


Onomatopoeia, zu deutsch „Lautmalerei“, ist eine ebenso mimetische wie produktive Kunst. Für den japanischen Stararchitekten Kengo Kuma bedeutet das, Architekten und Nutzer gleichberechtigt nebeneinander zu stellen. „Die Architekten“, sagt er, „stehen nicht an der Spitze der Architektur, sondern gehen mit den Nutzern in der Architektur umher. Die Onomatopoesie ist eine Art tierähnliche Stimme, die auf einer physischen und erfahrbaren Ebene ausgestrahlt wird.“ Das Dialogische im Ansatz von Kengo Kuma wird auch dadurch betont, dass Onomatopoesie im Japanischen oft aus Doppelsilben besteht, deren Verdoppelung wiederum die Sprache zum Klingen bringt. So werden Fluss und Rhythmus, typische Elemente der Musik, in Kumas taktile und sensorische Architektur miteinbezogen, was seinen Gebäuden oft eine unerwartete Leichtigkeit verleiht oder ihnen eine Art von Bewegung einschreibt, was er auf sein eigenes musikalisches Konzept zurückführt. Unter dem Titel „Kengo Kuma. Onomatopoeia Architecture“ präsentiert die Bundeskunsthalle in Bonn vom 8. März bis zum 1. September rund zwei Dutzend Modelle einiger der bedeutendsten Gebäude des japanischen Stararchitekten. Im Mittelpunkt, so heißt es in der Ankündigung, stehe dabei „der Dialog zwischen Mensch und Material und der damit verbundene Rückgriff des Architekten auf die Onomatopoesie“, die er zur Kategorisierung seiner Projekte ebenso verwendet wie er sie von Beginn eines Projekts und der Auswahl der Materialien an bis zur Konstruktion des gesamten Gebäudes einsetzt.
Kengo Kuma, 1954 ist in Yokohama geboren, hat weltweit gebaut. Seine Bauten stehen in Japan, aber auch in Europa, Vereinigten Staaten, China und Australien. Er selbst bezeichnet sich als „Materialist“, im physikalischen Sinne des Wortes. Ausgehend von der der Erfindung oder Verwendung von Wörtern, die Geräusche enthalten, die mit dem Benannten assoziiert werden, so das Museum, „gibt Kengo Kuma einer physischen Empfindung eine Form, die seine Idee einer nachhaltigen Architektur zum Ausdruck bringt, in der Materialien wiederverwendet und Menschen und physische Objekte wieder miteinander verbunden werden“. Für seine Gebäude nutzt der Architekt hauptsächlich traditionelle japanische Materialien wie Holz, Papier und Metall, die er auf seine ganz eigene und zeitgenössische Weise einsetzt. Dabei sprechen die Oberflächen nicht nur den Sehsinn, sondern auch den Geruchs- und Tastsinn an. Dementsprechend sollen die in der Ausstellung gezeigten Modelle die Besucher*innen dazu anregen, den Klang der verschiedenen Materialien zu entdecken, darunter ein temporärer, fünf Meter hoher Pavillon aus Aluminium und eine experimentelle Installation – eine filigrane Holzskulptur, die die Lautmalereien „tsun tsun“ und „zure zure“ zum Ausdruck bringen soll. Die Ausstellung ist eine Übernahme aus dem Palazzo Cavalli-Franchetti, die anlässlich der Architekturbiennale 2023 entwickelt worden ist.
Kengo Kuma. Onomatopoeia Architecture
8. März – 1. September 2024
Bundeskunsthalle
Helmut-Kohl-Allee 4,
53113 Bonn
https://www.bundeskunsthalle.de/
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