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Walter Zeischegg, Stapelbare Aschenbecher mit Sinuskurven, 1967/68, Melaminharz, Hersteller: Firma Helit. Farben: Otl Aicher (Neuauflage in den Farben des Erscheinungsbildes der Olympischen Spiele 1972 in München), Foto: Oleg Kuchar
Kannen (Modelle), Gui Bonsiepe (Dozent), Traudel Hölzemann (Studentin), Gips, 1966/67, Foto: Oleg Kuchar, Ulm

Neuartige Materialien haben das Design immer wieder beflügelt und zu neuen Produkten geführt. Umso mehr, wenn sie sich als so flexibel und universell einsetzbar erwiesen haben wie Kunststoffe in ihren verschiedenen Varianten. Nicht zufällig ist die Rede davon, Kunststoffe hätten in der Welt der Dinge für mehr Demokratisierung gesorgt. Tatsache ist: Da sich Kunststoffe als Ersatz für traditionelle Materialien eignen, sind sie oft billiges Ausgangsmaterial für massenhaft hergestellte Produkte. Das liegt vor allem daran, dass Kunststoffe zu beliebigen Formen gegossen, gezogen und aufgeblasen sowie mit jeder nur denkbaren Farbe versehen werden können. Und so traten sie spätestens seit den 1970er-Jahren im Konsumgüterbereich ihren Siegeszug an.

Die von 1953 bis 1968 bestehende Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG) verstand sich als Teil einer emanzipatorischen Moderne. Mit Hilfe von Wissenschaft und Technik wollten ihre Mitglieder die alltägliche Umwelt nachhaltig und gut gestalten, um an der Einrichtung einer besseren Welt mitzuwirken. Entsprechend gern und viel wurde in den Werkstätten der Hochschule experimentiert. In der Gips-, Holz- oder Metallwerkstatt entstanden erste Entwürfe und Modelle. Eine Kunststoffwerkstatt war zwar angedacht, wurde aber erst im Sommer 1959 eingerichtet: „Von den Quadratmetern her der kleinste Raum, nutzten die Angehörigen der Abteilungen Produktgestaltung und Bauen sie besonders intensiv: Das neue Material eignete sich für den Modellbau und war zugleich eine Verheißung für die Gestaltung zukünftiger Industrieprodukte. Firmen wie Bayer und BASF sorgten mit großzügigen Materialspenden dafür, dass der Designer-Nachwuchs das Material kennen und schätzen lernte.“

Seit den kargen, aber von der Euphorie des Aufbruchs in einen neue Zeit geprägten Nachkriegsjahren, hat sich vieles verändert. Kunststoffe sind längst ins Gerede gekommen und zu einem ernsthaften Problem für die Umwelt geworden. Die Sonderausstellung „Kunststoff − Zauberstoff: Freiheit und Grenzen der Gestaltung“ im HfG-Archiv Ulm wirft vom 17. Juni bis zum 7. Januar 2024 die Frage auf „nach Chancen und Grenzen einer fast totalen gestalterischen Freiheit, wie sie uns die modernen Kunststoffe gegeben haben, und thematisiert dabei die Verantwortung von Gestaltern, Wissenschaftlern wie Verbrauchern angesichts dieser scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten“. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in der avedition (Softcover, 128 S., zahlr. Abbildungen, 24 Euro).


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