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Wir fragen uns zunehmend, wo unsere Produkte produziert werden und welchen ökologischen Fußabdruck wir mit ihrem Kauf hinterlassen. Die Corona-Pandemie hat unser Bewusstsein für die Verknappung natürlicher Ressourcen weiter verstärkt. Wir wechseln zu weniger bekannten Marken, wenn wir diese als nachhaltiger empfinden und bauen zu diesen eine emotionale Bindung auf. Im zweiten Artikel unserer dreiteiligen Serie zu den Interior Trends 2021 präsentieren wir „Ecology 2.0“.

Weit mehr als ein Trend, vielmehr ein ethisches Leitbild ist Ecology 2.0. Die Forderungen nach einer nachhaltigen Wirtschaft und ökologisch bewussten Lebensformen führen zu einem historischen Wertewandel. Nicht nur die Generation Y fragt zunehmend nach neuen Herstellungsprozessen, Lieferketten und Materialien.


‚‚Less but better“ als Leitmotiv

Die Frage nach nachhaltigem Handeln bewegt unsere Gesellschaft mit wachsender Dringlichkeit. Aber wie viel Verantwortungsübernahme ist für den Einzelnen überhaupt möglich? Lutz Dietzold, Geschäftsführer des Rat für Formgebung gibt eine Antwort:

Lutz Dietzold: „Beim Kauf von Möbeln fehlt es bislang an verbindlichen Standards, die Kunden und Industrie gleichermaßen Orientierung geben können. Die vielzitierte Devise von Designer Dieter Rams ‚Less but better‘ ist daher nicht nur für Designer, sondern auch für den Konsumenten das beste Leitmotiv: Das nachhaltigste Produkt oder Möbel ist immer noch das, mit dem wir uns selbst über Jahre identifizieren können und es im Bestfall an nachfolgende Generationen oder im Sekundärmarkt gewinnbringend in einen weiteren Lebenszyklus übergeben können. Dafür werden wir in der Regel etwas länger sparen und uns daher für ein Weniger fürs Mehr entscheiden müssen, was am Ende dem eigenen ökologischen Fußabdruck zugutekommt.

Jenseits der Universalien guten Designs beobachten wir als Verband der designorientierten Industrie, der seit 1953 Innovationen im Design fördert, dass der Ruf nach nachhaltigen Lösungen in den letzten Jahren eine spannende Innovationsdynamik entwickelt hat. Ob Algen als Werkstoff, Recyclingmaterialien oder Circular Economy-Verfahren – Designer suchen nach neuen Möglichkeiten, um beim Distanzlauf zum Nullpunkt der Klimaneutralität in kultureller und materieller Produktion zu überholen.“

Lutz Dietzold, Geschäftsführer Rat für Formgebung © Lutz Sternstein
Lutz Dietzold, Geschäftsführer Rat für Formgebung © Lutz Sternstein

GROHE Blue Pure
Das Wassersystem GROHE Blue Pure verwandelt einfaches Leitungswasser dank Filtertechnik in fließend frisches Wasser. Foto: © Grohe AG.
R.U.M.
Jeder R.U.M. Stuhl verwendet 2 kg Abfall. Das Wehlers ECO System verhindert, dass Müll ins Meer gelangt. © Wehlers ApS, C.F. Møller Architects. Foto: Mette Johnsen.

„Greenwashing ist vorbei”

Tristan Horx
Tristan Horx, Trendforscher. Foto: © Tristan Horx

Tristan Horx ist Trendforscher. Aus dem Blickwinkel der Jugend verbindet er in der Zukunftsforschung Sozial- und Kulturanthropologie und seine persönliche Expertise. Zu den Ansprüchen an zukunftsweisende Produkte hat er klare Worte:

Tristan Horx: „Greenwashing ist vorbei – wir wollen in Zukunft alles wissen über Produktionsbedingungen, Lieferketten und Materialien! Designer experimentieren bereits mit nachwachsenden Pflanzenfasern oder recycelten Kunststoffen. Immer mehr Unternehmen setzen auf Nachhaltigkeit in der Produktion und nutzen recycelbare Alternativen anstelle nicht abbaubarer Werkstoffe. Auch wenn Impulse häufig aus der jungen Generation stammen, ist der Wunsch nach Nachhaltigkeit keine Generationenfrage, schließlich betrifft der Zustand unseres Planeten alle Altersgruppen.“


Mussten früher Einrichtung und Garderobe regelmäßig ausgetauscht werden, um im neuesten Trend zu sein, sollen unsere Möbel jetzt doch etwas langlebiger und am besten nachhaltig sein. Aber wie erkennt man, dass ein Hersteller nachhaltige Materialien verwendet und auch in seinen Produktionsprozessen ressourcenorientiert agiert? Bis sich ein valides Ökolabel in der Möbelindustrie etabliert hat, hilft nur genau hinsehen. Oder: In den Eco-Kategorien von Design Awards stöbern.

Die ICONIC AWARDS: Innovative Interior prämieren jährlich herausragend gestaltete Produkte der Einrichtungsbranche und kommunizieren Qualität und Trends der Branche. Unter den Gewinnern der ICONIC AWARDS: Innovative Interior 2021 finden sich viele Projekte, die den Ecology-2.0-Trend in ihren Produkten umsetzen. Wir haben ein paar Beispiele für Sie zusammengestellt:

wallstoxx-the revolution "ONE PIECE WALLCOVER"
Onepiece wallcover von Brainstoxx. Foto: Brainstoxx GmbH.
Eco Lite
Eco Lite von Woll. Foto © Norbert Woll GmbH.
GROHE Blue Pure 2
GROHE Blue Pure von der Grohe AG. © Grohe AG.
HANSAACTIVEJET Digital Bath-Accessoires
HANSAACTIVEJET Digital von HANSA Armaturen. © HANSA Armaturen.
R.U.M. 2
R.U.M. von Wehlers APS. © Wehlers ApS, C.F. Møller Architects
|chamfer|
|chamfer| von der WYE GmbH. © WYE GmbH.
nido
nido von nido e.K. © nido e.K.

Interior Trends Ecology 2.0., Living Multispaces, New Simplicity

Texte und Bilder dieses Beitrags entstammen teilweise dem ICONIC Design Special 2021 „Interiors, Innovation, Inspiration“, erschienen als Beileger der Januarausgabe des FAZ Magazins.


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