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Das Museum der Dinge widmet sich der „Objektbiografie als Konzept, Methode, Genre“.
Produktionsphasen Flax Chair, Entwurf: Christien Meindertsma, 2015 Foto: Christien Meindertsma

Ob bei der Herstellung, beim Benutzen, wenn etwas verloren geht oder zur Reparatur muss, stets wachse einem Ding eine Art Schicksal zu: „Objekte werden verschenkt, verkauft und versteigert, geliebt und aufgehoben, gesammelt und ausgestellt, sie verschwinden und werden wiedergefunden, sie werden gestohlen und manchmal zurückgegeben. Sie reisen um die Welt oder liegen jahrelang in Schubladen und Depots. Sie gehen kaputt, werden weggeworfen, restauriert und recycelt.“ So hat jedes Ding seine eigene Geschichte. Aber, so fragt das „Museum der Dinge“ in Berlin, „können Dinge ihr Leben auch selbst erzählen?“ Was ist Teil ihrer Objektbiografie, was bloße Interpretation? „Eine stolze Teekanne und eine heimatlose Trommel“, heißt es in der Ankündigung, „ein kriegerischer Nachttopf und eine antike Goldmünze, Goethes Schuhschnalle und Lou Reeds Wachspuppe, ein depressives Handy, Kafkas Odradek, Bernd das Brot und 50 weitere Dinge“ geben noch bis zum 1. September Antwort in der Ausstellung „The Story of My Life. Objektbiografie als Konzept, Methode und Genre.“

Auch Dinge, so die These, haben ein Leben. Weshalb es von Interesse ist, ihre Biografie dort zu erforschen und zu erzählen, wo sie produziert und konsumiert oder gesammelt und aufbewahrt werden. „Erfunden“ habe das Konzept der Objektbiografie 1929 der russische Schriftsteller Sergej Tretjakow. In die Wissenschaft eingeführt habe es aber erst 1986 der Anthropologe Igor Kopytoff. Die Objektbiografie ermögliche es, „unterschiedliche Stationen, Ereignisse und Beziehungen im Leben eines Dings zu einer Erzählung zu verbinden“, wobei auch offengelegt werde, „was noch nicht über Materialität, Verbleib oder Besitz bekannt ist“.

Auf spielerische und experimentelle Weise will die Ausstellung in vier Kapiteln die Geschichte der Objektbiografie erzählen, ihre Anwendungen anhand zahlreicher Beispiele auffächern und aufzeigen, was wir „mit ihr sehen, was uns sonst verborgen bliebe, wem sie nützt und warum sie uns anspricht“. Kuratiert wurde die „abwechslungsreiche und kritische ,Story‘ der Objektbiografie“ von Ann-Sophie Lehmann (Universität Groningen) und Imke Volkers vom Werkbundarchiv – Museum der Dinge, unter Mitarbeit von Alexander Renz (Werkbundarchiv – Museum der Dinge).


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