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Monobloc in Kampala, Uganda
Kampala, Uganda. Bild: Boris Mahlau / Pier 53
Hamburg, Deutschland
Monobloc in Hamburg, Deutschland. Bild: Boris Mahlau / Pier 53
Fortaleza, Brasilien
Fortaleza, Brasilien. Bild: Boris Mahlau / Pier 53

Kommt ein Stuhl wie der Monobloc heraus, wenn Design demokratisiert wird? Ein Stuhl für jede und jeden, leicht, aus Kunststoff und extrem preiswert? Ein Stuhl, bei dem kulturelle Unterschiede sich fast nur im Gebrauch zeigen? Ein Stuhl, in dem sich die positiven und negativen Seiten einer globalen, auf Effizienz getrimmten Produkt- und Konsumkultur spiegeln? Ein Stuhl, der jede Menge ökonomische, ökologische, soziale und ästhetische Fragen aufwirft, die alles andere als einfach zu beantworten sind? Ein Stuhl, der je nach Land und sozialem Status akzeptiert wird? Es handelt um nicht weniger als das meistverkaufte Möbelstück aller Zeiten: Schätzungsweise eine Milliarde Exemplare dieses billigen, oft weißen und nicht besonders schönen Plastikstuhls soll es geben. Wie konnte es so weit kommen?

Mit „Monobloc“ ist Hauke Wendler ein großartiger, vielfach ausgezeichneter Dokumentarfilm gelungen, der vieles mehr ist als ein Film über Design (siehe unsere ndion-Besprechung vom 24. Januar 2022). Acht Jahre lang hat der Grimme-Preisträger an dem Film gearbeitet. Mit seinem Kamerateam ist er der Spur der Plastikstühle gefolgt, hat in sechs Ländern und auf fünf Kontinenten gedreht. Dabei zeigt Wendler Menschen, die den Stuhl  produzieren, gebrauchen und entsorgen, ohne unbequemen Fragen auszuweichen und unlösbare Widersprüche zu verkleistern. Erzählt wird, wie dieser von vielen verlachte Stuhl die Welt erobert, Existenzen zerstört und Reichtum beschert hat. Von einem Industriegebiet in Norditalien, wo drei Brüder eine brillante Idee kopierten, über ein Dorf in Uganda, wo Menschen ohne ihren Monobloc-Rollstuhl nicht am sozialen Leben teilnehmen können, bis in eine Favela in Brasilien, wo der Stuhl kein Wegwerfprodukt ist. Vorurteilsfrei und aus verschiedenen Perspektiven zeigt „Monobloc“ auf, was Gestaltung vermag und was sie anrichtet – im Positiven wie im Negativen, geplant oder absichtslos.

Wer es nicht ins Kino geschafft hat, kann die spannende Dokumentation über den am meisten verkauften Plastikstuhl der Welt bis zum 1. Februar 2024 in der ARD-Mediathek anschauen. In der ARD-Audiothek gibt es zudem einen Podcast zum Thema.


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