2 Min Lesezeit
Kirche und Gemeindezentrum, Wolfsburg, 1960-1962
Bleistift und Tusche auf Transparentpapier © Tchoban Foundation
Oper und Musiktheater, Essen, 1959; 1961-1988
Bleistift und Tusche auf Transparentpapier © Tchoban Foundation

Sechs Projekte Alvar Aaltos in Deutschland wurden vollendet: zwei Kirchen, zwei Wohnhäuser und zwei Kulturbauten. Dem stehen acht Entwürfe für öffentliche Bauvorhaben gegenüber, die nicht realisiert werden konnten – Rathäuser, Stadtzentren, Bebauungspläne und gewerbliche Bürogebäude. Die Ausstellung „Alvar Aalto in Deutschland: Gezeichnete Moderne“ im „Museum für Architekturzeichnung“ der Tchoban Foundation in Berlin präsentiert in Zusammenarbeit mit der Alvar Aalto Foundation noch bis zum 14. Januar 2024 über 70 Werke der renommierten finnischen Architekten Alvar (1898 bis 1976) und Elissa Aalto (1922 bis 1994) sowie ihres Architekturbüros. Originalzeichnungen zu allen 14 Projekten in Deutschland spannen einen Bogen von den 1950er Jahren, als Alvar Aalto eingeladen wurde, am Aufbau nach dem Zweiten Weltkrieg mitzuwirken, bis zu den 1980er Jahren, als seine Frau Elissa einige Großprojekte zu Ende führte, die nach dem Tod ihres Mannes 1976 unvollendet geblieben waren. Die Zeichnungen dokumentieren darüber hinaus die Beziehung, die Alvar Aalto von seiner Jugend an bis zu seinem Tod zu Deutschland und der deutschen Baukultur gepflegt und die Elissa Aalto weitergeführt hat.

Die Zeichnungen, so das Museum, zeigten, „dass das Papier für die Mitglieder des Studios Aalto eine unverzichtbare Grundlage war, die den kreativen Prozess am Laufen hielt. Sie sind daher schön, ohne selbstverliebt zu sein: Der visuelle Reiz ist eher ein Nebenprodukt als das Ziel des Entwurfsprozesses.“ Vor allem die ersten Projektskizzen illustrierten, „wie ausschweifend, gemeinschaftlich und spontan im Studio gezeichnet wurde“. Deutlich werde auch, wie sich ein Projekt von den frühen, oft ungezähmten Skizzen bis hin zu den filigranen, sorgfältig ausgearbeiteten Arbeitszeichnungen entwickelte. Die Ausstellung ist in vier Themenbereiche gegliedert: Während „Natürliche und städtische Topografien“ und „Projektion von Identität“ dem Städtebau gewidmet sind, konzentrieren sich „Grenzen des Sakralen“ und „Humanisierung der Standardisierung“ auf spezifische architektonische Programme und die mit ihrer Gestaltung verbundenen Herausforderungen.

Ermöglicht wurde die Schau durch ein Stipendium des „Arts and Humanities Impact Fund“ der Universität Cambridge. Kuratiert wurde sie von Dr. Sofia Singler, Research Fellow der University of Cambridge, Timo Riekko, Leitender Kurator der Alvar Aalto Foundation, und Nadejda Bartels, Direktorin der Tchoban Foundation. Das Ausstellungsdesign stammt vom Studio Anna Andrich aus London, die Grafik besorgte Annika Paetsch von der Tchoban Foundation. Der 168 Seiten starke, von Nadejda Bartels in deutscher und englischer Sprache herausgegebene Katalog kostet im Museum 29 Euro.


Mehr auf ndion

Entdecken Sie weitere Beiträge zum Thema Design und Architektur.


Diese Seite auf Social Media teilen:

Print Friendly, PDF & Email