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Heike Bollig: Errors in Production, I Ging, 2004
© 2023, ProLitteris, Zurich
Sandra Danicke: Auto Rückspiegel, 2021

Wer allein auf Perfektion setzt und glaubt, nur das Gelungene zähle, der irrt. Denn was immer man anpackt oder gestaltet: Fehler werden gemacht, Missverständnisse schleichen sich ein, Missgeschicke geschehen und Dinge nehmen unerwartet Schaden. So verändert sich einiges, bleibt vieles unvollendet oder ein Provisorium. Das solchermaßen Unperfekte begleitet permanent unser Leben und wir lernen, damit umzugehen. Auch in gestalterischen Prozessen und der Produktion ist das Unvollkommene nebst seinen Folgen auf vielfältige Weise präsent – von der ruinösen Fehlproduktion oder dem gescheiterten Bauprojekt bis zum Schönheitsfehler, der aus einem Massenartikel plötzlich ein wertvolles Unikat macht.

In der Ausstellung „Perfectly Imperfect“ lotet das Gewerbemuseum Winterthur vom 24. November bis zum 12. Mai 2024, so die Ankündigung, „die Spannung zwischen Perfektion und Abweichung aus und nimmt sich der Qualitäten des vermeintlich Fehlerhaften, der Bedeutung des Unfertigen, der Patina des Vergänglichen oder der Kunst der Reparatur an“. Indem sie den Blickwinkel verändert, widmet sich die Schau kritisch „einem Qualitätsstreben, das nicht erfüllt werden kann oder absichtlich und kreativ unterwandert wird“. Ob Fehler nur scheinbar auftreten, zum Umdenken bewegen oder sich als folgenschwer erweisen, in unserer nächsten Lebensumgebung ebenso wie in gestalterischen Verfahren entpuppe sich „die Balance zwischen einem notwendigen oder vermeintlichen Anspruch auf Perfektion und dem Umgang mit scheinbaren oder folgenschweren Fehlern als komplex“. Woraus sich weitreichende Fragen ergeben: Wann ist etwas überhaupt perfekt? Was ist der Wert von scheinbaren Defiziten?

Ob falsche Entscheidungen getroffen werden, unbedacht gehandelt wird, ob Konstruktionsfehler und technische Mängel auftreten oder, sich die Eigensinnigkeit von Werkstoffen oder deren Abnutzung und Vergänglichkeit auswirkt – die Gründe dafür, dass etwas nicht perfekt gelingt, sind vielfältig. Die Schau will anhand von Projekten u. a. von Maarten Baas, Jörg Boner, Hans Coray, Sandra Danicke, Enzo Mari, Meyers & Fügmann, Eloa – Unique Lights und der Empa beispielhaft aufzeigen, inwiefern die Folgen von Makeln, Mankos und Defekten schädigende oder positive Auswirkungen haben können. Im Mittelpunkt steht die Abweichung vom Ideal und es soll hinterfragt werden, „wie Lädiertes aufgefangen oder repariert wird, wiederverwendete Materialressourcen zu neuen Lösungen führen oder wie das Scheitern und das Spiel mit dem Zufall neue Wege aufzeigen können“.


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