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goodlife ceramics, Scherben, Tellerstücke neu glasiert für Maison Manesse, Zürich, 2017-2023, Foto: Stefan Burger/Aio Frei
Bridget Harvey, MEND MORE Jumper, 2022/23
BOKJA, BOKJA mends, Beirut, 2020, Foto: BOKJA

Ai Weiwei, unter anderem Teilnehmer der documenta und der Biennale von Venedig, gilt als regimekritischer und sozial engagierter Künstler. Nach regierungskritischen Äußerungen während der Proteste in China 2011 war er inhaftiert worden und erhielt bis 2015 Reiseverbot. Im Anschluss verließ er das Land, lebte bis 2019 in Berlin und danach in England. Seit 2021 lebt er in Portugal im Exil. Ai Weiwei arbeitet in vielen Disziplinen: seine Praxis umfasst Kunst, Architektur, Design, Film, Sammeln und Kuratieren. Noch bis zum 30. Juli zeigt das Design Museum London nun unter dem Titel Ai Weiwei: Making Sensedie allererste Ausstellung des Künstlers zum Thema Design.

Im Mittelpunkt der Schau steht eine Reihe von ortsspezifischen Installationen: Hunderttausende von Objekten werden auf dem Boden in fünf weitläufigen „Feldern“ ausgelegt. Die so präsentierten Objekte reichen von steinzeitlichen Werkzeugen bis hin zu Legosteinen. Sie wurden von Ai Weiwei seit den 1990er-Jahren gesammelt und sind das Ergebnis seiner Faszination für Artefakte und traditionelles Kunsthandwerk. Drei der Felder wurden eigens für diese Ausstellung geschaffen und sind zum ersten Mal zu sehen. „Stillleben“ zeigt 1.600 Werkzeuge aus der späten Steinzeit, um daran zu erinnern, dass die Ursprünge des Designs im Überleben liegen. Axtköpfe, Meißel, Messer und Spinnräder werden als ein Terrain des vergessenen Know-hows präsentiert. „Left Right“ besteht aus Fragmenten der Überreste von Ais Porzellan-Skulpturen, die zerstört wurden, als sein Atelier in Bejing 2018 vom chinesischen Staat abgerissen wurde. „Spouts“ versammelt rund 200.000 Porzellanausgießer von Tee- und Weinkannen, die während der Song-Dynastie (960 – 1279 n. Chr.) von Hand gefertigt wurden. War eine Kanne nicht perfekt, wurde die Tülle abgebrochen. „Ohne Titel“ (Porzellankugeln) zeigt Kanonenkugeln, die während der Song-Dynastie aus einem hochwertigen Porzellan, hergestellt und als Geschosse eingesetzt wurden. „Ohne Titel“ (Lego Incident) versammelt Legosteine, die Ai gespendet worden waren, als er 2014 aus den Steinen Porträts von politischen Gefangegen angefertigt und Lego daraufhin den Verkauf an ihn eingestellt hatte. Neben den „Feldern“ sind Arbeiten aus allen Schaffensperioden Ais zu sehen, die die Spannungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Hand und Maschine, wertvoll und wertlos, Konstruktion und Zerstörung erkunden. Darunter sind auch Beispiele, wie Ai etwas Nützliches in etwas Nutzloses, aber Wertvolles verwandelt hat, indem er Gegenstände aus kostbaren Materialien herstellt, etwa einen aus Glas gegossener Schutzhelm, der gleichzeitig stark und zerbrechlich ist.

Justin McGuirk, Chefkurator am Design Museum und Kurator der Ausstellung, sagte: „Ai Weiweis Felder sind außergewöhnlich und erzählen eine Geschichte des menschlichen Erfindungsreichtums, die Jahrtausende umspannt. Die Felder sind eine Meditation über Werte – über Geschichten und Fertigkeiten, die in Vergessenheit geraten sind, und über die Spannung zwischen dem Industriellen und dem Handgemachten. Ihr Ausmaß ist beunruhigend und bewegend.“ Ai Weiwei sagte: „Dies ist eine Ausstellung, die sich auf ein ganz bestimmtes Konzept konzentriert: Design. Ich musste darüber nachdenken, wie wir den Raum des Design Museums als Ganzes nutzen, und die Ausstellung bietet eine reichhaltige Erfahrung dessen, was Design ist und wie Design mit unserer Vergangenheit und unserer aktuellen Situation zusammenhängt.“


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