Mehr als 20 Jahre nach der Schau „Sculptural Design“ des Vitra Design Museums, widmet das Kölner Museum Ludwig dem amerikanisch-japanischen Bildhauer und Designer Isamu Noguchi (1904 bis 1988) die erste umfassende Retrospektive in Europa. Noguchi zählt zu den großen Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Sein Leben und sein Werk waren geprägt von der Auseinandersetzung mit den sozialen und politischen Fragen seiner Zeit, von Erfahrungen von Gewalt und Rassismus, Schmerz und Unterdrückung, aber auch von Fragen nach Identität und Zugehörigkeit. Er selbst war mit Rassismus konfrontiert, als er 1942 nach dem Angriff auf Pearl Harbour gemeinsam mit 120.000 Amerikaner/innen japanischer Abstammung für mehrere Monate von der amerikanischen Regierung in einem der Lager interniert wurde.
An Design Interessierte kennen vor allem seine Akari-Leuchten und seine skulptural geformten Tische und Sofas. Noguchis Werk ist ebenso von einem erweiterten Verständnis von Skulptur und der Frage nach dem Verhältnis des Menschen zur Erde geprägt wie durch sein Gespür für Material und seine Faszination für Technik. Sein Denken, heißt es in der Ankündigung des Museums, „war in jeder Hinsicht grenzüberschreitend, transnational und radikal interdisziplinär“. Stets auf der Suche nach der Verbindung von Kunst und Leben, schuf Noguchi autonome Skulpturen, Denkmäler mit politischer Aussage, Lichtobjekte, Möbel, Bühnenbilder, Spielplätze und Gärten. Noguchi war in jungen Jahren Assistent von Constantin Brancusi in Paris und unternahm oft jahrelange Reisen nach Europa und Asien, nach Indien und Mexiko. In China studierte er die Pinselzeichnung, in Japan experimentierte er mit Töpferei und Gartenkunst.
Die Retrospektive beginnt mit Porträts – Köpfe und Figuren, figurativ und abstrakt. Im Zentrum stehen Noguchis surrealistische Skulpturen aus den 1940er-Jahren, die an menschliche Körperteile erinnern, die wie Knochen ineinandergreifen. Vom 26. März bis zum 31. Juli werden insgesamt 150 Arbeiten aus allen Schaffensphasen gezeigt. Die Ausstellung, die ohne die Unterstützung des Isamu Noguchi Foundation and Garden Museum in New York nicht möglich gewesen wäre, wurde vom Museum Ludwig in Köln, dem Zentrum Paul Klee in Bern und dem Barbican in London kuratiert und zusammen mit dem LaM (Lille Métropole Musée d’art moderne, d’art contemporain et d’art brut) organisiert. Im letzten Raum der Schau wird Noguchis Entwurf zu „Sculpture to Be Seen from Mars (Memorial to Man)“ gezeigt, der 1947, zwei Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki konzipiert, aber nie realisiert wurde.
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