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Otti Berger am Arbeitstisch. Foto unbekannt, um 1931, © Bauhaus-Archiv Berlin
Porträt Otti Berger, Foto: Lucia Moholy, ca. 1927, Bauhaus-Archiv Berlin, © VG Bild-Kunst Bonn, 2024

Die Textildesignerin Otti Berger schuf als Einzelunternehmerin im Berlin der frühen 1930er Jahre Stoffe, die das Verständnis davon, was Textilien sein und leisten können, grundlegend veränderten. Sie entwarf Möbelstoffe, Vorhänge, Wandstoffe und Bodenbeläge und arbeitete eng mit Architekt*innen des Neuen Bauens wie Lilly Reich, Ludwig Hilberseimer und Hans Scharoun zusammen. Ihre Entwürfe verbinden Ästhetik, Funktion und technische Innovation auf eindrucksvolle Weise. Otti Berger, die am Bauhaus in Dessau studiert und gelehrt hat, arbeitete europaweit für Auftraggeber*innen und erwarb zahlreiche Patente.

In Kooperation mit dem Bauhaus-Archiv haben die Künstlerin Judith Raum und die  Weberin und Textildesignerin Katja Stelz in einem mehrjährigen Rechercheprojekt die Stoffe von Otti Berger analysiert. Aus dem interdisziplinären Forschungsprozess ist eine reich bebilderte Publikation entstanden, die Bergers Schaffen erstmals umfassend zugänglich macht. Judith Raum nähert sich Bergers Werk, indem sie die Stoffe nach ihren Funktionen und Beziehungen zu den architektonischen Elementen Möbel, Fenster, Wand und Boden ordnet. Neue Farbfotografien von Uta Neumann zeigen zudem  die Schönheit und Raffinesse der Textilien auf bisher unbekannte Weise. (Die Publikation „Otti Berger. Weaving for Modernist Architecture“ (Englisch, mit deutschem Supplement), herausgegeben von Judith Raum und dem Bauhaus-Archiv Berlin, erscheint im Verlag Hatje Cantz und kostet 50 Euro.) 

Ab dem 15. März zeigt das „temporary bauhaus-archiv“ eine eigens für den Ort konzipierte Installation von Judith Raum, die das Werk Otti Bergers sinnlich erlebbar macht. Eine Videoarbeit und zwei großformatige, eigens für die Ausstellung nachgewebte Wandstoffe, verweisen auf zentrale Aspekte in Bergers Leben und Schaffen, auf ihr Streben nach einem Patentschutz für ihre technisch herausragenden Gewebe sowie ihr berufliches und privates Schicksal als Jüdin während der nationalsozialistischen Diktatur. Otti Berger (1898 bis 1944) wurde in Zmajevac, im damaligen ungarischen Königreich Kroatien, geboren, studierte von 1921 bis 1926 in Zagreb und ab 1927 am Bauhaus in Dessau. Nach ihrer Lehrtätigkeit am Bauhaus machte sie sich 1932 in Berlin selbstständig und entwarf europaweit Stoffkollektionen für den modernen Innenraum. 1936 erhielt  sie als Jüdin Berufsverbot, Fluchtversuche nach England und in die USA scheiterten. Sie wurde 1944 aus Kroatien nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.


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