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Wie lässt sich die wachsende Anzahl technischer Geräte zukünftig in unseren Wohnraum harmonisch integrieren? Können innovative Materialien und deren nachhaltige Verwendung die Produktentwicklungen beflügeln? Kreative Lösungsansätze wagen drei Newcomer, die für ihre Projekte mit dem ein&zwanzig Award des Rat für Formgebung ausgezeichnet wurden.

Am 20. April 2020 wurde verkündet, welcher der 21 prämierten Newcomer die höchste Auszeichnung „Best of Best“ erhält.


Möbelstück und Musik vereint

Anhand ihres Entwurfs „PIU“ zeigt die Designerin Valeria Lambrecht ihre Neuinterpretation eines Digitalklaviers. „Das äußere Erscheinungsbild eines herkömmlichen Digitalklaviers ähnelt trotz unterschiedlicher Eigenschaften zu sehr dem eines klassischen Klaviers“, erklärt Lambrecht. So kam die Designerin auf die Idee, dem Digitalpiano seine eigene Formsprache zu verleihen. „Außerdem entwickelt sich der Trend, dass der Mensch in Bezug auf den Wohnraum nach Harmonie strebt. Vor allem im digitalen Zeitalter werden technische Geräte so minimalistisch wie möglich gehalten, damit im Raum eine angenehme Gesamtstimmung herrscht“, führt sie aus.

Die Innovationskraft von „PIU“ liegt so in der Entwicklung einer innovativen Instrumentenästhetik und eines neuen Möbeltyps zugleich. Im geschlossenen Zustand zeigt sich „PIU“ als ein minimalistisches Möbelstück, das sich in das moderne Wohnbild integriert. Hinter den Eichenholzlamellen verbergen sich ein E-Piano und ein Soundsystem, welches mit mobilen Endgeräten verbunden werden kann. Feine Abstimmungen und weitere Funktionen können über eine App gesteuert werden.

Valeria Lambrecht setzte sich mit diesem Entwurf bereits auf der Absolventenplattform German Design Graduates durch, was ihr den Direkteinstieg auf die Shortlist des Newcomer-Wettbewerbs ein&zwanzig sicherte.

Es entwickelt sich der Trend, dass der Mensch in Bezug auf den Wohnraum nach Harmonie strebt.

Valeria Lambrecht

Niklas Böll: „Holz und Wasser“

Der Natur ihren Lauf lassen: Faszination Holz und Wasser

Die Arbeit „Holz und Wasser“ von Niklas Böll, Universität der Künste, Berlin, beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie sich der Werkstoff Holz verhält, wenn man ihm den Raum gibt, sich natürlich zu bewegen, und wie er in der Industrie und im Handwerk eingesetzt und verarbeitet wird. Dabei untersucht Böll die natürlichen Eigenschaften und Eigenheiten des Holzes, das auf seine Umgebung ganz unterschiedlich reagiert, indem es quillt, schwindet und sich verzieht.

Die Objektreihe aus Vollholz zeigt, wie diese Reaktionen Form und Oberfläche der Objekte verändern. „Mich faszinieren Holz und sein Entstehungsort der Wald“, sagt Böll. „Holz ist einzigartig in seinen Eigenschaften und als ästhetischer Werkstoff.“

Holz ist einzigartig in seinen Eigenschaften und als ästhetischer Werkstoff.

Niklas Böll

Jie Luo: „a shelf made of ceramic“

Herausforderung erkannt. Lösung gefunden.

Jie Luo aus China experimentiert mit Keramik im Möbeldesign. Seine Masterarbeit „a shelf made of ceramic“ besteht aus einer theoretischen Untersuchung, inwieweit Keramik noch heute in der Architektur und als dekorative Oberfläche eingesetzt wird. Als ein sehr sprödes und schweres Material wird es mehrheitlich für die Produktion kleiner Objekte eingesetzt – selten genug aber im Möbeldesign.

„Die Formen sind nicht einfach zu kontrollieren“, beobachtet Jie Luo, „das sind Zwänge, die verhindern, dass Keramik als Material für Möbel gesehen wird.“ Für sein Regalsystem kombiniert er Keramik mit Holz und orientiert sich an Ziegelbausystemen. Entstanden ist ein modulares Stecksystem, das mit Wasserstrahl-Schneidtechnik gefertigt wird: Holz verbindet die Keramik-Teile, stabilisiert sie und dient als Puffer zwischen ihnen.

Die Formen sind nicht einfach zu kontrollieren.

Jie Luo

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