Die Tschechoslowakei entstand 1918 als neuer demokratischer Staat in Europa. In der allgemeinen Aufbruchsstimmung, die sich in den Folgejahren ausbreitete, entwickelten Künstlerinnen und Künstler nahezu aller Bereiche visionäre Ideen, die sie aufgrund des rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs auch realisieren konnten. Mit der Ausstellung „Hej rup! Die Tschechische Avantgarde“ widmet sich das Berliner Bröhan-Museum vom 12. Oktober bis zum 3. März 2024 nach eigenen Angaben „den vielfältigen Stimmen der tschechischen Avantgarde-Bewegung, die die Republik zwischen 1918 und 1938 zu einem Schmelztiegel europäischer Ideen werden ließen“. Der Ausruf „Hej rup!” (Auf geht’s!) stehe dabei programmatisch für den Tatendrang, der den neuen Staat in dieser Periode geprägt und vielen Menschen – vom Arbeiter bis zum Dichter – das Gefühl vermittelt habe, eine neue Zeit sei angebrochen.
In Prag und Brünn, aber auch im ostmährischen Zlin, entstanden Spitzenleistungen einer eigenständigen Avantgarde, die Literatur, Design, Architektur, Theater, Fotografie, Film und Musik miteinander verband. Die Kunst war dabei besonders von Frankreich, von Kubismus und Surrealismus beeinflusst; in Architektur und Design richtete sich der Blick Richtung deutsche Moderne. Der Schriftsteller, Grafikdesigner, Künstler und Theoretiker Karel Teige, dem die Rolle eines Vermittlers zukam, prägte für die tschechische Avantgarde den Begriff „Poetismus“. Mit dem Münchner Abkommen von 1938 und der anschließenden Zerschlagung der Tschechoslowakei endete diese kulturelle Blütezeit abrupt. Nicht nur jene, die laute Kritik an der nationalsozialistischen Politik geübt hatten, wurden verfolgt und ermordet.
Die von Dr. Tobias Hoffmann und Julia Meyer-Brehm kuratierte Ausstellung will einen Überblick über die wichtigsten Strömungen der tschechischen Avantgarde geben. Ausgehend von Kubismus und Surrealismus über Architektur, Möbeldesign und Fotografie soll anhand von über 300 Gemälden, Grafiken, Collagen, Skulpturen und Fotografien ein lebendiges Bild der tschechischen Kunst- und Designgeschichte jener Jahre vermittelt und ein Bild des tschechischen Beitrags zur europäischen Moderne gezeichnet werden.
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