Ob grüner Stahl, modulare Smartphones oder Zero-Waste-Verpackungen: In der Publikation „The Major German Brands – pushing circular design“ (2025) wurden zehn Unternehmen gefragt, was ihre Projekte zirkulär macht. Die Antworten offenbaren spannende Ansätze, wie nachhaltiges Handeln nicht nur Ressourcen schont, sondern auch neue wirtschaftliche und gestalterische Potenziale entfaltet.
von ndion-Redaktion
Nachhaltigkeit ist lange kein Trend mehr – sie ist zum zentralen Maßstab für zukunftsfähige Innovationen geworden. Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen entwickeln stetig neue Ansätze in der Kreislaufwirtschaft, indem sie Materialien intelligenter nutzen, ressourcenschonende Produktionsprozesse etablieren und Produkte für einen geschlossenen Materialkreislauf gestalten. Die hier vorgestellten Projekte zeichnen sich durch ein konsequentes Bekenntnis zur Zirkularität aus. Statt Nachhaltigkeit als zusätzliche Herausforderung zu begreifen, betrachten sie diese als Teil der Lösung. Um umweltschonend zu arbeiten und wirtschaftliche sowie gestalterische Impulse zu setzen. Ein Blick auf die zukunftsweisenden Konzepte zeigt, wie nachhaltiges Design und verantwortungsbewusstes Unternehmertum Hand in Hand gehen können.

Bette: Badezimmerelemente mit grünem Kern
Seit seiner Gründung vor über 70 Jahren revolutioniert das mittelständische Familienunternehmen Bette mit seinen Innovationen im Sanitärbereich den Markt. Das in den 1970er-Jahren entwickelte Verfahren der Stahlumformung wird bis heute eingesetzt. Neben dem Hauptsitz in Delbrück ist das Unternehmen in mehr als 30 Ländern vertreten.

Die Badezimmerlemente von Bette bestehen zu 90 Prozent aus Stahl, dessen Produktion normalerweise hohe CO₂-Emissionen verursacht. Diese können wir durch den Einsatz von CO₂-neutralem, grünem Stahl deutlich reduzieren und aktiv zur Verbesserung des CO₂-Fußabdrucks in der Stahlindustrie beitragen. Grüner Stahl hebt die Nachhaltigkeit unserer Produkte auf ein neues Niveau. Schon in ihrer Grundform sind unsere Badezimmerelemente aus Stahl und Emaille vollständig wiederverwertbar und damit kreislauffähig. Der Einsatz von grünem Stahl optimiert diesen Zyklus weiter: Am Ende seiner Nutzungsdauer kann er in einer umweltfreundlich beheizten Schmelze recycelt und neuverarbeitet werden. So schließen wir den Kreislauf und minimieren den Ressourcenverbrauch. Diese Zirkularität macht grünen Stahl zu einem Meilenstein für nachhaltige Badgestaltung.

BMW: Fahrzeug für geschlossene Materialkreisläufe
Mit dem Konzeptfahrzeug BMW i Vision Circular bietet die BMW Group einen Ausblick auf ein kompaktes, vollelektrisches Auto der Zukunft, das Nachhaltigkeit und Luxus vereint. Der Viersitzer ist rund vier Meter lang und wurde nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft gestaltet.

Die BMW Group verfolgt das Ziel, CO₂e-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs hinweg zu senken. Sie elektrifiziert ihre Produktpalette, nutzt erneuerbare Energien für die Produktion und setzt gezielt auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft sowie auf Sekundärmaterialien. Diese Materialien schonen in der Regel die Umwelt, da es weniger CO₂e verursacht, sie zu gewinnen und zu verarbeiten, als es bei Primärmaterial der Fall wäre. Dadurch lässt sich die CO₂-Bilanz der Fahrzeuge insbesondere in der Lieferkette deutlich verbessern. Beim BMW i Vision Circular stand im Mittelpunkt, ein Fahrzeug zu entwickeln, das optimal für geschlossene Materialkreisläufe ausgelegt ist.



Gaus Architekten: Förderung zirkulärer Baumethoden
Gut 70 Jahre nach seiner Gründung wird Gaus Architekten heute in zweiter Generation mit Hauptsitz in Göppingen und Niederlassungen in Stuttgart, Kiel und Rotterdam geführt. Die Architekten von Gaus haben eine klare Haltung: Sie schaffen moderne und zugleich zeitlose Gebäude, die den Menschen heute und in Zukunft gutes Wohnen bieten.

Die ’Gaus Native Architecture’ (GNA) verbindet moderne Ästhetik mit traditionellen Bauweisen und legt dabei großen Wert auf Nachhaltigkeit. Die konsequente Umsetzung der GNA-Philosophie führt zur Verwendung natürlicher, regionaler Materialien für eine energieeffiziente Bauweise. Ein Beispiel dafür: das Feuerwehrhaus Tübingen-Lustnau. Es verbindet funktionale Architektur mit einem Design, das Tradition und Innovation vereint. Nachhaltige Materialien wie Holz kommen zum Einsatz, die nicht nur ästhetisch, sondern auch ökologisch sind. Die energieeffiziente Gestaltung minimiert den Energieverbrauch. Das Gebäude ist flexibel und anpassbar, was seine Lebensdauer erhöht und Abfall reduziert. Zudem haben wir auf Recycling und Wiederverwendung geachtet, sowohl während der Bauphase als auch im späteren Betrieb. Durch diese Prinzipien unterstützen wir eine zirkuläre Bauweise, die Ressourcen schont und langfristige Nachhaltigkeit sichert.


GROHE: Bad- und Küchenarmaturen für eine nachhaltige Zukunft
GROHE wurde 1935 in Hemer gegründet und hat sich seither zu einer international renommierten Marke für Bad- und Küchenarmaturen mit Niederlassungen weltweit entwickelt. Die Produkte stehen für Qualität, Technologie, Design und Nachhaltigkeit – mit dem Ziel, Wasserkomfort und Funktionalität zu vereinen.

Sechs von GROHEs Bestseller-Produkten sind als Cradle-to-Cradle-Certified (C2C)-Varianten erhältlich, die für kontinuierliche Materialkreisläufe stehen, sodass ihre Komponenten am Ende des Lebenszyklus wiederverwendet werden können. Dies steht im Gegensatz zum traditionellen linearen Modell der Produktion und Entsorgung. C2C-Produkte wurden auf die Verwendung umweltverträglicher, gesunder und recycelbarer Materialien geprüft. Mit der C2C-Zertifizierung sind unsere Produkte bereits für eine zukünftige hochwertige Kreislaufwirtschaft vorbereitet: Wenn in Zukunft neuartige Technologien im Bereich Metallrecycling entwickelt werden, erfüllen unsere Produkte bereits jetzt die höchsten Recyclinganforderungen. Gleichzeitig liefern wir unseren Business-Partnern und Endverbraucher*innen die Bausteine, die sie benötigen, um eine nachhaltige Zukunft zu schaffen, indem sie den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden reduzieren – auch kurzfristig: Die nachhaltige Wirkung der Armaturen wird durch unsere energiesparende SilkMove-Technologie verstärkt. Sie verhindert den unnötigen Verbrauch von heißem Wasser, indem sie bei mittlerer Stellung des Armaturenhebels nur kaltes Wasser liefert.


mawa: Modulare Leuchtensysteme
Das 1977 gegründete Unternehmen mawa entwickelt und produziert Leuchtensysteme, die charakteristisches Design mit technischer Präzision verbinden. Die Hightech-Manufaktur im brandenburgischen Seddiner See ist das Herz des Unternehmens.

mawa bietet mit dem wittenberg 4.0-System die Möglichkeit, ältere Leuchtensysteme auf die neueste Generation umzurüsten, etwa durch den Wechsel von Halogen- auf LED-Technik. So erhalten Kund*innen ein High-Tech-Upgrade ihrer Leuchten ohne bauliche Änderungen und profitieren von langlebigen, nachhaltigen Produkten. Unser wittenberg 4.0-System demonstriert , welch zentrale Rolle das nachhaltige Grundprinzip der Langlebigkeit bei der Entwicklung und Gestaltung spielt: Alle eingesetzten Materialien unterliegen höchsten Standards, was deren Wertigkeit und Haltbarkeit angeht. Im Sinne unserer vorwärts- und rückwärtskompatiblen Gestaltung können die Komponenten von wittenberg 4.0 handhabungsfreundlich und zum Teil werkzeuglos getauscht und erweitert werden. Sie sind leicht zu demontieren, reparaturfähig und wiederverwendbar. Die modulare Bauweise der Serie und die geringe Anzahl dafür benötigter Gussformen tragen zur Zirkularität und zu einem reduzierten CO₂-Verbrauch bei.

OBJECT CARPET: ein Teppich, nur zwei Schichten
Nachhaltiges Design trifft Vielfalt – OBJECT CARPET erweckt textile Bodenbeläge zum Leben. Das 1972 in Denkendorf gegründete Unternehmen hat dort bis heute seinen Hauptsitz. Die Produktion erfolgt in Krefeld, ergänzt durch Showrooms in Berlin, München, Frankfurt am Main, Hamburg, Zürich und Wien.

Die DUO-Teppiche von OBJECT CARPET bestehen nur aus zwei recycelbaren Materialien, Polyamid und Polyester, die durch CLICK-/UNCLICK-Technologie verbunden sind und nach der Nutzung einfach getrennt und recycelt werden können. Alle Komponenten werden somit ohne Wertverlust in den Produktionskreislauf zurückgeführt. Das schont Ressourcen und vermeidet Abfälle. Bis 2026 planen wir, unser gesamtes Sortiment auf diese nachhaltige DUO-Technologie umzustellen. Darüber hinaus ist der Produktionsprozess auf minimale Umweltauswirkungen ausgelegt: Im Vergleich zu herkömmlichen Beschichtungsverfahren wird 90 Prozent weniger Energie verbraucht. Zudem verbrauchen wir kein Wasser und verwenden keine Schadstoffe.



schlafgut: Zero-Waste-Verpackungen für Spannbettlaken
Seit 1952 entwickelt das in Eislingen ansässige Familienunternehmen schlafgut hochwertige Produkte mit Fokus auf Qualität, Nachhaltigkeit und Fairness. Durch den Einsatz von Bio-Baumwolle und Zero-Waste-Verpackungen leistet es einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.

schlafgut setzt mit seiner neuen Hülle aus Rest- und Altpapier einen nachhaltigen Standard für Spannbettlaken. Die umweltfreundliche Verpackung kann recycelt oder weiterverwendet werden und dient im Notfall sogar als Grillanzünder. In der Textilindustrie ist Plastik leider noch immer trauriger Standard. Wir arbeiten aktiv dagegen und haben als einer der ersten Hersteller im Home & Living-Bereich den Polybeutel gänzlich aus unserem Packaging verbannt. Stattdessen sind unsere Alternativen entweder aus 100 Pozent Recyclingmaterial hergestellt oder im Sinne der Kreislaufwirtschaft sogar Zero-Waste. Auf dieses innovative Packaging sind wir wirklich stolz, denn wir haben es selbst entwickelt – vom Design bis zur Herstellung. Auf Basis von in unserer Nähe recycelten Papierabfällen erzeugt es weder Abfallstoffe noch Toxine und kommt mit sehr wenig Wasserverbrauch aus. Kurzum: Wir haben den klassischen Eierkarton weiterentwickelt und durch bewusste Investitionen in punkto Oberfläche und Haptik ‘salonfähig’ gemacht.


SHIFT: ein Rücknahmesystem für Smartphones
2014 gründeten die Designer Carsten und Samuel Waldeck SHIFT mit dem Ziel, modulare und reparierbare Smartphones zu entwickeln. Der Fokus liegt auf Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung als Antwort auf das wachsende Elektroschrott-Problem. Das Unternehmen hat seinen Standort im nordhessischen Falkenberg.

Um Ressourcen zu schonen, erheben wir bei unseren SHIFT-Produkten ein Gerätepfand, das bei Rückgabe erstattet wird. Zudem bieten wir eine Rücknahmegarantie für funktionierende Geräte und Upgrades auf neue Modelle. Elektroschrott ist der am schnellsten wachsende Abfallstrom auf unserem Planeten. Wenn Smartphones nicht reparierbar werden, tragen sie zu diesem hohen Elektroschrottaufkommen bei. Das ist schade, denn hierbei gehen wertvolle Rohstoffe verloren. Dank des Pfandsystems wandern unsere Geräte nicht in den Elektroschrott, sondern landen wieder bei uns auf dem Campus. Hier können wir sie reparieren, als Second-Life-Geräte wieder in Verwendung bringen oder sie – dank unseres modularen Designkonzepts – in ihre Einzelteile zerlegen. So können wir Rohstoffe wie seltene Erden, Edelmetalle oder Kunststoffe sammeln, sie ins Recycling leiten oder für die Produktion neuer Module verwenden.

Vepa the furniture factory: neue Büros, fast 90 Prozent alte Materialien
Das niederländische Unternehmen Vepa, Teil der Fair Furniture Group, stellt seit 1951 Möbel in seinen Fabriken in Hoogeveen und Emmen her. Die Produktion fokussiert sich auf lokal gefertigte Büro- und Objektmöbel nach Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und verbindet Funktionalität mit Nachhaltigkeit und modernem Design.

Vepas Projekt Workspace 2020 für Nationale Nederlanden (NN) umfasste die Neugestaltung von Bürogebäuden in Den Haag und Rotterdam, mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Wir renovierten 18 Etagen für über 4.000 Mitarbeitende und konnten 89 % der Materialien wiederverwenden, was die hohe Effizienz und Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien und Prozesse unterstreicht. Das Projekt für Nationale Nederlanden zeichnet sich durch eine konsequente Ausrichtung auf Gesundheit und Nachhaltigkeit aus. Es hat die höchstmögliche Zertifizierung erhalten (WELL Building Standard V2 Platin), was seine hervorragende Qualität in Bezug auf gesunde Arbeitsumgebungen bestätigt. Insgesamt wurden 2.722 Tonnen Abfall eingespart, indem Wiederverwertung stets Vorrang vor Recycling oder dem Erwerb neuer Produkte hatte. Alle Aspekte des Projekts, von den Produkten über die Dienstleistungen bis hin zur Logistik, wurden mittels Lebenszyklusanalysen messbar gemacht und als Umweltkostenindikatoren dargestellt. Diese nachhaltige Herangehensweise ermöglichte es, die Umweltbelastung um 70 % zu reduzieren. Ein Ergebnis, auf das wir sehr stolz sind!



Viega: die Zukunft des Bauens
Das Familienunternehmen Viega wurde 1899 in Attendorn gegründet und gilt als Weltmarktführer im Bereich Installationstechnik. Mit der Viega World eröffnete das Unternehmen 2023 ein interaktives Trainingszentrum nahe dem Hauptsitz in Attendorn, das zukunftsweisende Bau- und Nachhaltigkeitskonzepte erlebbar macht.

Die Viega World ist ein innovatives Fortbildungszentrum für die Baubranche, das Wissen und Markenerlebnis vereint. Mit 90 Exponaten, spannenden Einblicken und dem medialen Erlebnisraum ‘Viega Sphere’ ist sie auch ein Referenzprojekt für Nachhaltigkeit und die Zukunft des Bauens. Handelt es sich doch um ein sogenanntes Plus-Energie-Gebäude. Das Energiekonzept wurde wissenschaftlich begleitet durch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Ziel war es nicht nur, möglichst geringe Verbrauchs- oder möglichst hohe regenerative Erträge zu erzielen. Unser Ansatz war auch, ein auf andere Bauten problemlos übertragbares Musterprojekt zu realisieren, das den Weg hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand aufzeigt. Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Abwärme sorgen für die Energieversorgung in der Viega World. Überschüssige Solarstromerträge werden über die Flächentemperierung auch zur Betonkernaktivierung und somit als Wärmespeicher genutzt.

The Major German Brands 2026
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Präsentieren Sie Ihre Werte und Visionen mit einem Auftritt in „The Major German Brands 2026″. Zeigen Sie, wie Sie als führende Marke die wirtschaftliche Transformation mitgestalten und welches Innovationspotenzial Design dabei entfaltet. Die Ausgabe 2026 mit dem Titel „transformative power of design“ erscheint im November 2025.
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