2024 feierte die Leica M-Serie Jubiläum. Seit der Vorstellung der M3 im Jahr 1954 steht sie für technische Präzision, ikonisches Design und herausragende Bildqualität – und bleibt selbst im Zeitalter von KI und digitaler Bildverarbeitung ein Maßstab fotografischer Exzellenz.
von Lara Lochmann

Die Geschichte der Leica reicht bis ins Jahr 1914 zurück, als Oskar Barnack, ein Ingenieur der Firma Leitz in Wetzlar, mit der sogenannten Ur-Leica eine der ersten praxistauglichen Kleinbildkameras für perforierten Kinofilm entwickelte. Zwar gab es bereits zuvor Versuche, 35-mm-Film für Standbilder zu nutzen, doch Barnacks Kamera setzte neue Maßstäbe in der Kompaktheit und Bedienbarkeit – Eigenschaften, die später die Erfolgsgeschichte der Leica begründeten.
Barnacks Vision war es, eine Kamera zu schaffen, die leicht, mobil und ohne die Beschränkungen der damaligen Plattenkameras nutzbar war. Vor der Leica war Fotografie eine aufwendige Prozedur, die lange Belichtungszeiten und schwere Ausrüstung erforderte. Die Leica ließ den Fotografierenden über den Augenblick herrschen – sie erlaubte spontane Aufnahmen und etablierte das Konzept der Serienfotografie mit dem Kleinbildformat.
Die Ur-Leica wurde erstmals 1925 auf der Leipziger Frühjahrsmesse der Öffentlichkeit vorgestellt und feiert damit in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum.
Der Erfolg der M3 basierte gleich auf mehreren bahnbrechenden Innovationen: Erstmals kombinierte Leica den Messsucher mit einem Leuchtrahmensystem für verschiedene Brennweiten und ermöglichte mit dem Bajonettanschluss einen schnellen Objektivwechsel. Zudem setzte die Kamera auf einen mechanischen, nahezu geräuschlosen Tuchschlitzverschluss, der besonders für Reportagefotografie von Vorteil war. Die ergonomische Gestaltung, das kompakte Metallgehäuse und die intuitive Bedienung machten die M3 zur Blaupause für alle nachfolgenden M-Modelle.

Die Weiterentwicklung der M-Serie
Seit der Einführung der Leica M3 im Jahr 1954 wurde die M-Serie kontinuierlich weiterentwickelt. Sie wurde technisch modernisiert, ohne dabei ihre gestalterischen Grundprinzipien aufzugeben. Trotz wechselnder Modelle und Features blieb das charakteristische Design mit seiner kompakten Form, der manuellen Bedienung und dem optischen Messsucher erhalten. Mit jeder Generation wurde die Kamera funktional verfeinert: etwa durch verbesserten Filmtransport, eingebaute Belichtungsmessung oder (ab der M8) digitale Bildsensoren. Bis heute steht die M-Serie für eine bewusste, entschleunigte Art der Fotografie, die Technik als Handwerk versteht – reduziert auf das Wesentliche, wie es bereits die Tradition der frühen Leica-Kameras vorgegeben hat.
„Ich bin von der Leica nie abgekommen, jeder Versuch in eine andere Richtung hat mich zu ihr zurückgebracht (…) Sie ist, und das ist wörtlich zu verstehen, die optische Verlängerung meines Auges.“
– Henri Cartier-Bresson, französischer Fotograf und Regisseur
Innovatives Design für höchste Ansprüche
Passend zum Firmenslogan „Das Wesentliche“ steht die Leica M-Kamera für eine reduzierte, funktionale Gestaltung, die sich über Jahrzehnte hinweg kaum verändert hat. Ihre Form folgt konsequent der Funktion: klar, kompakt, balanciert. Durch den bewussten Verzicht auf überflüssige Bedienelemente und technische Spielereien liegt die volle Kontrolle über Bildgestaltung und Belichtung in den Händen des Fotografierenden. Die klar definierte Ergonomie der Kamera und ihre präzise Rückmeldung beim Auslösen stärken das intuitive Zusammenspiel von Auge, Hand und Motiv.
Das Gehäuse der M-Kamera besteht überwiegend aus Metall, was zur Robustheit und Langlebigkeit beiträgt. Trotz technischer Weiterentwicklungen bleibt das grundsätzliche Bedienkonzept erhalten. So sind die M-Kameras zu zeitlosen Werkzeugen geworden – ein Objektiv der M3 aus dem Jahr 1954 kann bis heute problemlos an aktuellen digitalen Modellen verwendet werden.
Die Leica M-Serie hat nicht nur die Fotografie revolutioniert, sondern auch Maßstäbe im Industriedesign gesetzt. Ihre konzentrierte Formensprache und der Fokus auf das Wesentliche inspirieren bis heute Gestalter*innen verschiedenster Disziplinen. Leica-Kameras werden in Deutschland gefertigt, wobei handwerkliche Präzision eine zentrale Rolle spielt – etwa beim Bau des mechanischen Messsuchers, der aus über hundert Bauteilen besteht und in jeder Kamera manuell justiert wird.

Bildgalerie – Leica über die Jahre





Dupont, Gambia, 1997

Ein Jubiläum mit Geschichte
2024 feierte die Leica M-Serie ihr 70-jähriges Bestehen – ein bedeutender Meilenstein für eine Kameralinie, die Generationen von Fotograf*innen geprägt hat. Anlässlich dieses Jubiläums veröffentlichte Leica das Buch „Leica M“, das nicht nur die technische Entwicklung, sondern auch die kulturelle Bedeutung der M-Kameras dokumentiert. Ergänzt wurde das Jubiläum durch eine Sonderausstellung im Leica Museum in Wetzlar, die die Geschichte und Ikonografie der M-Serie anhand zahlreicher Exponate erlebbar machte. Zudem wurde die auf 250 Exemplare limitierte Sonderedition „Leica M Edition 70“ präsentiert. Sie vereint klassische Eleganz mit handwerklicher Präzision und ikonisches Design mit modernster Technik – ganz im Sinne der Leica-Tradition.
Quellen und weiterführende Literatur
- arte Dokumentation: Leica, 1999.
- Albus, Volker; Kras, Reyer; Woodham, Jonathan M. Design! Das 20. Jahrhundert. Prestel, 2000.
- Albus, Volker; Heine, Achim (Hrsg.). Positionen der Markenkultur: Leica. Nicolai Verlag, 2004.
- Beck, Rolf. Die Reihe Archivbilder: Die Leitz-Werke in Wetzlar. Sutton Verlag, 1999.
- leica-camera.com
- LEICA CAMERA AG. Das Buch “Leica M”. 2024.
Was macht eine Ikone des Designs aus?
☑ Innovative Gestaltung – Eine Design-Ikone setzt neue Maßstäbe und spiegelt den technologischen und kulturellen Zeitgeist wider.
☑ Hohe Funktionalität – Ein ikonisches Design verbessert die Brauchbarkeit eines Produkts und macht es leicht verständlich.
☑ Zeitlose Ästhetik – Eine Design-Ikone bleibt relevant, über Jahrzehnte hinweg und unabhängig von Trends.
☑ Hochwertige Materialien – Die Verwendung erstklassiger Materialien gewährleistet eine lange Lebensdauer und nachhaltige Nutzung.

Über die Autorin
Lara Lochmann absolviert derzeit ein Volontariat in der ndion-Redaktion des German Design Council. Zuvor schrieb sie bereits frei für das Kinderprogramm des ZDF und angestellt für regionale Printmedien. 2019 erschien ihr Debütroman unter Pseudonym beim Piper Verlag. Ihr Interesse gilt allen Themen rund um Design, Medien und Kultur.
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