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Er galt als Paradiesvogel im Vortragssaal und beschäftigte sich mit aktuellen Themen. Auch sprach es sich herum, dass er Spaß daran hatte, selbst zu denken, weshalb seine Zuhörer nicht allein Studenten waren, sondern auch aus den Salons und von der Straße kamen. Ernst Bloch, Siegfried Kracauer, Marianne und Max Weber, sogar Leo Trotzki sollen unter den Zuhörern gewesen sein. Am 5. April 1905 veröffentlichte der Philosoph und Soziologe Georg Simmel (1858 bis 1918) einen Essay zur „Philosophie der Mode“. Darin betrachtet er das Ich vor dem Spiegel, widmet sich modischen Provokationen und analysiert die Funktion der Mode im Hinblick auf gesellschaftliche Unterschiede. Dass Simmel bis heute zu den meistzitierten Autoren der Modetheorie gehört, dass seine Erkenntnisse helfen, Phänomene wie die von Punk inspirierte Mode von Vivienne Westwood zu verstehen, dazu hat der WDR in seiner Sendung „Zeitzeichen“ unter dem Titel Philosophie der Mode – Georg Simmel einen unterhaltsamen und hörenswerten Beitrag gesendet, der in der Mediathek des Senders abrufbar ist. Zum Schluss wird, mit Ringelnatz, sogar eine Verbindung zwischen Mode und Jodeln gezogen: „Durch das Weltall sei‘s gejodelt / Allen Schneidern zum Gewinn: / Mode lebt und Leben modelt, / Und so haben beide Sinn.“

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