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A new view of London Paul Catherall, 2007. Courtesy of TfL
Play between 6 and 12, by Edward McKnight Kauffer, 1931

Als Frank Pick, der erste „Chief Executive“ der Londoner Verkehrsbetriebe, 1908 die Verantwortung für die Werbung der U-Bahn übernahm, revolutionierte er die Plakatgestaltung. Pick, eigentlich Anwalt und Verwalter, war überzeugt, gutes Design bereichere das Leben; also hauchte er einem Medium neues Leben ein, das bis dato recht konservativ und textbasiert auftrat – und gab Bildplakate in Auftrag. „No need to ask a p‘liceman“ war eines der ersten Plakate, das der Werbegrafiker John Hassall 1908 im Rahmen einer Kampagne entwarf, um der Öffentlichkeit die Angst vor der Benutzung der U-Bahn zu nehmen. Pick setzte in der Folgezeit auf Markenidentität und Offenheit, war er doch der Auffassung, auf Plakaten sei Platz für alle Gestaltungsstile. Hielt er es einerseits für nötig, bei den Plakaten der Londoner Verkehrsbetriebe auf eine Markenidentität zu achten, setze er innerhalb dieses Rahmens konsequent auf Abwechslung und Vielfalt. Was u. a. dazu führte, dass Pick in den 1920er Jahren begann, mit Grafikdesignern zusammenzuarbeiten, die von avantgardistischen Kunstströmungen wie Futurismus, Kubismus und Surrealismus beeinflusst waren und die „Modernität der Underground“ vermittelten. Pick beauftragte eine Reihe angesehener Designer der damaligen Zeit, darunter etablierte und produktive Plakatgestalter wie Fred Taylor, Walter Spradbery und Austin Cooper sowie international bekannte Künstler*innen wie Christopher Nevinson, Laura Knight, Edward Wadsworth, Paul Nash und Man Ray. Drei Jahrzehnte lang pflegte Pick ein umfangreiches Netzwerk aus Künstlern und Designern, ein Vermächtnis, das London Transport kritische und internationale Anerkennung für seine Grafik und sein Design einbrachte. Künftig wird die neue „Global Poster Gallery“ im „London Transport Museum“ in Covent Garden dieses bedeutende Designerbe und seinen weltweiten Einfluss würdigen.

Das moderne grafische Plakat kam in den 1890er Jahren auf und revolutionierte die Bereiche Werbung, Reklame und Propaganda. Als die Londoner U-Bahn in den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zu einem einheitlicheren Netz wurde, machte sie sich die Macht der grafischen Plakate schnell zunutze. 1915 entdeckte Pick das Talent von Edward McKnight Kauffer, einem in Amerika geborenen Designer, der die britische Plakatkunst später dominieren sollte. Kauffer entwarf bis zum Zweiten Weltkrieg viele der bekanntesten Plakate der U-Bahn und der Londoner Verkehrsbetriebe. In den 1920er und 1930er Jahren erreichten die Plakate der Underground Group einen qualitativen Höhepunkt. 1927 war in der Times zu lesen: „Es besteht kein Zweifel daran, dass das Verdienst für die früheste konsequente Verwendung guter Plakate jeglicher Art der Underground zukommt“. 1933, als London Transport als Einheit gegründet wurde, galt das Unternehmen als führender Förderer der Kunst.

Die vom Arts Council England als herausragend eingestufte Plakatsammlung ist mit rund 1.000 Original-Plakatkunstwerken und über 30.000 Plakaten, die im Depot des Museums in Acton im Westen Londons untergebracht sind, eine der weltweit größten Sammlungen von Grafik und Design des 20. Jahrhunderts. Man kann die Kollektion auch Online durchstöbern, über 3500 Plakatmotive können zudem im Online-Shop bestellt werden. Zur Eröffnung der neuen Poster Gallery wird die Ausstellung „How to Make a Poster“ gezeigt, eine visuelle Erkundung der Auftragsvergabe für Plakate und der Kreativität im vordigitalen Zeitalter ab 1900 mit mehr als 100 Plakatkunstwerke und Plakaten aus der Sammlung des Museums.


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