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Die eigene Wohnwelt ist im Zuge der Corona-Pandemie in den Fokus gerückt. Länger andauernde Aufenthalte im eigenen Zuhause wecken neue Ansprüche. Dabei wird deutlich: Qualität und Langlebigkeit sind wieder gefragt. Was vorher vor allem in der Mode galt, verlagert sich nun ins Interior. Möbel drücken ein neu etabliertes Bewusstsein für veränderte Lebensumstände und die eigene Haltung und Persönlichkeit aus. Im ersten Artikel unserer dreiteiligen Serie zu den Interior Trends 2021 präsentieren wir „New Simplicity“.

EVO-C CHAIR von JASPER MORRISON
Der EVO-C Chair von Jasper Morrison schreibt Stuhlgeschichte fort. Der Freischwinger hat die Festigkeit eines Stahlrohrstuhls von Marcel Breuer und wird ihm auch an Lebensdauer nicht nachstehen müssen. © Vitra, Marc Eggimann.

„In komplexen Zeiten müssen Dinge EINFACHER werden“

Barbara Friedrich beobachtet die Wohn- und Designszene schon seit vielen Jahren. In den 2000er-Jahren beschrieb ihr damaliges Magazin Architektur&Wohnen schon einmal eine ‚‚Neue Einfachheit“. Wir haben sie gefragt: Was unterscheidet den Trend von vor 20 Jahren von der heutigen ‚‚New Simplicity“.

Barbara Friedrich: „Damals ging es eher um die Form als um ein ästhetisches Statement. Minimalismus und Purismus waren Ausdruck eines eher elitären Wohnstils; als Gegenentwurf zu den wilden Designideen der 80er und den bunten Kunststoffmöbeln à la Philippe Starck für Kartell & Co. in den 90ern. Ich sehe in der aktuellen ‚New Simplicity‘ das Bemühen der Designer – und der Industrie – Produkte wieder schlichter, begreifbarer, menschlicher zu gestalten. Nicht nur, aber verstärkt durch die aktuelle Corona-Pandemie sehnen sich viele Menschen nach Dingen, die das immer komplexer werdende Leben und Arbeiten erleichtern. Dem sollten Produkte und Lebensräume (Stichwort HomeOffice) Rechnung tragen, und zwar nicht mit Nostalgie und Anti-Tech-Romantik, sondern gerade mit den Errungenschaften der Technologie. Nachhaltigkeit, Cradle-to-cradle, Recycling, Klimaschutz, CO2-Fußabdruck – das alles sind heute wichtige, unabdingbare Argumente in der Produktgestaltung. Und viele Designer und Hersteller sind da auf einem sehr guten Weg.“

Designjournalistin Barbara Friedrich
Barbara Friedrich, Designjournalistin und frühere Chefredakteurin des Magazins Architektur&Wohnen. Foto: © Bärbel Miebach

Das Hinterfragen der Wachstumslogik übersetzt sich im heimischen Lebensraum in den Wunsch nach Reduktion. Damit steigt die Nachfrage nach zeitlosen, puristischen Statement-Stücken und Mehrgenerationenmöbeln. Klare Linien und eine zeitlose Sachlichkeit zeichnen die Einrichtungsgegenstände aus, flexibel sollen sie sein und auch in den nächsten Jahren noch gefallen. Formale Reduktion und Funktionalität treten in den Vordergrund, ohne auf atmosphärische und sinnliche Qualität zu verzichten. Heute spart man lieber etwas länger und entscheidet sich für die Einrichtung, die einem als Lebensbegleiter längere Freude verspricht. Sie schafft Ordnung und Platz.


„Farbe ist eine meiner größten Leidenschaften“

Foto Fatboy © Fatboy
Designerin Carole Baijings
Designerin Carole Baijings. Foto: © Koos Breukel

‚‚Farbe ist eine meiner größten Leidenschaften“, erklärt Carole Beijings. ‚‚Mich inspiriert immer wieder das Nebeneinander der Farben, die wir in der Natur sehen. Ich entwerfe gerne Kollektionen mit mehreren Farbauswahlen, so dass es immer eine gibt, die am besten zu einem bestimmten Interior passt.“

Die niederländische Designerin Carole Baijings bringt mit einer ganz neuen Interpretation des ikonischen Sitzsacks von FATBOY Farbe ins Haus. Die EDITION ORIGINAL SLIM ist genauso bequem wie der Fatboy Original Sitzsack, hat aber ein kleineres Format, das überall passt. Fläzen deluxe.


Freiräume schaffen und die eigene Persönlichkeit ausdrücken

Weniger, dafür bewusst ausgewählte Eyecatcher bringen Ruhe ins Heim. Es geht darum, Freiräume zu schaffen und dabei seine Persönlichkeit in den eigenen vier Wänden zum Ausdruck zu bringen. So entsteht Raum für individuelle Erbstücke, Maßanfertigungen und konfigurierbare, modulare Möbel, die in Farbe, Form und Material ganz auf Wunsch gestaltet werden können.


Die ICONIC AWARDS: Innovative Interior prämieren jährlich herausragend gestaltete Produkte der Einrichtungsbranche und kommunizieren Qualität und Trends der Branche. Für den New Simplicity-Trend sind folgende Einreichungen beispielhaft:

Sessel ADELL von ARPER
Adell von Arper. Foto: © Arper Spa, Lievore + Altherr Désile Park, Foto: Arper.
Gira Cube Bewegungsmelder
Gira Cube von Gira Giersiepen. Foto: © Gira Giersiepen GmbH & Co. KG.
LavaPura Duschtoilette
LavaPura von Hansgrohe. Foto: © Hansgrohe SE, Phoenix Design GmbH + Co. KG
NikolaTesla Fit von Elica. Foto: © Elica S.p.A.
RainButton Bedienelemente für die Dusche
Rainbutton von Hansgrohe. Foto: © Hansgrohe SE, Phoenix Design GmbH + Co. KG.
Stoccolma Leuchte
Stoccolma von OliveLab. Foto: © OliveLab s.r.l.
Garderobe genius77
genius77 von Corunicum. Foto: © Corunicum.
Regal Tojo-solo
Tojo-solo von Tojo Möbel GmbH. Foto: © Tojo Möbel GmbH

Interior Trends Ecology 2.0., Living Multispaces, New Simplicity

Carole Baijings und Barbara Friedrich gehören zur Jury der ICONIC AWARDS: Innovative Interior. Texte und Bilder dieses Beitrags entstammen teilweise dem ICONIC Design Special 2021 „Interiors, Innovation, Inspiration“, erschienen als Beileger der Januarausgabe des FAZ Magazins.


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