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Amerikanische Soldaten verdecken das Hakenkreuz vor der Weltkugel des gusseisernen Adlers auf dem Flughafen Tempelhof mit dem zentralen Teil des amerikanischen Wappens, 12. Juni 1945, Credit: U. S. National Archives, NAID 204900762, catalog.archives.gov/id/204900762
Um die Sichtverhältnisse und architektonische Wirkung des „Deutschen Stadions“ zu überprüfen, wurde an einem Hang im Hirschbachtal bei Hirschbach-Oberklausen ein Holzmodell der Zuschauerränge im Maßstab 1:1 errichtet. Der Stadionbau kam allerdings nie wesentlich über die 1937 erfolgte Grundsteinlegung und den Aushub der Baugrube hinaus. Credit: Privatsammlung

Dient Architektur politischen Zwecken? Unterwirft sie sich der jeweiligen Herrschaft? Wie wurde das Bauen im Dritten Reich als Werkzeug genutzt, um die rechte Ideologie bis in das Leben und die Räume der Menschen zu tragen? Die Ausstellung „Macht Raum Gewalt“ nimmt vom 19. April bis zum 16. Juli in der Berliner Akademie der Künste am Pariser Platz das Planen und Bauen während der nationalsozialistischen Herrschaft in den Blick. Das Bauwesen im NS-Staat habe nicht nur sämtliche Lebensbereiche durchdrungen, es sei auch essenziell für die nationalsozialistische Diktatur gewesen: „Seine hohe ideologische und propagandistische Bedeutung entsprach seinen rassistischen Inklusions- und Exklusionspraktiken, die darüber bestimmten, wer wie leben durfte – und wer wie sterben musste.“

Die Schau will aufzeigen, wie sowohl die Raum- und Stadtplanung als auch die Architektur dazu beigetragen haben, die rassistische Ideologie der Nationalsozialisten in der Gesellschaft zu verfestigen. Dabei wird nicht nur das Deutsche Reich untersucht. Es werden auch die von Deutschland besetzten Gebiete im Osten Europas berücksichtigt und internationale Querbezüge aufgezeigt. Des Weiteren wird nach baulichen und personellen Kontinuitäten und Brüchen gefragt, die zum Teil bis in die Gegenwart reichen. Anhand von Modellen, Fotografien, Filmen und anderen Zeitdokumenten werden die vor allem menschenverachtenden Produktionsbedingungen des Bauens im Nationalsozialismus dokumentiert. Grundlage der von Benedikt Goebel kuratierten Schau sind die erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellten Erkenntnisse des mehrjährigen, vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) geförderten Forschungsprojekts „Planen und Bauen im Nationalsozialismus. Voraussetzungen, Institutionen, Wirkungen“. Betreut wurde das Projekt von der Unabhängigen Historikerkommission (UHK) aus Prof. Dr. Wolfgang Benz, Prof. Dr. Tilman Harlander, Prof. Elke Pahl-Weber, Prof. Dr. Wolfram Pyta, Prof. Dr. Adelheid von Saldern, Prof. Dr. Wolfgang Schäche und Prof. Dr. Regina Stephan.

Die umfangreiche Schau ist chronologisch in sieben Themenfelder gegliedert: Wohnungs- und Siedlungsbau, Partei- und Staatsarchitektur, Lager im Nationalsozialismus, Infrastruktur und planerische Ordnung des Raums, Internationalität, Kontinuitäten in Städtebau und Architektur in Ost und West nach 1945 sowie bauliche Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus. In 150 Kurzbiographien werden Architekten, Ingenieure, Stadtplaner und Baufachleute dieser Zeit vorgestellt. Begleitet wird die Ausstellung von Führungen, Lesungen, einer Filmreihe und Diskussionsrunden. Am 19. April findet zudem ein Eröffnungssymposium zum Stand der Forschung mit Mitgliedern der UHK statt. Ein reich bebilderter Katalog erscheint in deutscher und in englischer Sprache. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der 15 Forschungsaufträge werden darüber hinaus in vier Forschungsbänden im Münchner Hirmer Verlag publiziert.


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