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Das MAK Wien präsentiert eine umfassende Werkschau der legendären Manufaktur Carl Auböck mit 400 Exponaten aus der stilprägenden Epoche der Zwischen- und Nachkriegszeit sowie der 1980er Jahre.

Carl Auböck II, Baumtisch in der Werkstätte, Bernardgasse, Wien, um 1950 ©Werkstätte Carl Auböck
Carl Auböck II, Baumtisch, 1948. Sammlung Loher ©MAK/Christian Mendez
Carl Auböck II, Flaschenstöpsel, 1952. Archiv Carl Auböck
©MAK/Christian Mendez
Carl Auböck II, Flaschenstöpsel, 1952. Archiv Carl Auböck ©MAK/Christian Mendez

Sie sind handgefertigt, haben eine besondere Ausstrahlung und gelten seit vier Generationen als prägend für das österreichische Design: die Designklassiker der Werkstätte Carl Auböck. Das Museum für angewandte Kunst Wien (MAK) widmet der legendären Manufaktur, die bis heute in der Bernardgasse im siebten Wiener Gemeindebezirk tätig ist, nun eine umfassende Werkschau. Im Mittelpunkt steht die Materialität der vielschichtigen Auböck-Produkte aus Messing, Holz, Horn, Leder und Naturfasern. Rund 400 Exponate, darunter zahlreiche Einzelstücke und Prototypen, geben vom 15. Mai bis 13. Oktober unter dem Titel „ICONIC AUBÖCK. Eine Werkstätte formt den österreichischen Designbegriff“ Einblicke in die charakteristischen Entwürfe, die oft ihrer Zeit voraus waren und weltweite Bekanntheit erlangten. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der stilprägenden Epoche der Zwischen- und Nachkriegszeit sowie auf Exponaten der 1980er Jahre. Zu sehen sind, wie es in der Ankündigung heißt, „Alltagsobjekte, die das Interieur zu einem Experimentierfeld für schöne Dinge und humorvolle Gesten aus dem reichen Repertoire der Werkstätte Carl Auböck werden lassen, darunter auch Korkenzieher, Schachspiele und Uhren“. Die Schau wählt eine ungewöhnliche Perspektive und nähert sich den Arbeiten, wie es heißt, „durch die Linse des Surrealismus.“ 

Ob Briefbeschwerer, Baumtisch oder Leuchte – die bedeutendsten Entwürfe stammen vor allem von Carl Auböck II (1900 bis 1957), der, inspiriert vom Bauhaus, wo er ab 1919 studierte, lokale und internationale Bewegungen zusammenführte. Er nahm auch das Konzept des Objet trouvé“ in sein avantgardistisches Repertoire auf und entwickelte mit minimalistischen, abstrakten, organischen oder technoiden Kombinationen von Materialien, Formen und Oberflächen“ im kleinen Maßstab eine unverwechselbare skulpturale Sprache. So soll Walter Gropius, Direktor des Bauhauses von 1919 bis 1928, in den USA, wo er nach seiner Emigration Ende der 1930er Jahre lebte, auf seinem Schreibtisch ein ungewöhnliches Briefbeschwerer-Set von Auböck gehabt haben – die Hand, den Fuß, das Ei (eine Hommage an Constantin Brâncușis „Weltanfang“) und einen in Leder gefassten Stein. Die Biographie Carl Auböcks II. ist im Kontext der österreichischen Zeitgeschichte zu sehen: Ab 1933 war er laut Museum Mitglied der in Österreich illegalen NSDAP, nach dem „Anschluss“ 1938 wurde er als reguläres Mitglied in die NSDAP aufgenommen. Er war Kassier des „Wiener Kunsthandwerksvereins“ und seine Arbeiten wurden, wie Etiketten auf einzelnen Objekten belegen, vom Werkbund präsentiert. 1943 beteiligte sich Carl Auböck, Kunsthandwerkliche Metallwerkstatt, gemeinsam mit Josef Hoffmann, J. & L. Lobmeyr, Karl Hagenauer u.a. an der Ausstellung Deutsche Werkkunst im Staatlichen Kunstgewerbemuseum in Wien, wie das MAK nach dem Anschluss 1938 hieß.

Erstmals präsentiert das MAK auch das Werk der Bildhauerin und Textilkünstlerin Mara Uckunowa (1895-1987), die Carl Auböck II. am Bauhaus in Weimar kennengelernt und geheiratet hatte. Uckunowas künstlerische Entwicklung wurde von Johannes Itten, Georg Muche und Josef Albers geprägt. Der gemeinsame Sohn, der Architekt und Designer Carl Auböck III (1924-1993), inspiriert durch sein Studium am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und internationale Kooperationen, machte das Atelier Auböck weltweit bekannt. Entwürfe von Carl Auböck IV (*1954) führten schließlich zu Produkten für Hermès und Tiffany, die ebenfalls präsentiert werden. Zur Ausstellung erscheint eine von Lilli Hollein und Bärbel Vischer herausgegebene Publikation mit Beiträgen von Kimberly Bradley, Lilli Hollein, Nina Schedlmayer und Bärbel Vischer.


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