Illustrationen als festes Gestaltungselement innerhalb eines Corporate Design Systems werden in letzter Zeit immer populärer. Es gibt viele gute Gründe, sich dieses Thema genauer anzuschauen.
Von Stefanie Kropp (Art Director wirDesign) und Stefano Conzatti (Creative Director wirDesign).
Sofort im Kopf
Illustrationen sind individuell und man erkennt sie sofort wieder. In einer Zeit, in der sich visuelle Codes im Corporate Design auf ein Minimum beschränken müssen und die Marke manchmal nur noch durch Farbe und Gestaltung eines Buttons erkennbar ist, sind Illustrationen ein starkes Mittel, um den Charakter der Marke zurück in die Marke zu bekommen. Sie können effektiv die Identität einer Marke prägen und ihren visuellen Charakter stärken. Illustrationen haben es in den letzten Jahren geschafft vom comichaften Stiefkind zu Lieblingen globaler Marken aufzusteigen.
Abstraktes wird greifbar
Gerade bei technischen Themen – mit denen wir uns bei wirDesign häufig beschäftigen – definiert sich ein Problem bei der Bildfindung heraus: Die Themen mit denen wir uns als Agentur befassen, werden immer komplexer, müssen aber vor dem Hintergrund des digitalen Informationsdschungels umso einfacher und verständlicher erklärt werden. Die Produkte, um die es geht, sind oft digital definiert und sind im wahrsten Sinne des Wortes nicht sofort greifbar. Ihnen fehlt es an einer Form.
Bildinhalte beschäftigen sich überwiegend mit der Interaktion von Menschen mit diversen Geräten und Devices. Fotografisch umgesetzt hätten wir es, überspitzt gesagt, in vielen Fällen mit Menschen zu tun, die wahlweise am Computer, Tablet, oder Smartphone sitzen und jeweils bei sich zuhause, bei der Arbeit oder in der Stadt mit ihren Geräten interagieren.
Hier können Illustrationen eine gute Alternative sein. Mit ihnen können Geschichten auf kleinem Raum komprimiert erzählt werden. Man kann komplexe Themen auf einfach verständliche Bilder herunterbrechen und schwierige Sachverhalte auflockern. Niemand erwartet, dass Illustrationen so ernst daherkommen, wie Corporate-Fotografie es für gewöhnlich tut. Sie können schräg sein, ungewöhnlich, unterhaltsam, irritierend.
Das Baukastenprinzip
Als modularer Baukasten für das Corporate Design lassen sich die Illustrationen leicht in verschiedenste Formate und Medien einbinden und sind vollständig editierbar.
Das „Atomic Design Prinzip“ kommt ursprünglich aus der Softwareentwicklung und wurde von Programmierern verwendet. Hierbei nimmt man den kleinsten Baustein als Grundlage und baut modular darauf auf, bis am Ende ein fertiges Produkt entstanden ist. Im Corporate Design können wir uns das zu Nutze machen, indem wir in einzelnen Gestaltungselementen denken. Auch das Thema Illustration, als eines dieser Elemente, gewinnt noch einmal an Möglichkeiten, wenn man es selbst auch modular betrachtet.
Illustrationsbaukästen bestehen aus einzelnen Illustrationsbestandteilen wie zum Beispiel Gesichter, Frisuren, Körper und Kleidung, die variabel zu ganzen Menschen zusammengesetzt werden können. Mit Hilfe von weiteren illustrativen Objekten, können Sie aber auch schnell zu größeren Szenen mit Personen, Umgebungen, Landschaften erweitert werden. Die so entstandenen Illustrationen können immer wieder angepasst und neu zusammengesetzt werden, sind im Format flexibel und funktionieren in sämtlichen Medien und Anwendungsübergreifend von klein bis groß, von breit bis schmal, von horizontal bis vertikal.
Schon fertig!
Illustrations-Libraries, wie zum Beispiel „Humaaans“ bieten eine riesige Auswahl an Illustrationen kostenlos an und sind sogar bis zu einem gewissen Grad individualisierbar. Gerade für Startups und kleinere Unternehmen, die noch am Anfang stehen und schnell ein Produkt „auf die Straße bringen“ müssen, sind diese Illustrationsbaukästen ein schneller und günstiger Weg, um Bilder zu generieren und ihre Themen zu erzählen.
Illustrationen als markenprägendes Element bieten noch viel mehr Chancen
Spannend wird es, wenn man versucht, den Charakter der Marke bis ins kleinste Detail mit dem Stil der Illustrationen zu verbinden und so nicht nur ein Set von hübschen Vektoren erschafft, sondern einen wirklich prägnanten Illustrationsstil entwickelt, der sich direkt aus der Marke heraus ableitet.
Wir haben das für unseren Kunden VR Payment gemacht. Bei dem Finanzdienstleister, der ein Teil der genossenschaftlichen Finanzgruppe innerhalb der Volks- und Raiffeisenbanken ist, war schnell klar, dass das Nutzen von Illustrationen „aus dem fertigen Baukasten“ schnell an seine Grenzen kommt.
Der Illustrationsstil sollte möglichst stark mit der Marke verknüpft sein und zugleich an die verschiedensten Anforderungen angepasst werden können. Aufgrund der komplexen Themen und der Bandbreite der Geschichten musste der Stil modular funktionieren und dabei individuell sein.
In einem ersten Schritt sind wir dafür wieder zurück zum Kern der Marke gegangen. Wir haben den Charakter der Marke untersucht, die Tonalität in der Kommunikation und die Positionierung, die sich die Marke innerhalb seines Feldes gibt. In einem zweiten Schritt haben wir die einzelnen Brand Codes der Marke – also Gestaltungselemente wie Farbe, Schrift, Formensprache und der „Doppelpunkt“, den die Marke als prägnantes Element innerhalb seiner Kommunikation nutzt – untersucht. All diese Parameter bilden die Ausgangslage, um einen Illustrationsstil zu entwickeln.
Der Doppelpunkt stellt die Grundlage für das spätere Raster. Er definiert Kopfform, wird zu einem markierenden Element innerhalb eines Bildes, oder bildet als Hintergrundelement einen Rahmen für eine Szene. Raster, Proportionen und Verhältnisse einzelner Elemente, Objekte und Figuren basieren alle auf den Basiselementen von VR Payment und bilden zusammen ein Set von Illustrationen bestehend aus diversen Objekten, Hintergründen, oder Personen. All diese Elemente können aufgrund des individuellen Stils sowohl statisch als auch animiert genutzt werden. So ergibt sich eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten, die medienübergreifend funktionieren. So erzählen wir Geschichten, erklären Komplexes einfach und stellen die Marke ihrem visuellen Charakter entsprechend auch abseits der sonst üblichen Brand Codes wie Logo und Schrift dar.
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