Wer feiert nicht gern! Feste und Festkulturen haben in Geschichte und Gegenwart immer eine wichtige Rolle gespielt. Ob privat oder öffentlich, ob aus familiären, religiösen oder politischen Gründen gefeiert wurde, es wurden Gemeinschaftserlebnisse zelebriert, der gesellschaftliche Zusammenhalt erfahren und gestärkt. Mitunter wurde dabei, nicht nur auf wilden Künstlerinnen- und Künstlerfesten, Tabus gebrochen Insofern haben Feste, wie es in der Ankündigung zu der Ausstellung „The Fest“ im Wiener Museum für angewandte Kunst heißt, „zu aktivistischen Experimenten oder auch zu künstlerischen Ansagen herausgefordert“. Manchmal reiche ein Champagnerglas oder eine verbotene Kostümierung, ein immersiver Partysound oder eine Festinszenierung, um „Überraschungen und sogar Provokationen auszulösen“. Dementsprechend hat ein ephemeres Ereignis wie das Fest immer wieder Gestalter*innen aus Kunst, Architektur, Design und Musik veranlasst, „Gestaltungstraditionen und Kunstdiskurse in die Exzesse einer wilden Nacht oder in die Feier eines würdigen Anlasses zu übersetzen“. Umgekehrt haben die „vergänglichen Freiheiten des Feierns“ die Fantasie beflügelt und zu neuen Formaten angeregt.
Die MAK-Ausstellung „The Fest. Zwischen Repräsentation und Aufruhr“ will deshalb vom 14. Dezember bis zum 7. Mai 2023 Kultur- und Sozialgeschichte lebendig werden lassen und die „Bedeutung von Gestaltungsstrategien für gelebte Alltagskultur“ beleuchten. Dafür spannt sie den zeitlichen Bogen „von der beginnenden Aufklärung über neue Festkalender einer sich formierenden Arbeiterklasse zu Zeiten der Industrialisierung bis hin zu aktuellen Formaten des Festlichen“. Verwegene Maskenbälle des Rokoko, Feste künstlerischer Avantgarden der Zwischen- und Nachkriegszeit werden ebenso ins Gedächtnis gerufen, diskutiert und zelebriert wie verbotene Raves. Die Liste der teilnehmenden zeitgenössischen Künstler*innen ist lang und reicht von Astro Polygon und Petra Bacher bis zu Heimo Zobernig und Matthias Zykan. Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche, von Lilli Hollein, Brigitte Felderer und Anne-Katrin Rossberg herausgegebene Publikation im Birkhäuser Verlag zum Preis von 49 Euro.
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