Deutschland schöpft das Potenzial der Designforschung bei weitem nicht aus. Das zeigt eine neue Studie des German Design Council – Rat für Formgebung. Strukturelle Defizite und mangelnde Einbindung in die Unternehmen hemmen Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Mit gezielten Empfehlungen will die Studie hier einen Wandel anstoßen.
von ndion-Redaktion
Die Designforschung ist ein entscheidender Motor für Innovation und Kreativität – doch wie gut ist sie in Deutschland aufgestellt? Die vom German Design Council – Rat für Formgebung herausgegebene Studie „Zur Praxis der Designforschung in Deutschland 2024“ liefert eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Negativmeldung: Die deutsche Designforschung hat im internationalen Vergleich deutlichen Nachholbedarf. Aber es gibt Grund zur Hoffnung. Denn: Designforschung hat das Potenzial, nicht nur die Designpraxis zu stärken, sondern auch die Innovationskraft der Unternehmen deutlich zu erhöhen. Auch das belegt die Studie.
Die Erkenntnisse der Studie sind klar: Obwohl die Bedeutung von Designforschung für Innovationsprozesse und strategische Entscheidungen in Unternehmen und Hochschulen unbestritten ist, fehlt es an struktureller Verankerung. Das wird besonders deutlich an einer Zahl, die aufhorchen lässt:
Nur 13 Prozent der befragten Expertinnen und Experten zwischen 20 und 39 Jahren bewerten den Stand der deutschen Designforschung als überdurchschnittlich. Der Großteil der Befragten hingegen fällt das Urteil „unterdurchschnittlich“ (siehe Abb. 1). Fast zwei Drittel der Befragten sehen die Hochschulen als stärksten Treiber für Designforschung, während diese in den Unternehmen oft nur schwach verankert ist und selten frühzeitig in Entwicklungsprozesse eingebunden wird.
„Die Studie zeigt, dass Deutschland dringend Weichen für eine zukunftsorientierte Designforschung stellen muss.“
– Stephan Ott, Director Design Research und Autor der Studie
Gemeinsam mit Co-Autorin Jessica Krejci formuliert Stephan Ott, Director des Institute for Design Research and Appliance (IfDRA) und Autor der Studie, konkrete Handlungsempfehlungen, um die Designforschung in Deutschland nachhaltig zu stärken, darunter:
- Datengrundlage für KPIs schaffen: Für die Bewertung der Designforschung ist eine fundierte Datengrundlage notwendig, die durch gezielte Umfragen und Auswertungen entstehen soll.
- Internationale Ausrichtung stärken: Der globale Austausch sollte verstärkt im akademischen Curriculum verankert werden, um die Qualität der Designforschung zu fördern.
- Praxisorientierte Promotionen: Eine praxisnahe Ausrichtung der Promotionsstudiengänge soll die Brücke zwischen Theorie und Praxis stärken.
Die Studie macht deutlich, dass Designforschung weit über den akademischen Raum hinaus Wirkung entfaltet. Sie trägt maßgeblich zur Innovationskraft von Unternehmen bei. Wer den Anschluss nicht verlieren will, muss die Relevanz von Designforschung nicht nur anerkennen, sondern gezielt fördern.
Das Fazit der Studie ist eindeutig: „Deutschland muss seine Designforschung auf eine neue Stufe heben, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen und seine Innovationskraft langfristig zu sichern“, betont Lutz Dietzold, Geschäftsführer des German Design Council.
Über das Institute for Design Research and Appliance (IfDRA)
Das IfDRA wurde 2020 unter dem Dach des German Design Council gegründet und sieht sich als Schnittstelle und Partner für alle Bereiche der Designforschung. Mit Workshops, Konferenzen und Studien schafft das Institut eine wachsende, valide Datenbasis und setzt Impulse für die Zukunft der Designforschung in Deutschland.
Mehr Informationen sowie eine Download-Möglichkeit für die vollständige Studie finden Sie hier:
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