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Die diskursive Plattform „Design nach dem Anthropozän“ im Berliner Kunstgewerbemuseum erforscht das Konzept „More Than Human“ durch Vorträge, Panels und Workshops. Auch die experimentelle Designausstellung „Imagine: Coral Reef. Regeneratives Design“ ist ein Teil davon.

IMAGINE – CORAL REEF – REGENERATIVE DESIGN, Testaufbau der Korallenstruktur, ©IDRV
The Growing Lab – Mycelia, MYKES – mycelium chair, © Officina Corpuscoli

Ende März startete das Kunstgewerbemuseum Berlin eine diskursive Plattform, auf der  fortlaufend Pop Up-Ausstellungen, Vorträge, Workshops und Diskussionspanels stattfinden. Ziel des Projekts soll es sein, sich mit dem Konzept „More Than Human“ aus der Perspektive der Gestaltungsdisziplinen, insbesondere des Designs, auseinanderzusetzen, die vor dem Hintergrund der aktuellen Klimakrise und und zunehmender Ressourcenknappheit auf dem Prüfstand stehen. „More Than Human“ umfasst ein Spektrum transdisziplinärer Theorien und Ansätze, in denen, wie es heißt, „herkömmliche anthropozentrische Perspektiven in Frage gestellt und ein Paradigmenwechsel hin zu einer intensiveren Vernetzung zwischen Mensch und Umwelt eingefordert werden“. Das Projekt baut auf dem von Donna Haraway eingeführten Begriff „Natureculture“ auf, der darauf hinweisen soll, wie eng menschliche und nicht-menschlicher Spezies auf unserem Planeten verflochten sind. Die Aufhebung der Grenzen zwischen Natur und Kultur erfordere „neue Denkweisen in Bezug auf Macht und Handlungsfähigkeit, Differenz und Gemeinschaftlichkeit, Atmosphären und Erkenntnistheorie“. Zahlreiche Fragen müssen beantwortet werden: Was bedeutet „more than human“ für ein Designkonzept bzw. für eine Designphilosophie, die primär den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt? Was bedeutet Gestaltung jenseits der immer noch gültigen Fortschrittsvision der Moderne? Welche Alternativen zu einer bislang auf Ausbeutung von Lebensformen und Ressourcen ausgelegten Produktionspraxis eröffnen sich? Wie kann ein ganzheitlicher Gestaltungsprozess aussehen, der die Integration von nicht-menschlichen Lebensformen und Ökosystemen berücksichtigt? 

Das von Claudia Banz kuratierte Projekt ist als Prozess angelegt, der sich im Austausch und in der Zusammenarbeit mit internationalen Akteur*innen aus transdisziplinären Kontexten entwickelt und sich bis ins Jahr 2025 in unterschiedlichen Formaten im Kunstgewerbemuseum materialisiert. In diesem Rahmen findet vom 3. Mai bis zum 23. Juni im Berliner Kunstgewerbemuseum die Sonderausstellung „Imagine: Coral Reef. Regeneratives Design“ statt, eine Kooperation zwischen EOOS und dem „Institute of Design Research Vienna“. Im Fokus der Schau stehe „die Suche nach einer neuen Orientierung für Design in einer von zahlreichen Krisen geprägten Welt“. Als Metapher dienen dabei die komplexen Ökosysteme der Korallen, diese „Regenwälder der Meere“, in denen eine faszinierende Artenvielfalt herrscht und die durch den vom Menschen verursachten Klimawandel zunehmend belastet werden, sodass sie in naher Zukunft zu verschwinden drohen. Parallel zu weiteren Pop-Up-Ausstellungen wird die ebenfalls auf einer anthropozentrischen Sichtweise basierende Sammlung des Kunstgewerbemuseums im Kontext des „More Than Human“-Diskurses in einer „spekulativen Wunderkammer“ neu befragt.


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