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Metropolitan Luster, Modell 6725-L-16
Entwurf: Hans Harald Rath, 1966
© J. & L. Lobmeyr
Lobmeyr-Gläser aus der Sammlung des MAK: Deckelpokal, Entwurf: Carl Thomas, 1913; Trinkschale Liquid Skin, Entwurf: Lucy.D, 2001; Prunkvase, Entwurf: Hermann Herdtle, 1877; Vase, Entwurf: Michael Powolny, 1918
© Leonhard Hilzensauer/MAK

J. & L. Lobmeyr ist ohne Zweifel eine Institution, nicht nur in Wien. Wer, begabt mit etwas Vorstellungskraft, heute durch die Räume des Stammhauses in der Kärntner Straße 26 flaniert, dem könnte in der Fantasie leicht die eine oder andere Gestalt aus vergangenen Zeiten begegnen. Ob aus der k. u. k. Doppelmonarchie oder der Wiener Moderne, ob adelige oder bürgerliche Damen, Hofräte, Sektionschefs oder anderes Personal, wie es Altenberg, Doderer, Musil oder Polgar in ihren Geschichten so wunderbar gezeichnet haben.

Im Jahr 1860 wurde Lobmeyr Hofglaswarenhändler, lieferte Kristall-Lüster für die Hofburg, für Schloss Schönbrunn und die bayrischen Königsschlösser. Der 1829 geborene Ludwig Lobmeyr war selbst ein begeisterter Kunstmäzen und Sammler, bekannt mit Künstlern wie Wissenschaftlern. Unter seiner Leitung arbeitete die Firma mit Thomas Alva Edison zusammen, um 1882 die Redoutensäle mit den ersten elektrischen Lustern der Welt auszustatten. Ludwig wurde 1887 von Kaiser Franz Joseph I. ins Oberhaus des Parlaments berufen und 1889 Ehrenbürger der Stadt Wien. Das Angebot, um den Adelsstand anzusuchen, schlug er aus. Die vielfältigen Verbindungen zur böhmischen Glasindustrie machen das Glashandelshaus darüber hinaus zum Beispiel der ökonomischen Internationalisierung während des 19. Jahrhunderts.

Auch das MAK und J. & L. Lobmeyr blicken auf eine lange gemeinsame Geschichte zurück. Seit der Gründung des Museums und dem Gedanken, zum Zusammenwirken von Kunst und Industrie beizutragen, besteht mit dem Glasverleger eine intensive Verbindung. So ist Lobmeyr durch Kooperationen mit renommierten Gestalter*innen immer wieder eine zeitgemäße Interpretation von Glas gelungen. Aus Anlass des des runden Geburtstags blickt das MAK vom 7. Juni bis zum 24. September nun mit der Ausstellung „Glanz und Glamour. 200 Jahre Lobmeyr“ auf die oft stilbildenden Erzeugnisse der traditionsreichen Glasmanufaktur zurück. Anhand von mehr als 300 Objekten wird ein Bogen geschlagen von Formen des Historismus und Orientalismus des 19. Jahrhunderts bis zu Klassikern wie den Servicen und Objekten nach Entwürfen von Josef Hoffmann, Adolf Loos, Oswald Haerdtl oder Stefan Rath, die bis heute in Produktion sind.

Die von Gastkuratorin Alice Stori Liechtenstein ausgewählten Exponate folgen keiner chronologischen Ordnung, sondern werden, so die Ankündigung, „,intuitiv‘ gruppiert und geordnet, mit einer gezielten Mischung von Stilen, Verarbeitungstechniken, Materialinnovationen und Designer*innen“. Teil der Schau sind darüber hinaus die im Rahmen einer Kooperation mit der „Vienna Design Week“ in den Lobmeyr-Werkstätten entstandenen Installationen und Objekte. Gezeigt wird auch eine Gruppe von Pokalen mit aufwendigen Gravuren, die die Künstlerin Nives Widauer anlässlich des Lobmeyr-Jubiläums entworfen hat.


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