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Über Grenzen hinweg: Die Ausstellung „PURe Visionen“ im Kunstgewerbemuseum Schloss Pillnitz erzählt die faszinierende Geschichte deutscher Polyurethan-Möbel.

Sessel mit einklappbarer Lehne, sog. „Garten Ei“, Entwurf: Peter Ghyczy, 1968, VEB Synthesewerk Schwarzheide, um 1971, © Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden | Foto: Felix Ghyczy/FG Foundation
Mitarbeiterin im PCK-Schwedt bei den Nacharbeiten am Känguruh-Stuhl, um 1973 ©️ Stadtarchiv Schwedt
Ernst Moeckl, Känguruh-Stuhl, 1968, PCK Schwedt, ab 1972, © Kunstgewerbemuseum / SKD, | Foto: Lorenz Kienzle, Ronka Oberhammer

Es geht um eine deutsch-deutsche Geschichte und um einen besonderen Werkstoff. Unter den Kunststoffen galt Polyurethan (PUR) in den 1960er und den 1970er Jahren als Material einer neuen, visionären Moderne. Im Möbeldesign ermöglichte das Material die Gestaltung neuartiger Formen in auffälligen Farben; auch konnten die Kunststoffmöbel rasch in hoher Stückzahl produziert werden. Wie die Möbelherstellung mit Polyurethan in der BRD und DDR ausgebaut wurde, wer die Entwürfe lieferte und welche Rolle die Politik dabei spielte, ist Gegenstand der in Kooperation mit dem Museum Utopie und Alltag in Eisenhüttenstadt entstandenen Ausstellung „PURe Visionen. Kunststoffmöbel zwischen Ost und West“, die das Kunstgewerbemuseum Schloss Pillnitz vom 27. April bis zum 7. Juli zeigt. (Ab August bis März 2025 wird die Schau dann in Eisenhüttenstadt zu sehen sein). 

Das „Garten-Ei“, auch „Senftenberger Ei“ genannt, von Peter Ghyczy und der „Z-Stuhl“ von Ernst Moeckl gelten heute als Ikonen des DDR-Designs. Beide sind sie hergestellt aus PUR im Zuge einer spannenden Transfergeschichte zwischen West- und Ostdeutschland als Teil deutsch-deutscher Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Neben bekannten Designern wie Moeckl, Ghyczy und Rudolf Horn werden in der Ausstellung auch Entwürfe weniger bekannter Gestalter*innen wie Ute Heubelein, Siegfried Mehl, Jürgen Falley oder Manfred Rathgeber vorgestellt. Ergänzt werden die rund 30 ausgestellten Poyurethan-Möbel durch zahlreiche Werbe- und Archivmaterialien, Fotografien und Entwurfszeichnungen. 

Das Projekt hat auch einen partizipatorischen Aspekt: Das Kunstgewerbemuseum möchte Nutzerinnen und Nutzer sowie Fans der Möbel zu den grenzüberschreitenden Designklassikern befragen und dazu einladen, private Fotografien von und mit PUR-Möbeln, Postkarten, erworbene Stücke und persönliche Erinnerungen zu teilen. Alle Geschichten, Beschreibungen, Erinnerungen und Fotografien können per E-Mail an kunstgewerbemuseum@skd.museum gesendet werden. Zum Thema ist im Christian Links Verlag zudem unter dem Titel „Möbel aus der Zukunft. Eine deutsch-deutsche Geschichte“ eine Publikation von Sascha Lange erschienen. 


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