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Retrotopia. Design for Socialist Spaces
Věra Machoninová, Vladimír Machonin, Hotel Thermal, Interior of the Congress Hall, ca. 1977, Foto/Photo: Jaroslav Franta

Das geopolitische Kräftemessen zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR während des Kalten Krieges hatte auch Auswirkungen auf Design und Architektur. Jenseits aller politischen Differenzen habe es, so heißt es in der Ankündigung zur Ausstellung „Retrotopia. Design for Socialist Spaces“ im Berliner Kunstgewerbemuseum, aber eine Gemeinsamkeit gegeben: „Designer*innen und Architekt*innen beider Systeme waren mit denselben gesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert, arbeiteten an ähnlichen Gestaltungsfragen und nachhaltigen Lösungen für die Umwelt, entwickelten vergleichbare Ideen und entwarfen visionäre Projekte – die oft nicht über das Stadium des Experiments oder Prototyps hinauskamen.“ Durch Ausstellungen, Kongresse, Workshops und Symposien, Fachpublikationen und nicht zuletzt durch persönliche Kontakte habe es, trotz des Getrenntseins, zudem einen regen Austausch durch den „eisernen Vorhang“ hindurch gegeben.

Zwischen Sputnik und Ölkrise der 1950er- bis 1970er-Jahre habe man in die Zukunft denken wollen, die „dank technologischen Fortschritts, künstlicher Intelligenz, Kybernetik und Computerisierung absolut kalkulierbar“ schien. Das „dazugehörige und bis heute gültige Narrativ in der Nachkriegsmoderne“ habe gelautet: „Technologischer Fortschritt gleich sozialer Wohlstand gleich Glück für alle“.

Zum ersten Mal seit langer Zeit treffen nun vom 25. März bis zum 16. Juli im Berliner Kunstgewerbemuseum unterschiedliche Designpositionen aus postsozialistischen Ländern wie Estland, Litauen, Polen, Ungarn, der Slowakei, Kroatien, Slowenien oder der Ukraine in einer Ausstellung aufeinander. Entfaltet werden soll „ein Kaleidoskop von realisierten und visionären Gestaltungsentwürfen, die sich dem öffentlichen und privaten Raum widmen. Wobei ‚Raum‘ im Sinne von Henri Lefebvre als ein mentales, physisches als auch symbolisches Konstrukt zu verstehen ist.“ Das Spektrum der Ideen reicht von futuristischen Interieurs für Hotels oder einer Präsidentenlounge am Flughafen über die visuelle Kommunikation für sportliche Wettkämpfe oder Festivals im öffentlichen Stadtraum bis zu Rekonstruktionen visionärer Architekturen und kybernetischer Wohnräume.

Aus Fotografien, Postern, Zeitschriften, Büchern, Filmen und Designobjekten soll zudem eine dreidimensionale Mindmap zu den Themenclustern Design-Institutionen, Design-Ausbildung, Design-Diskurse, Ausstellungen, Netzwerke und Designsammlungen entstehen, die zur vertiefenden Auseinandersetzung einlädt. Das von Claudia Banz kuratierte und geleitete Projekt ist in Zusammenarbeit mit zahlreichen Co-Kurator*innen als internationales Kooperationsprojekt mit einer Vielzahl von Museen entstanden. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Kettler.


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