6 min read

Wie wir ohne Hierarchien das Potenzial unseres Unternehmens heben und nebenbei zufriedener werden.

Von Dirk Huesmann, Vorstandsvorsitzender wirDesign.

© wirDesign

Nicht erst seit Corona stellt sich die Frage: Wie wollen wir künftig arbeiten? Was sind zukunftsfähige Organisationsmodelle und wie schaut eine zeitgemäße Führungskultur aus? Für uns als Marken- und Designberatung lautete die Antwort: Transformation. Um sich den veränderten Anforderungen des Marktes anzupassen, hat sich auch wirDesign in den letzten Jahren verändert: Vom klassischen Organisationsmodell hin zu einer offenen, hierarchiefreien und stark auf Vertrauen, Selbstorganisation und Eigenverantwortung basierenden Organisation.

Auf diesem „wirDesign way to New Work“ sind uns viele Vorbehalte und Klischees begegnet, wir haben Fehler aber auch sehr viel richtig gemacht. So viel sei gesagt: Es gibt keine Standardlösung und kein Erfolgsrezept für eine solche Transformation. Aber fünf Gedanken, warum es für wirDesign funktioniert hat – und vielleicht auch für Ihr Unternehmen?

1. VUCA-Welt: Von blauen und roten Problemen, die wir lösen müssen

Als blaue Aufgaben bezeichnet man automatisierbare, wiederkehrende Aufgaben von minderer inhaltlicher Komplexität. Rote Aufgaben hingegen sind hochkomplex und können nicht von Maschinen gelöst werden, wie z.B. unser Kerngeschäft, der strategische Aufbau einer performanten Marke. Weil die ganze Welt individueller und globaler wird, nimmt die Menge blauer Probleme ab und rote Aufgaben werden wichtiger. Wir leben heute in einer VUCA-Welt, die tiefrot ist. Deshalb muss auch eine Unternehmensorganisation VUCA-kompatibel sein. Bei wirDesign bedeutet das: Keine Hierarchien, am Markt orientiert, dynamisch, adaptiv und sich stets wandelnd.

Lösungskorridore für tiefrote Fragen der VUCA-Welt entstehen nicht auf dem Schreibtisch eines Chefs. Sie entstehen in der Interaktion eines gesamten Unternehmens.

2. Prozess: Wie man rein- und rauskommt aus dem Schlammassel

© wirDesign

Mit großen Ideen, Visionen und Glaubenssätzen sind wir in den Prozess gegangen. Begonnen hatte es mit einer Skizze unseres Coachs: Am Anfang stand eine gerade Linie, danach folgte Krickelkrakel das wieder in einer Linie mündet. Alles klar soweit? Also haben wir geradewegs einen offenen Prozess mit allen Kolleg/innen gestartet, haben zentrale Fragestellungen identifiziert und auf offener Bühne besprochen, wie wir arbeiten wollen und müssen. Das waren die ersten Schritte, bei denen nicht der Vorstand entschied, sondern die Expertise aller eingeholt wurde. Diese achtmonatige Phase der gedanklichen (Auf)-Lösung mündete schließlich in einer neuen Phase der Klarheit.

Danach folgten unzählige iterative Testphasen für Kleinstprozesse, sogenannte „Flips“. Wie kommt man also raus aus dem Schlammassel? Wir sind sorgenvoll mit großen Ideen, Wünschen und Bedenken reingegangen und kamen glücklich mit den eben genannten Flips raus.

Die zentrale Erkenntnis für uns: Um die Komplexität zu reduzieren, kommt es auf die kleinen Schritte an, des Testens, des Ausprobieren, des „Warum nicht?“, des „Versuchen wir´s“, des „Das war wohl nix“, des „Das war gut, das machen wir weiter.“

3. Ergebnisse: Was das Ganze tatsächlich bringt

Und jetzt mal „Butter bei die Fische“:

  1. wir sind wirtschaftlicher (das sagt unsere betriebswirtschaftliche Auswertung)
  2. wir sind kundenorientierter (durch direktere Kommunikation und sich dynamisch anpassende Teams)
  3. wir haben ein exzellentes, weil implizites Knowledge Management. Mit unserer offenen Kommunikationskultur wurde schon häufig aus einer kleinen Idee ein ganz großes Ding (wie z.B. die Entwicklung unseres eigenen Brand Management Systems wirHub.)
  4. wir sind techno- und logischer und dynamischer (z. B lassen wir uns für die optimale Teamzusammensetzung von einer eigenen Software unterstützten, es entstehen neue Produkte, initiiert von jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern)
  5. wir sind transparenter (alle haben jederzeit Einsicht in alle Zahlen)
  6. wir sind resilienter (Ohne Hierarchien und mit der gemeinsam konzipierten Technikstrategie von Home-Office, Laptop und VPN bereits weit vor 2020 konnten wir aus dem Stand aus dem Normalbetrieb in den Corona-Modus umswitchen)
  7. wir sind zufriedener, weil selbstbestimmter (Selbstorganisation wie Urlaub, Überstunden, Wahl des Orts, etc.; diese Zufriedenheit messen wir mit regelmäßigen Teamecho-Umfragen)

Geld verdienen und trotzdem nett sein: Unsere neues Organisationsmodell bringt eine neue Art der Zusammenarbeit, Basisdemokratie, Austausch, Dynamik und Wissenstransfer.

4. Klischees: Hinkende Vergleiche und alte Buzzwords

„Es muss doch Chefs geben“ wandten am Anfang sogar einige Mitarbeitende ein oder „Wer entscheidet denn nun?“ und „Sind die Entscheidungsprozesse bei wirDesign nicht umständlicher und langwieriger?“ werden wir häufig gefragt. Unsere Erfahrung beweist das Gegenteil: Wir entscheiden heute viel besser und viel schneller. Weil wir viel näher an den Kundinnen und Kunden und ihren Bedürfnissen dran sind.

Häufig hören wir auch das altbekannte Klischee: Viele Köche verderben den Brei. Auch hier zeigt unsere Erfahrung: Viele Köche bedeuten ganz viel unterschiedliche Expertise. Und machen diese Köche nicht viel lieber etwas, was ihnen und den Kund/innen wirklich schmeckt?

© wirDesign

Und so machen wir´s in der täglichen Arbeit:

  • Die Posten der Teamleiter als Instanz zwischen Projektteams und Agenturführung sind weggefallen. Die direkten Ansprechpartner der wirDesign Auftraggeber haben damit noch mehr Entscheidungsspielraum. Die Erfahrung der Vorstände und Creative Directors steht dabei allen Teams und Kunden gleichermaßen als Coaching und Konsultation zur Verfügung. Die ehemaligen Vorgesetzten können sich nun zu 100% auf Kundenprojekte konzentrieren, statt Verwaltungsarbeit zu erledigen.
  • Die Teams kalkulieren ihre Leistungen und deren Preis eigenständig, aber natürlich nicht aus dem hohlen Bauch.
  • Bevor Entscheidungen fallen, sind Kolleg/innen gehalten, sich mit anderen auszutauschen.
  • Neue Formate zum Wissensaustausch wurden eingeführt, um projektbezogenes Wissen mit allen interessierten Kolleg/innen zu teilen, zum Beispiel der „Wissenstransfer am Mittagstisch“.
  • Das Controlling-System wurde revolutioniert, so dass die einzelnen Teams mehr Verantwortung tragen und gleichzeitig autark handeln können.
  • Die Verteilung von Neukunden findet transparent und im Dialog mit Vertreter/innen der einzelnen Teams statt.
  • Es bilden sich wechselnde Kundenunits, in denen die Kolleg/innen unterschiedliche Rollen einnehmen.
  • Wechselnde Teamsprecher/innen treten für ihre Teams ein und klären standortbezogene Themen in einem gemeinsamen Termin. In diesem Teamsprechermeeting können auch agenturweite Entscheidungen getroffen werden.
  • Aus den Mitarbeitergesprächen wurden Feedbackgespräche auf Augenhöhe.

5. Appell: Do it your way!

Natürlich passt diese Art von Organisationsmodell nicht für alle Unternehmen und das wissen wir auch. Es wird höchstwahrscheinlich nicht funktionieren, unseren Weg einfach „nachzumachen“, denn das Modell ist 100% wirDesign customized. Unsere besondere Unternehmenskultur und das Miteinander auf Augehöhe war schon immer in der DNA von wirDesign und auf unserem „wirDesign way to New Work“ haben wir uns alles selbst beigebracht.

Aber wenn wir das können, können Sie es auch!

Trauen Sie sich, auf Basis des hierarchiefreien Ansatzes einen für Sie gangbaren Weg zu finden. Machen Sie sich New Work zu eigen und finden Sie heraus, wie Sie ein agiles Mindset mit Ihren individuellen Organisationsanforderungen und Ihrer Unternehmenskultur vereinen

Liebe Chefs da draußen: Trauen Sie Ihren Mitarbeitenden zu, das Beste für das Unternehmen erreichen wollen? Dann geben Sie ihnen diesen Vertrauensvorschuss! Wir empfehlen Ihnen wärmstens, über Hierarchieabbau nachzudenken.

Sieben erste Schritte 

  1. Treten Sie in den Dialog – Informieren Sie, aber hören Sie vor allem zu.  
  2. Wechseln Sie die Perspektive – Nehmen Sie Sorgen und Ängste ernst. 
  3. Nehmen Sie sich selber nicht so ernst – Geben Sie Kontrolle ab und vertrauen Sie Ihren Kolleg/innen. 
  4. Seien Sie selbst ein Vorbild – Verhalten Sie sich nicht wie eine klassische „Führungskraft“, sondern leben Sie Ihr Bild der Veränderung 
  5. Niemand ist perfekt, auch Sie nicht – Tolerieren Sie Fehler und gestehen Sie eigene Fehler ein. 
  6. Schaffen Sie Möglichkeiten – Lassen Sie Freiraum zur Gestaltung, so entstehen Leitplanken, in denen man gerne arbeitet und die besten Ergebnisse erzielt. 
  7. Seien Sie ehrlich – Augenhöhe ist kein Selbstzweck, denn durch partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kund/innen und innerhalb des Unternehmens werden gemeinsam die erfolgreichsten Ergebnisse erreicht. 

Vertrauen ist die gemeinsame Basis und Empowerment Ihre wichtigste Rolle als Führungskraft.


Mehr von wirDesign zum Weiterlesen, Weiterhören und Weiterschauen

Blogbeitrag: Warum wir unsere erfolgreiche Organisation verändert haben

Podcast: What’s next, agencies?

VideoNew Work – bei wirDesign eine Frage des Menschenbildes


Mehr auf ndion

Weitere Beiträge zum Thema Marke.


Diese Seite auf Social Media teilen: