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Sylvie Fleury, „Acne“, 2014, Courtesy Galerie Mehdi Chouakri © Gunnar Meier, Schweiz
Tenant of Culture, „To Be Titled“, 2022, Kappe aus recycelten Versandtaschen Courtesy Galerie Fons Welters, Amsterdam, © Kristien Daem, M HKA
Marie Bosch, Mustertuch mit polychromer Stickerei, 2. Hälfte 19. Jh., © MAK/Branislav Djordjevic

Mode, das bedeutet mehr als Kleidung, die vor fremden Blicken, Kälte oder Wärme schützt. Mode lebt geradezu davon, ästhetisch und kulturell weit über alle Aspekte der Nützlichkeit hinauszugehen. Mit Blick auf die ästhetische Moderne hat schon Charles Baudelaire „im Schönen“ sowohl ein ewiges, unveränderliches, als auch ein relatives, von den Umständen abhängiges Element am Werk gesehen. Der Mode hat er dabei eine besondere Bedeutung beigemessen, erweise sich das Unveränderliche ohne sie doch als unverdaulich, unbestimmbar und der menschlichen Natur unangemessen. Inzwischen hat der schnelle Wechsel des immer wieder Neuen allerdings längst eine problematische Dimension angenommen: Ständig jagt ein Trend den nächsten, bringen global agierende Textilriesen Dutzende neue, unter prekären Bedingungen produzierte Kollektionen auf den Markt. Luxuslabels schreddern um der Exklusivität willen Neuware und textile Müllberge zerstören die Ökosysteme. „Die Mode(industrie)“, so heißt es in der Ankündigung zu der Ausstellung „Critical Consumption“, die vom 30. August bis zum 8. September 2024 in im Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien gezeigt wird, „steht im Hinblick auf Konsumverhalten, Herstellungsprozesse und Nachhaltigkeit zunehmend im Fokus“.

Für mehr als ein Jahr will die MAK-Galerie Schauplatz sein für historische Objekte, zeitgenössisches Design und künstlerische Positionen, die Anstöße zur Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen unserer Zeit liefern: „Welchen Wert hat unsere Kleidung?“ oder „Wer kann sich Konsumverweigerung überhaupt leisten?“ Der Modekonsum, heißt es, könne dabei „paradigmatisch für den Massenkonsum der kapitalistisch ausgerichteten Gesellschaft des Globalen Nordens gelesen werden“.

Gezeigt werden Videoarbeiten und andere Werke internationaler Künstler*innen – darunter Celia Pym, Dead White Men’s Clothes, Stefanie Moshammer, Sylvie Fleury, Tenant of Culture, The Nest Collective und Wang Bing. Die Arbeiten beziehen sich auf die komplexen Verflechtungen von Konsum und Produktion und hinterfragen deren globale Auswirkungen. Im Kontrast dazu wird die Geschichte des massenhaften Modekonsums im Globalen Norden ab dem 18. Jahrhundert nachgezeichnet; dabei veranschaulichen historische Objekte aus der Sammlung des MAK, wie sich der Konsum von Mode über rund drei Jahrhunderte hinweg entwickelt hat. Fragen und Gedankenspiele zum eigenen Kaufverhalten sollen ebenso zum Nachdenken anregen wie konsumkritische Positionen zur Wegwerfgesellschaft und Antithesen „zum schier unstillbaren Wunsch nach Neuem“.

Das Projekt ist Teil des „10×17 Sustainable Development Goal“-Engagements des MAK, das darauf abzielt, bewussten Konsum zu fördern. Die Ausstellung wird von einem umfassenden Rahmenprogramm begleitet; so lädt das Museum am Eröffnungsabend (29.8.2023, 18 Uhr) unter dem Titel „How can we consume fashion responsibly?“ und moderiert von der Ausstellungskuratorin Lara Steinhäußer zum Panel Talk mit Alec Leach (Autor von „The world is on fire but we’re still buying shoes“), Madeleine Alizadeh (Gründerin dariadéh, Content Creator) und Sabinna Rachimova (Gründerin, Dozentin, Beraterin, SABINNA, Fashion Revolution Austria).


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