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Das Museum Louisiana im dänischen Humlebæk zeigt die investigative Arbeit von Forensic Architecture.
© Louisiana Museum of Modern Art

Architektonische Strukturen können auch ganz anders betrachtet und eingesetzt werden. Die 2011 von Eyal Weizman gegründete Rechercheagentur „Forensic Architecture“ mit Sitz am Centre for Research Architecture, Goldsmiths, University of London, untersucht Konflikte und Verbrechen in der ganzen Welt. Dabei nutzt sie architektonische Praktiken und Methoden, um Beweise und Aussagen von Zeuginnen und Zeugen zu sammeln und zu sichern. Auf der Basis einer sogenannten „Counter Forensic“ geht das Team gegen staatliche Desinformation vor, deckt Menschenrechtsverletzungen und staatliche Gewalt auf. Dazu werden Bilder, Videos und weitere Informationen in mühsamer Kleinarbeit zusammengetragen. Vom 19. Mai bis zum 23. Oktober präsentiert das Louisiana Museum im dänischen Humlebæk als fünfte Ausstellung seiner Reihe „The Architect‘s Studio“ die Arbeit von Forensic Architecture an der Schnittstelle von Architektur, Recht, Journalismus, Menschenrechten und Umwelt.

Konkret führt das Forensic-Team in Zusammenarbeit mit Basisaktivist/innen, internationalen Nichtregierungs- und Medienorganisationen Untersuchungen im Auftrag von Menschen durch, die von politischen Konflikten, Polizeibrutalität, Grenzregimen und Umweltgewalt betroffen sind. Dabei wird durch Visualisierungen und Renderings in 3D wird nicht nur ein Raum rekonstruiert, sondern auch dokumentiert, was in ihm geschehen ist. Ziel ist es, die Ereignisse zu erhellen und den menschlichen oder materiellen Zeugen eine Chance zu geben, gehört zu werden.

Die Ausstellung in Louisiana ist in drei Abschnitte unterteilt: (1) „Witnesses“ präsentiert die verschiedenen Arten von Zeuginnen, Zeugen, Hinweisen und Daten, die im Mittelpunkt der Arbeit von Forensic Architecture stehen. Die eigens für die Schau erstellte Videoarbeit „Situated testimony“ zeigt, wie verschiedene Formen von Aussagen dokumentiert und in Architekturmodellen dargestellt werden. (2) „Modes of Sensing“ beschreibt die Arbeit des Lesens von Veränderungen in materiellen Zeugen wie Ziegeln, Blättern und Rauch. Zu den Methoden gehören 3D-Modellierung, Feldarbeit, maschinelles Lernen und Rekonstruktionen in Originalgröße. Und in (3) „Itinerant Witnesses“ dokumentieren Zeuginnen und Zeugen ihre Erfahrungen beim Versuch, die Grenzen in Europa zu überqueren. Bei Fragen der Migration und der Grenzpolitik stellen sie eine andere Art von ortsspezifischem Zeugnis dar und dienen der Kartierung von Migrantenreisen.

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