Selbst Menschen, die dem Automobil kritisch gegenüberstehen, kennen seinen Namen: Enzo Ferrari. Schließlich sei er, heißt es, „einer der berühmtesten Italiener nach Leonardo da Vinci“. Heute ist Ferrari eine globale Marke. Der Mythos aber, der sich um die roten Renner aus Maranello rankt, verdankt sich Enzo Ferrari, der seit früher Kindheit den Rennsport liebte. Er wurde denn auch „der Verrückte“ genannt, weil er in Rennwagen durch die Stadt fuhr. Das Cavallino Rampante, das sich aufbäumende Pferd vor gelbem Hintergrund, Ferraris Firmenemblem, wurde weltberühmt und die besten Fahrer ihrer Zeit wie Alberto Ascari, Phil Hill und Niki Lauda saßen am Steuer von Ferraris Rennwagen. Die Dokumentation „Enzo Ferrari – Eine Geschichte von Leidenschaft und Tod“ beschreibt freilich nicht nur die Rennsporterfolge, die Enzos Leben und die Firmengeschichte geprägt haben, sondern auch zahlreiche menschliche Verluste. Anhand autobiografischer Dokumente und bisher unveröffentlichten Archivaufnahmen zeichnet der Film von Enrico Cerasuolo ein faszinierendes Porträt des Menschen Enzo Ferrari, der sich hinter dem Mythos verbirgt.
Enzo Ferrari stammt aus Modena. Seinem Vater gehörte dort eine kleine Eisengießerei. Die gesamte Familie begeisterte sich für Autos und Autorennen. Als junger Mann bemühte sich Enzo vergeblich um eine Anstellung bei Fiat, und so bestreitet er sein Auskommen zunächst mit Gelegenheitsarbeiten in der Automobilbranche. Durch einen Freund, der Testfahrer für den Mailänder Autohersteller „Costruzioni Meccaniche Nazionali“ (CMN) ist, erhält er bei CMN eine Anstellung als Rennfahrer. 1919 fährt Enzo sein erstes Straßenrennen, ein Jahr später belegt er bei der Targa Florio den zweiten Platz. ab 1920 fährt er für Alfa Romeo. 1929 gründet er in seiner Heimatstadt Modena einen eigenen Rennstall, die „Scuderia Ferrari“, für die er herausragende Fahrer wie Tazio Nuvolari und Alberto Ascari sowie einige der besten Ingenieure gewinnt. Mit seinem Rennstall bricht er internationale Rekorde. Von 1932 an fährt Enzo Ferrari selbst keine Rennen mehr; die Tänzerin Laura Garello und er werden Eltern eines Sohnes. Der erste vollständig von Ferrari entwickelte Rennwagen, der Alfa 158, wird 1937 gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg gewinnt dieser Wagen zwei Weltmeisterschaften für Alfa Romeo. Während des Zweiten Weltkriegs wird das Werk nach Maranello in die Randbezirke Modenas verlegt, wo es heute noch steht.
Enzo Ferraris Leben war geprägt von Erfolgen, aber auch von großem Leid: Sein Vater starb früh, sein Bruder fiel im Ersten Weltkrieg, sein Sohn Dino verstarb im Alter von 24 Jahren an den Folgen einer Muskeldystrophie. Auch mehrere Fahrer aus seinem Rennstall, darunter Gilles Villeneuve und Wolfgang Berghe von Trips, verunglückten am Steuer seiner Wagen tödlich. Doch trotz dieser Tragik hielt er ein Leben lang an seiner Leidenschaft fest. Am 14. August 1988 starb Enzo Ferrari mit 90 Jahren in seinem Haus in Modena.
Erzählt wird – oft aus der Perspektive Enzos – vom unwiderstehlichen Zauber und futuristischen Traum der Geschwindigkeit, vom Heroismus der Rennfahrer als „Boten von Tapferkeit und Wagemut“ (wie im Fall von Tazio Nuvolari), vom prickelnden Flair der Rennen und der tödlichen Gefahr. Selten liegen Erfolge und Schicksalsschläge so nah beieinander, sind Familien-, Rennsport- und Firmengeschichte so eng miteinander verflochten wie bei Ferrari. Enzo Ferrari – Eine Geschichte von Leidenschaft und Tod läuft am 11. Dezember um 22.30 Uhr auf Arte. Die Dokumentation ist bis 9. Januar 2023 in der Mediathek verfügbar.
Ebenfalls am 11. Dezember wird, gleich im Anschluss um 23.25, unter dem Titel „Bugatti – Im Rausch der Geschwindigkeit“ ein weiterer Pionier der Automobilgeschichte vorgestellt. Bis heute stehen der Name und die Marke Bugatti für Geschwindigkeit und Legenden des Automobildesigns. Dahinter steht eine Familie von Besessenen und Künstlern, von denen jedes Mitglied sein eigenes Ausdrucksmedium für seine Leidenschaft, für Erfindergeist und Kreativität fand. Die Dokumentationvon André Schäfer und Oliver Bätz erzählt die Geschichte von Ettore Bugatti und seiner Familie, die – trotz oder wegen ihrer wechselvollen Geschichte zwischen Aufstieg und Niedergang – wie Ferrari bis heute ein Mythos ist. Vater Carlo Bugatti war Maler, Designer und Architekt und entwarf Ende des 19. Jahrhunderts extravagante Möbel für Europas Fürstenhäuser. Für seine Söhne Ettore und Rembrandt hatte er zunächst unterschiedliche Pläne: Ettore sollte Künstler werden und Rembrandt Ingenieur. Doch es kam anders: Ettore konstruierte Meisterwerke der Technik, sein Bruder Rembrandt, der sich im Ersten Weltkrieg das Leben nahm, schuf spektakuläre Skulpturen, vor allem in Bronze gegossene Tierplastiken. Ettores Sohn Jean schließlich, entwarf und baute eines der schönsten und das heute wertvollste Auto der Welt – den Atlantic.
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