! Das ist die Nummer eins auf meiner Liste“, sagt er. Eine schöne Fläche mit großen Schaufenstern, ein Raum, in dem die Tische richtig wirken können.“
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