2 Min Lesezeit
Ausstellung „Garden Futures“ im Vitra Design Museum
Julien de Cerval, Gärten von Marqueyssac, Frankreich, entworfen in den 1860er Jahren Foto: Romain Laprade, 2020
Liz Cristy in einem Gemeinschaftsgarten, New York City, USA, 1970er-Jahre, © Foto: Donald Loggins

Ein Garten, ein von Menschenhand gestaltetes Stück Natur, war schon immer vieles mehr als ein privates Refugium. In unterschiedlicher Gestalt waren und sind Gärten Ausdruck vielfältiger Bedürfnisse, Träume und Visionen. Als mythische Orte walten in ihnen heilende und erlösende Kräfte; Gärten bieten Zuflucht vor der Hektik des Alltags und dem Tumult und den Zumutungen der Geschichte. Und gleichviel, ob historisch in ihnen Pläsier im Vordergrund stand oder Nahrung gedieh, in ihnen spiegelte sich das Verhältnis einer Zeit zur Natur ebenso wie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Heute dient der Garten vielfach als Experimentierfeld für soziale Gerechtigkeit, Biodiversität und ein nachhaltiges Verhältnis zur Natur.

Mit „Garden Futures. Designing with Nature“ präsentiert das Vitra Design Museum in Weil am Rhein vom 25. März bis zum 3. Oktober nach eigenen Angaben „erstmals eine große Ausstellung zur Geschichte und Zukunft des modernen Gartens“. Welche Ideen und Vorstellungen, so die Ankündigung, „haben unser heutiges Gartenideal geprägt? Welchen Beitrag leisten Gärten zu einer Zukunft, die für alle lebenswert ist?“ Beantwortet werden sollen solche Fragen anhand von vielfältigen Beispielen aus Design, Alltagskultur und Landschaftsarchitektur – „vom Liegestuhl bis zur vertikalen Stadtfarm, von zeitgenössischen Community-Gärten über begrünte Gebäude bis hin zu Gärten von Gestalter*innen und Künstler*innen wie Roberto Burle Marx, Mien Ruys oder Derek Jarman. Gestaltet wird die Schau vom italienischen Designduo Formafantasma.

Zum Auftakt erscheint der Garten in einer Medieninstallation als Ort, der mal ganz praktische, oft aber auch symbolische oder philosophisch-religiöse Bedeutung hat. Danach wird er als Zeugnis sozialer und historischer Entwicklungen, politischer und wirtschaftlicher Interessen und kultureller Wertesysteme in den Blick genommen. Neben Pflanzenimporten als Teil der Kolonialgeschichte spielten im 19. Jahrhundert auch Konzepte wie Ebenezer Howards Idee der Gartenstadt (siehe ndion vom 31. Oktober 2022) eine Rolle. In den 1970er-Jahren eroberte die Green-Guerilla-Bewegung den städtischen Raum und verwandelte ihn kollektiv in einen Garten für alle. Viele der damals gestellten Fragen sind bis heute aktuell: Wer hat überhaupt Anspruch auf einen Garten? Wozu ist ein Garten gut? Und wie können Gärten in ein urbanes Umfeld integriert werden? Wie unterschiedlich die Antworten hierauf sein können, verdeutlichen im dritten Teil der Ausstellung neun wegweisende Gartengestalter der jüngeren Zeit. In ihrem letzten Teil werden aktuelle Projekte gezeigt, die sich mit der Zukunft des Gartens im Zeitalter von Klimakrise, sozialer Ungerechtigkeit, bedrohter Artenvielfalt und sozialer Isolation auseinandersetzen.

Zur Ausstellung im Vitra Design Museum erscheint eine reich bebilderte Publikation mit Essays, Interviews und Fallstudien. Nach der Präsentation in Weil am Rhein wird die Ausstellung im Design Museum Helsinki und dem Museum of Finnish Architecture (10. November bis 1. April 2023), im Vandalorum in Värnamo (27. April bis 13. Oktober 2024), im Nieuwe Insituut in Rotterdam (November 2024 bis April 2025) und im V&A Dundee (April bis Dezember 2025) gezeigt. Weitere Stationen, heißt es, seien in Planung.


Mehr auf ndion

Entdecken Sie weitere Beiträge zum Thema Design sowie aktuelle Ausstellungen.


Diese Seite auf Social Media teilen:

Print Friendly, PDF & Email