1 min read

Kleiderschränke quellen oft über, wobei – so das Ergebnis einer Umfrage von Greenpeace zum Kaufverhalten – viele Hosen, Röcke und Oberteile selten oder gar nicht getragen werden. Selbst intakte Kleidungsstücke werden dann aussortiert und landen in der Mülltonne oder Altkleidersammlung. Umweltfreundlich ist das nicht, werden bei der Herstellung von Kleidung doch Unmengen von Ressourcen, Chemikalien und Wasser benötigt. Ein Teil der Altkleider werden hierzulande zwar wiederverwertet, dabei aber nur zu minderwertigen Produkten wie Reinigungstüchern. Der Grund: Die Kleidungsstücke bestehen oft aus Mischgewebe, sind also selten sortenrein. Bislang war es nicht möglich, die miteinander verwobenen Fasern zu trennen. „Eine Jeans etwa enthält immer einen Anteil an Chemiefasern wie Polyester oder Elasthan“, sagt André Lehmann vom Fraunhofer IAP in Potsdam. Im Auftrag des schwedischen Unternehmens re:newcell ist es dem Chemiker und seinem Team nun gelungen, Zellstoff aus recycelter Baumwolle zu Viskosefasern aus reiner Cellulose weiterzuverarbeiten. Das Ergebnis: Ein Filamentgarn, also eine mehrere Kilometer lange Endlosfaser, die zu 100% aus Cellulose besteht, qualitativ vergleichbar ist mit holzbasierten Celluloseregeneratfasern und sich für die Massenfertigung im industriell etablierten Viskoseprozess eignet. Da Cellulose verrottet und nicht zu Bergen von Mikroplastik beiträgt, die die Weltmeere verschmutzen, stellt die Faser einen großen Vorteil gegenüber erdölbasierten Polyesterfasern dar, die noch mit einem Anteil von rund 60% auf dem Weltmarkt dominieren. „In der Regel wird Baumwollkleidung verbrannt oder sie landet auf der Deponie. Künftig kann sie mehrfach wiederverwertet werden und so zu mehr Nachhaltigkeit in der Mode beitragen“, so Lehmann. Darüber hinaus macht es das Verfahren möglich, die Rohstoffbasis für die Zellstoffgewinnung der Textilindustrie zu erweitern.