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In Zukunft werden immer mehr Waren und Menschen mit elektrischer Unterstützung transportiert. Elektromobilität breitet sich nicht nur rasant im Alltag aus, sondern fasziniert zunehmend die Design- und Luxus-Fans – zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Während vielerorts spannende Projekte und spektakuläre Prototypen kurz vor der Serienreife stehen, sind andere schon erfolgreich durchgestartet.

Von Kay Alexander Plonka.

Flugtaxis

Vor über 100 Jahren ging der Traum vom Fliegen in Erfüllung. Im Jahr 2024 will das deutsche Luftfahrtunternehmen Volocopter das Fliegen von Grund auf revolutionieren. Passagiere in Paris und Singapur sollen dann auf ausgewählten Linien im elektrischen VTOL-Flugtaxi (Vertical Take-Off and Landing) starten können. Anfangs noch mit Pilotin oder Pilot, später autonom. Noch in diesem Jahr will das bayrische Unternehmen mit Sitz in Bruchsal mit weiteren Büros und Entwicklungsstandorten in München und Singapur Fracht-Drohnen in mehreren Ländern zum kommerziellen Einsatz in die Luft bringen.

E-Bikes, Pedelecs und Velomobile

Elektromobilität für die letzte Meile: ONO Pioneers Edition Cargobike
Elektromobilität für die letzte Meile: ONO Pioneers Edition Cargobike © 2021 ONOMOTION GmbH. All Rights Reserved. Photo credit: Janine Graubaum

Nichtsdestotrotz bleibt vorerst das Lastenfahrrad auf der berühmten letzten Meile der unangefochtene Sieger. Egal ob auf dem Radweg am Stau vorbei oder bis in den abgelegensten Hinterhof – dort, wo dem Lieferwagen Grenzen gesetzt sind, punktet das Lastenrad. Eine neue Kategorie von Fahrzeugen für den nachhaltigen urbanen Warenwirtschaftsverkehr bringen die Berliner Logistik-Spezialisten von ONOMOTION auf den Markt. Ihr überdachtes E-Cargo-Dreirad ist ein Hybrid aus Elektrofahrrad und Auto. Ihre Vision: Mobilitätslösungen schaffen, die Großstädte sauberer, sicherer und leiser machen. Die Gründer Murat Günak, lange Jahre Chefdesigner bei Mercedes und der Volkswagengruppe, Beres Seelbach, etablierter Fahrzeugingenieur, und Philipp Kahle als Vordenker auf dem Gebiet der Elektromobilität in Deutschland, konzentrierten sich dabei zunächst auf das Kurier-, Express- und Paketdienst-Segment, um Rentabilität und Effizienz zu beweisen. In Zukunft soll ihr modulares System nahezu den gesamten Bedarf der City-Logistik vom Service- & Dienstleistungssektor bis zum Speditions- und Entsorgungsverkehr abdecken. Dadurch wollen sie eine schnellere und effizientere Fortbewegung ermöglichen und gleichzeitig Platz und Ressourcen einsparen, um die Umwelt zu entlasten.

Auch der Sportwagenbauer Porsche setzt zukünftig in Sachen Elektromobilität verstärkt aufs E-Bike. Dazu haben die Zuffenhausener gemeinsam mit Storck Bicycle die neue Fahrradmarke Cyklaer erschaffen. Das intelligente Pedelec folgt nicht nur dem Gravelbike-Trend, bei dem Rennräder gleichermaßen für den Einsatz im Gelände als auch für den Alltagsgebrauch in der Stadt tauglich gemacht werden, sondern lässt die elektrischen Komponenten wie Akku und Motor quasi vollständig aus dem Rahmendesign verschwinden. So überwiegt die sportlich-elegante Parallelogramm-Optik des Vollcarbon-Rahmens und nicht etwa eine klobige elektrische Antriebseinheit oder aufgesetzte Batterie-Box. Der Clou: Die Mittelmotor-Lösung wiegt lediglich 4,6 Kilogramm und lässt sich aus dem Unterrohr herausnehmen. Mit einer Akkuladung kommt das 15 Kilogramm leichte Rad rund 120 km weit. Ein weiteres Highlight ist die von Porsche Digital entwickelte Cyklaer-App in Kombination mit der SP Connect iPhone-Halterung, die zentral im Lenker als Informations- und Bedieneinheit integriert ist. Dank induktivem Ladesystem kann während der Fahrt das Smartphone geladen werden. Außerdem sind im Bike eine Front- und Heckkamera verbaut. Letztere dient in Verbindung mit dem iPhone gleichzeitig als digitaler Rückspiegel. Das außergewöhnliche Elektro-Rennrad mit innovativen Hightech-Features gibt’s zum Preis von rund 7.000 Euro.

Aus Schweden kommt ein E-Bike, das die Herzen von Motocross-Fahrerinnen und -Fahrern höherschlagen lässt. Der Hersteller Cake hat sich auf elektrische Motorräder im Leichtkraftrad-Segment spezialisiert und verspricht eine völlig neue Qualität des Fahrvergnügens, mit null Emissionen und gutem Gewissen. Das minimalistisch anmutende Modell Kalk ist auf das Wesentliche reduziert und wiegt weniger als 70 Kilo, hat eine Reichweite von 80 Kilometern und der 15-kW-Motor verspricht dank seines enormen Drehmoments und des Fahrwerks vom Stoßdämpfer-Spezialisten Öhlins im Gelände als auch auf der Straße ordentlich Fahrspaß.

Zero One
Zero One. © OHE Mobility GmbH. Bild George Kroustallis

Eher knuffig und unbeholfen kamen bisher die E-Roller daher. Das Berliner Start-up Naon will künftig den lokal produzierten Premium Scooter Zero-One auf den Markt bringen, der nicht nur funktionell und hochwertig sein soll, sondern vor allem auch ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Das puristische Design des Prototyps mit Alurahmen und LED-Scheinwerfern erinnert ein bisschen an Science Fiction-Vehikel aus dem nächsten Jahrtausend. Für rund 5.000 Euro soll es eine Version mit 45 km/h mit 140 Kilometern Reichweite geben sowie ein rund 6.500 Euro teures Modell mit 100 km/h Höchstgeschwindigkeit. Bei der Produktion im Großraum München wollen die Berliner vorwiegend sowohl recycelte als auch recyclingfähige Materialien zum Einsatz bringen und außerdem ein Kreislaufsystem für Batterien aufbauen.

Elektroautos

ELEGEND EL1
Elektromobilität im 80er-Retro-Look: ELEGEND EL1. © ELEGEND AG

In München arbeitet das Team von Sono Motors am ersten Serien-Elektroauto mit Solar-Integration und bidirektionaler Ladefunktion. Der Sion soll mit zahlreichen Teilen aus Deutschland im ehemaligen Saab Werk in Schweden gebaut werden und über eine Reichweite von 250 bis 300 km verfügen. Die beiden Gründer Laurin Hahn und Jona Christians starteten 2016 ihr E-Auto-Projekt in einer Münchner Garage und sorgten drei Jahre später mit einer beeindruckenden 53 Millionen Euro Crowdfunding-Kampagne für Furore. Im November 2021 haben die beiden Gründer in New York einen fulminanten Nasdaq-Börsengang hingelegt. Das 25.000 Euro teure Elektroauto soll durch die nahtlose Integration der Solarzellen in die Fahrzeugoberfläche pro Tag Strom für 30 km generieren. Der Produktionsstart und die ersten Auslieferungen des Sion sind jetzt für das erste Halbjahr 2023 geplant.

Das könnte dazu führen, dass bereits im Sommer 2022 die erste Auflage des auf rund 1.000 Exemplare limitierten und ebenfalls solarbetriebenen E-Autos von der niederländischen Marke Lightyear One den Münchnern zuvorkommt. Gebaut wird die auf Effizienz getrimmte Oberklassen-Limousine mit fünf Sitzplätzen im finnischen Uusikaupunki. 725 km Reichweite bei einem Verbrauch von weniger als 10 kWh auf 100 Kilometer sollen dank der aerodynamischen Karosserie mit einem cW-Wert von unter 0.20 möglich sein. Der elegante Wagen mit etwas über fünf Metern Länge wird von vier Radnabenmotoren angetrieben und wird ca. 150.000 Euro kosten. Dafür sollen dann die Solarzellen auf dem Fahrzeugdach pro Sonnenstunde Strom für bis zu 12 km Reichweite generieren.

Echte Rallye Fans kommen bei der Neuinterpretation des legendären Audi Sport Quattro aus den 1980er Jahren auf ihre Kosten. Zum Preis von 890.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer bringt die ELEGEND AG mit Sitz im bayrischen Beilngries ihren elektrischen Supersportwagen EL1 ab diesem Jahr in einer Kleinserie von 30 Einheiten per Hand gefertigt auf den Markt. Das Rennstrecken- und alltagstaugliche Coupé verknüpft zukunftsweisende Technik mit Leidenschaft für den automobilen Rennsport und retrofuturistischem Design. Mit einer Leistung von 600 kW / 816 PS beschleunigt der nur 1.680 Kilogramm leichte Bolide in 2,8 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei rund 300 km/h. Unter der neu entworfenen Karosserie vereinen sich Carbon-Monocoque, Allradantrieb, 90-kWh-Batterie und drei Elektromotoren zu einer atemberaubenden Symbiose aus Kraft und Fahrfreude. Ein Luxus-Traum für alle ambitionierten Auto-Enthusiasten.

Nicht weniger auffällig sind die futuristischen und vollelektrischen Vans und Pick-ups des kalifornischen Start-ups Canoo, die ab Ende 2022 erhältlich sein sollen. Die vielseitig einsetzbaren Lifestyle Vehicle sollen zu Preisen ab 30.000 Euro von dem niederländischen Unternehmen VDL NedCar in Europa produziert werden und überzeugen neben ihrem extrem minimalistischen und zugleich hochfunktionalen Design vor allem durch ihre nachhaltige und kostengünstige Herstellungsweise. Das Multi-Purpose Delivery Vehicle mit günstigen Betriebskosten und klassenführendem Frachtvolumen soll basierend auf der patentierten und äußerst vielseitigen Plattformarchitektur zunächst in zwei Größenvarianten angeboten werden und richtet sich an kleine Unternehmen und gewerbliche Nutzerinnen und Nutzer. Der elegante Pick-up Truck will trotz seiner schlanken Linien neue Maßstäbe in Funktion, Form und Nutzbarkeit setzten und eignet sich dank der hohen Nutzlast für vielseitige Einsatzbereiche.

Boote

Elektromobilität zu Wasser: X Shore Eelex
Elektromobilität zu Wasser: Eelex 8000 2021 Edition. © X Shore

Unter der Marke X Shore verwirklicht der schwedische Unternehmer Konrad Bergström seit 2019 seinen langjährigen Traum vom laut- und geruchslosen Motorboot. Seine elektrisch angetriebenen Schiffe gleiten durchs Wasser, ohne Tier-, Pflanzen- oder Umwelt zu belästigen. Angetrieben werden sie von einem vibrationsfreien 220 kW starken Elektromotor, der in der Schweiz gebaut wird. Für hervorragende Beschleunigung und Geschwindigkeit gepaart mit außergewöhnlicher Reichweite sorgen drei extraleichte Lithium-Ionen-Akkus mit 120 kWh Kapazität. Der Rumpf der sechseinhalb und acht Meter langen Boote ist von der Form des südamerikanischen Zitteraals inspiriert. Er nimmt an den Seiten Luft auf und bildet damit eine Schicht aus Luftblasen zwischen Rumpf und Wasser. Das reduziert die Reibung und spart Energie. Das Eelex von X Shore soll bei langsamer Spazierfahrt durchs Wasser problemlos 100 Seemeilen mit einer Akkuladung zurücklegen können, das entspricht rund 170 Kilometern. Aber auch bei sportlicher Fahrweise mit 25 Knoten soll die Batterie immerhin zweieinhalb Stunden durchhalten. Die Höchstgeschwindigkeit des eleganten Bootes beträgt 40 Knoten, was umgerechnet in etwa 75 km/h entspricht. Gefertigt werden die Boote in aufwändiger Handarbeit südlich von Stockholm in der traditionsreichen Storebro-Werft zu Preisen ab 250.000 Euro.


10 Jahre German Design Award, 10 Jahre Designgeschichte

Wegweisende Gestaltung, exzellente Projekte und Produkte, junge Talente und das Who is Who der Designbranche – seit zehn Jahren zeichnet der Rat für Formgebung mit dem German Design Award herausragende Leistungen aus. Was sind die Trends, wer gibt Antworten auf aktuelle Herausforderungen und wer denkt Richtung Zukunft? Entdecken Sie mit uns die Gewinnerinnen und Gewinner des German Design Award 2022 und das Beste aus 10 Jahren!



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