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Wie kann Design unsere Gesellschaft nachhaltiger und inklusiver machen? Die Konferenz „Gesellschaft gestalten!” des German Design Council – Rat für Formgebung präsentierte spannende Ansätze und innovative Lösungen. Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist ab sofort auf YouTube verfügbar!

Podium auf der Nachhaltigkeitskonferenz „Gesellschaft gestalten!“ des German Design Council | Foto: Steffen Matthes

Die hybride Veranstaltung „Gesellschaft gestalten!” fand am 6. Dezember in der Evangelischen Akademie Frankfurt statt und wurde per Livestream übertragen. Sie bot einen einzigartigen Blick auf die Herausforderungen und Chancen von Design im Kontext von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Besonders eindrücklich, mit starker Überzeugungs- und Inspirationskraft, mit Leidenschaft, Humor und großer Tiefe brachten alle Redner*innen ihre Themen auf die Bühne. 

Wie Design und Kreativität zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen können, stand gleich zu Beginn der Konferenz auf dem Programm. Die Eröffnung, moderiert von Stephan Ott (Institute for Design Research and Appliance), gab den Ton für die gesamte Veranstaltung vor: gleichzeitig ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema und optimistischer Blick auf die Möglichkeiten.

Von Inklusion in Weltkonzernen, über eine tatsächlich hierarchiefrei geführte Agentur, über neurodiverse Bedürfnisse in einer High-Performance-Gesellschaft bis hin zu medizinischen Produkten für Menschen mit Sehbeeinträchtigung und Mode für kleinwüchsige Menschen: Die Themen waren breit aufgestellt, sie alle einte das Streben und Tun für eine Gesellschaft und berufliche Praxis, die niemanden zurücklässt. Wer es verpasst hat, kann sich hier die Youtube-Aufzeichnung ansehen!

Das waren die Highlights der Konferenz

Jörg Heidrich von Robert Bosch über Design für digitale Barrierefreiheit

„Barrierefreiheit ist nicht nur ein gesetzlicher Standard, sondern eine Chance, das Nutzererlebnis für alle zu verbessern.“  

Heidrich betonte, dass Design für alle zugänglich sein sollte und dass Barrierefreiheit weit mehr als eine Verpflichtung ist – sie ist eine Chance, das Nutzendenerlebnis zu optimieren und gleichzeitig die Marke zu stärken.

In seinem Vortrag betonte Heidrich auch die Wichtigkeit, Barrieren frühzeitig zu erkennen und systematisch zu beseitigen, was nicht nur zu mehr Inklusion führt, sondern auch als langfristiger Wettbewerbsvorteil genutzt werden kann.

Jörg Heidrich von Robert Bosch über Design für digitale Barrierefreiheit
Silke Parnack von wirDesign über gesellschaftsorientiertes Design 

Silke Parnack von wirDesign über gesellschaftsorientiertes Design 

„Design hat die Kraft, gesellschaftliche Herausforderungen sichtbar zu machen und Lösungen zu schaffen, die mehr sind als nur ästhetisch – sie sind sozial, nachhaltig und inklusiv.“

Parnack machte in ihrem Vortrag deutlich, dass Design mehr als nur ein kreativer Prozess ist – es ist ein Werkzeug, um aktiv zur Gestaltung einer faireren, gerechteren und nachhaltigeren Gesellschaft beizutragen. Sie führte aus, dass der Erfolg von Unternehmen und Organisationen zunehmend davon abhängt, wie gut sie die Fähigkeiten und Potenziale ihrer Mitarbeiter*innen fördern und einbeziehen. Die Betonung von sozialer Verantwortung und Diversity Management in Designprojekten stärkt nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Soziale Nachhaltigkeit, so Parnack, sei nicht nur ein ethisches Gebot, sondern auch eine strategische Notwendigkeit, die langfristig zu einer besseren Zukunft führe.

Tobias Stuntebeck von whitecane über Innovative Hilfsmittel für Inklusion

„Nachhaltige Lösungen können nur dann entstehen, wenn wir die Bedürfnisse der Nutzer*innen über das Offensichtliche hinaus verstehen.“

In seinem Vortrag betonte Stuntebeck, wie wichtig es ist, bei der Entwicklung von Produkten für Menschen mit Einschränkungen, insbesondere für Blinde und Sehbehinderte, sowohl die praktischen als auch die emotionalen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Er stellte seine innovative Entwicklung vor, den „Weißen Stock IO“, der den Tastsinn mit traditionellen Navigationshilfen kombiniert, um die Mobilität und Unabhängigkeit der Nutzer*innen zu verbessern. Stuntebeck betonte, dass das Verständnis der Nutzer*innenerfahrung über technische Lösungen hinaus der Schlüssel zu einem wirklich inklusiven Design ist.

Tobias Stuntebeck von whitecane über Innovative Hilfsmittel für Inklusion
Rebecca Lefèvre vom Verein „gemeinsam zusammen“ über Menschen mit unsichtbaren Beeinträchtigungen

Rebecca Lefèvre vom Verein „gemeinsam zusammen“ über Menschen mit unsichtbaren Beeinträchtigungen

„Barrieren, die man nicht sieht, machen es umso schwieriger, darüber zu sprechen und Lösungen zu finden.“

Lefèvre ging in ihrem Vortrag auf die unsichtbaren Barrieren ein, die Menschen mit nicht sichtbaren Beeinträchtigungen täglich erleben. Sie machte deutlich, wie diese oft übersehen werden, obwohl sie tiefgreifende Auswirkungen auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben. Mit ihrer Arbeit im Verein „gemeinsam zusammen“ setzt sie sich für eine inklusivere Gesellschaft ein, in der diese unsichtbaren Barrieren ebenso berücksichtigt werden wie physische. Lefèvre plädierte für mehr Bewusstsein und konkrete Maßnahmen, um echte Inklusion zu erreichen.

Sema Gedik, Gründerin des Modelabels „Auf Augenhoehe“ über Inklusive Mode und soziale Nachhaltigkeit

„Inklusion ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit für eine zukunftsfähige Gesellschaft.“

Gedik plädierte in ihrem Vortrag für die Entwicklung von Mode für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, insbesondere für kleinwüchsige Menschen, da es in der Branche keine Marken gebe, die diese Zielgruppe gezielt anspricht. Mit „Auf Augenhöhe“ verfolgt sie das Ziel, Mode zu entwerfen, die nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch und inklusiv ist. Gedik fordert die Modeindustrie auf, Barrieren zu überwinden und eine breitere und vielfältigere Zielgruppe zu berücksichtigen, um die Vielfalt der Gesellschaft widerzuspiegeln.

Sema Gedik, Gründerin des Modelabels „Auf Augenhoehe“ über Inklusive Mode und soziale Nachhaltigkeit

GESELLSCHAFT GESTALTEN

Die Konferenz „Gesellschaft gestalten!” des German Design Council – Rat für Formgebung verbindet visionäre Ideen mit konkreten Lösungen und bietet Impulse für Designer*innen, Unternehmer*innen und alle, die an der Schnittstelle von Gestaltung und sozialer Verantwortung arbeiten.

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